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Im Portrait: Pastorin Dr. Christiane Eilrich

Von den Morsumern begeistert

Foto: M. Fuchs Pastorin Dr. Christiane Eilrich auf ihrem „Porsche-Traktor“

Von Frank Berno Timm

Morsum. Pastorin Dr. Christiane Eilrich geht selbst ans Telefon. Sie hat hörbar Freude am Gespräch, ist zugleich schlagfertig und reflektiert. Sehr schnell ist man mit ihr in einer Unterhaltung über die Situation der evangelischen Kirche angekommen, und das betrifft bei weitem nicht nur ihre Gemeinde. „Wir sollen zum Glauben ermutigen“, sagt sie, „die eigenen Glaubenserfahrungen miteinander teilen“. Das sei eine Verantwortung für alle, bekräftigt die Theologin, die keine „pastorale Alleinunterhalterin“ sein will. Es sei ja auch viel überzeugender, wenn Menschen über ihren Glauben sprechen würden, „die nicht dafür bezahlt werden“.

Aber das geht alles nicht so einfach. Nicht, dass Ehrenamtliche fehlten – wer mitmache, tue schon oft viel zu viel. Aber bei ihrem Personal hat die Kirche ein immenses Nachwuchsproblem: Viele Pastoren gehen in den nächsten Jahren in Ruhestand. Auf Sylt sieht ein Plan vor, die Zahl der Pastorenstellen von jetzt sieben auf drei im Jahr 2030 zu kürzen. Fast noch schlimmer: Christiane Eilrich arbeitet auf einer 75-Prozent-Stelle „150 Prozent“, wie sie berichtet. Ihr Mann Lutz Eilrich, ein pensionierter Gewerkschafter, betätigt sich ehrenamtlich in der Gemeinde – ebenfalls zu 100 Prozent.

Alles, was in der Morsumer evangelischen Kirchengemeinde passiert, läuft über den Tisch der Theologin, die auch Vorsitzende des Kirchengemeinderats ist.
Auch die Mitgliederzahlen gehen zurück. In Morsum, berichtet Christiane Eilrich, gehört noch die Hälfte der Einwohner dazu. Die Menschen in den Fünfzigern sehe man sonntags nicht, viele wüssten mit Kirche gar nichts mehr anzufangen, manch einer empfinde einen Gottesdienst als „gruselige Veranstaltung“. Und die Theologin fragt sich: „Was ist da passiert?“

Das Anliegen Christiane Eilrichs ist es vor diesem Hintergrund, zu zeigen, was im Zusammenwirken der Vereine im Dorf das „spezifisch Kirchliche“ an der Morsumer Gemeinde ist, in der sie manches erst ordnen musste. Begeistert erzählt sie von neuen Gottesdienstformen: einem Reitergottesdienst etwa, den es in Morsum seit 20 Jahren gibt. Und, zum ersten Mal, einem Treckergottesdienst. Die Pastorin knatterte selbst mit einem solchen Vehikel durchs Dorf, die Beteiligung war mit 30 Traktoren enorm – und trotz Corona konnte die Premiere stattfinden. Apropos: Christiane Eilrich findet, obwohl die Kirche oft „ihr eigenes, nicht jedem nachvollziehbares Ding“ mache, dass sie sich in der Corona-Krise richtig verhalten habe. Es gebe eine Verantwortung für die Gesundheit aller, „wir sind da eher noch vorsichtiger als andere“. Dennoch: Die ersten Regeln, als man Quadratmeter für jedes Gemeindeglied im Gottesdienst ausrechnete, seien überzogen gewesen.

Christiane Eilrich ist froh über einen Kreis von Ehrenamtlichen, der im Morsumer Gottesdienst die Lesungen aus der Bibel übernimmt (sie werden Lektoren genannt). Sie schwärmt von den Morsumern – und das aus offensichtlicher Begeisterung. Immer wieder ist Christiane Eilrich mit ihrem Mann und den zwei Hunden draußen unterwegs. Die Pastorin, das ist nicht zu überhören, lässt sich nicht irre machen, ist dabei unverbittert und positiv. Das ist viel.


/ veröffentlicht am: 27.12.2020
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