Richtfest an der Lornsenstraße - Bürgervorsteher will Inselcharakter erhalten
Zweifel an neuen Appartements
Foto: M. MagulskiWesterland. (P.M.) Vor wenigen Tagen feierte in Westerland das „Lornsen am Strand“, eine aufwändige Appartement-Anlage, mit vielen Gästen Richtfest. Wo einst an der Lornsenstraße das Hotel „Vier Jahreszeiten“ stand, entstehen zur Zeit auf dem 2.600 Quadratmeter großen Grundstück vier Gebäude mit insgesamt 43 Ferienwohnungen. Bauherr ist die „Matrix-Gruppe“, ein Immobilienunternehmen, das 2003 in Hamburg gegründet wurde. Die Firma investiert rund 50 Millionen Euro an dem Standort, um dort Appartements im Luxus-Segment entstehen zu lassen. Während sich die Projektentwickler über den Baufortschritt freuen, löst die Entwicklung in der Ortspolitik Besorgnis aus.
Die neuen Ferien-Domizile liegen in der Größe zwischen 60 und 100 Quadratmetern und werden zu Preisen von 725.000 und 1.5 Millionen Euro angeboten. 30 der Luxus-Appartements wurden, so hörte man beim Richtfest, bereits verkauft. Einst stand auf dem strandnahen Gelände das im Jahr 1914 eingeweihte Hotel „Vier Jahreszeiten“, ein alter Gründerzeit-Bau im „Bäderstil“, der nach dem Verkauf an die neuen Besitzer abgerissen wurde. Die Matrix-Projektentwickler kündigen in einer Pressemitteilung an, dass sie noch große Pläne haben: „Für den Geschäftsbereich ,Neue Lieblingsplätze‘ sind weitere Projekte an Nord- und Ostsee geplant. So auch auf Sylt.“ Wo genau auf der Insel weitere Ferienwohnungen entstehen sollen, ließen die Sprecher des Unternehmens beim Richtfest offen. Solche Pläne lösen in der Sylter Politik nicht unbedingt Begeisterung aus. In den Grundsätzen, die sich die Gemeindevertretung bis zum Ende der Wahlperiode gegeben hat, steht der Bau von Dauerwohnraum im Vordergrund. Der Ausweitung des touristischen Angebots soll hingegen Grenzen gesetzt werden. So sieht es auch Bürgervorsteher Frank Zahel (CDU): „Wir hatten leider im konkreten Fall keine rechtlichen Mittel, diesen Komplex zu verhindern. Um den Charakter der Insel zu erhalten, müssen wir die planerischen Grundlagen schaffen, den Bau neuer Ferienimmobilien zu verhindern.“ Der Bürgervorsteher, der vorher Vorsitzender des Bauausschusses war, will sich auf breiter Front in der Gemeindevertretung dafür einsetzen, alle Mittel auszuschöpfen, den Bau neuer Zweit- und Ferienwohnungen zu verhindern. Mit dieser Forderung findet er auch bei anderen Parteien Mitstreiter. So unterstützt Holger Weirup, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Gemeindevertretung, die Haltung Zahels: „Wir müssen über alle Parteigrenzen hinweg gemeinsam daran arbeiten, dass in unserer Gemeinde solche Projekte nicht mehr entstehen. Es bedarf eines langen Atems, um mit unseren begrenzten rechtlichen Möglichkeiten als Gemeindevertretung das Problem nachhaltig zu lösen. Wenn wir in manchen Bereichen auch andere Vorstellungen haben, in diesem Punkt müssen wir alle zusammenstehen.“ Für den Bürgervorsteher ist das Anliegen eine Herzensangelegenheit: „Wir sind bestimmt nicht gegen Tourismus und freuen uns über jeden, der unsere Insel mag. Doch Sylt verliert seinen Charakter als gelungene Verbindung von Natur und Kultur, wenn wir jetzt nicht Grenzen ziehen. Nach meiner Ansicht darf hier keine neue Ferienwohnung mehr entstehen!“
/ veröffentlicht am: 05.10.2021