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Modellprojekt ermöglicht Berufsabschluss

Von der Spüle an den Herd

Foto: Peter Marnitz Von links: Solveig Jacobsen sowie Claas Eric und Anja Johannsen.

Keitum.(P.M.) Für Solveig Jacobsen und Claas-Eric Johannsen ist die Welt in Ordnung. Sie sind sehr zufrieden miteinander und loben das gegenseitige Engagement. Sie sind auf dem Weg zu einem gemeinsamen Ziel. Dabei sind sie von unterschiedlichen Positionen an den Start gegangen. Claas-Eric Johannsen ist Chef des Hotels Benen-Diken-Hof und Solveig hat dort 2007 als ungelernte Spülkraft angefangen. Für den Hotelchef ist es eine Herzensangelegenheit, mit gut qualifizierten Menschen zusammenzuarbeiten. Die Spülhilfe, die vorher nie die Chance für einen Ausbildungsabschluss hatte, wollte schon immer „mehr aus sich machen“.

Dank eines Modellprojekts der Flensburger Agentur für Arbeit haben beide ihr Ziel schon fast erreicht. Unter dem Motto „Büffeln statt arbeitslos“ wurde das Projekt der „Teilqualifizierung“ entwickelt.

Die Idee hinter dem Modell ist, ungelernte, aber engagierte Mitarbeiter in der eher saisonschwachen Winterzeit in drei Jahren und sechs Ausbildungsmodulen fit für einen ordentlichen Gastronomie-Abschluss vor der IHK zu machen.

Getragen wird diese „Teilqualifizierung“ mit dem Ziel eines anerkannten „Gesellenbriefs“ von der Agentur für Arbeit, der IHK Flensburg, des Dehoga Schleswig-Flensburg und der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein, die für den theoretischen Ausbildungsteil sorgt.

Vorteile haben sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Während der Qualifizierungszeit können dank eines Zuschusses der Arbeitsagentur die teilnehmenden Mitarbeiter ganzjährig, also auch während der Unterrichtszeiten bezahlt werden. Die Gefahr der Arbeitslosigkeit reduziert sich für qualifizierte Arbeitnehmer drastisch. Im Februar 2020 kamen 72 Prozent der Arbeitslosen in der Gastronomie aus ungelernten oder nur angelernten Beschäftigungen.

Arbeitgeber sehen es in der Regel als Vorteil an, qualifizierte Mitarbeiter zu beschäftigen, die sich langfristig dem Betrieb verbunden fühlen. Darüber hinaus trägt diese Form der Qualifizierung zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Gastronomie bei.

Bisher sind es 18 Männer und Frauen, die Anfang 2020 mit der „Teilqualifizierung Hotellerie und Gastronomie“ begannen. Eine von ihnen ist die inzwischen 40-jährige Solveig Jacobsen. Sie fing 2007 als Spülhilfe im Benen-Diken-Hof an und fiel durch ihr weit über den Job hinausgehendes Interesse dem Hotelchef und seiner Frau Anja Johannsen auf. „Wir legen hier ganz großen Wert auf Ausbildung. Alle Mitarbeiter müssen sich dazu bekennen, die Ausbildung zu fördern“, erklärte Claas-Eric Johannsen das Arbeits- und Lebensprinzip des Betriebes. So stand für das Hotelier-Ehepaar von vornherein fest, die wissbegierige Frau an der Spüle zu fördern. So wuchs Solveig Jacobsen schnell in das Team des Frühstücksservices hinein. Sie engagierte sich so, dass sie seit mehr als einem Jahr die Azubis in diesem Bereich als Ansprechpartnerin für das erste halbe Ausbildungsjahr betreut. „Als wir hier vom Modell der Teilqualifizierung hörten, fiel uns sofort Solveig ein“, erinnert sich der Hotelchef. „Ich habe eine Nacht darüber geschlafen, dann habe ich zugesagt. Das habe ich nicht bereut, obwohl das manchmal echt anstrengend ist, sich noch einmal so aufs lernen einzulassen. Ich habe aber ein Ziel vor Augen, das ich erreichen möchte“, ist Solveig Jacobsen noch immer begeistert. Dass sie sich immer intensiv um die Hotel-Azubis gekümmert hat, kommt der ehrgeizigen Mitarbeiterin jetzt buchstäblich zugute: „Der Küchenchef, der sich jetzt um meine Ausbildung kümmert, ist als Auszubildender von mir betreut worden.“

Die Prüfungsergebnisse der ersten Ausbildungsmodule sorgen bei allen Beteiligten für einen gewissen Stolz, zieren die Zeugnisse doch durchweg das Urteil „sehr gut“. Der Weg von der Tellerwäscherin zur Köchin sieht erfolgversprechend aus.


/ veröffentlicht am: 19.07.2021
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