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Gastbeitrag für Ostern 2021 von Pastorin Susanne Zingel (Keitum)

Von den leuchtenden Bildern

Foto: C. Kleemann Susanne Zingel ist Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde Keitum und hat den Gastbeitrag der evangelischen Kirche geschrieben.

Insel Sylt. In der Osternacht wird die Osterkerze als das Lebenslicht von Jesus in die ganz dunkle Kirche hineingetragen. Dann erzählen wir die unglaubliche Geschichte, dass Jesus durch den Tod hindurchgegangen ist. Er war im Totenreich und von dort ist er wieder zurück ins Leben gekommen. Sein Lebenslicht ist nicht verloschen, darum geht überall dort, wo Jesus zu finden ist, ein Licht auf. Die Osterkerze leuchtet neben dem Taufstein von St. Severin und verwandelt ihn in einen Wunderbrunnen. Alle, die hineinschauen, werden auf wundersame Weise schöner. Sein Messingeinsatz leuchtet so golden, dass er jeden Betrachter in ein warmes, weiches Licht hüllt. An diesem Taufstein wird jedem Täufling gesagt: „Dein Lebenslicht wird in alle Ewigkeit leuchten. Selbst wenn du durch ein finsteres Tal gehst, soll Dir ein Licht auf dem Weg leuchten und Du selbst wirst ein Lichtblick sein.“ Hoffnungsbilder können wir in dieser Zeit gut brauchen. Denn wer hätte vor einem Jahr geglaubt, dass wir uns auch ein Jahr später noch immer im Ausnahmezustand befinden? Und wer kann vorhersagen, wann und wie es weitergeht? Ungewissheit lässt sich schwer aushalten. Vor einer Katastrophe möchte jeder Mensch fliehen, anstatt im Stillstand zu verharren. Starke Gefühle wie Angst und Unsicherheit werden dann so unerträglich anstrengend, dass sie leicht in Vorwürfe und Wut umschlagen. Viele Menschen sind „mütend“ – sie sind müde und wütend in einem. Dagegen gibt es aber auch leuchtende Bilder. In diesem Jahr ging ein wahrhaft österlicher Satz um die Welt. Die junge Dichterin Amanda Gorman hielt bei der Einführung von Joe Biden eine vielbeachtete Rede und sagte darin: „Also während wir uns einst fragten, wie wir jemals diese Katastrophe überstehen könnten, stellen wir jetzt fest:

Wie könnte eine Katastrophe jemals uns überstehen.“ (So while once we asked, how could we possibly prevail over catastrophe? Now we assert how could catastrophe possibly prevail over us?)Ganz sicher wird der Tag kommen, an dem wir auf die gegenwärtige Zeit zurückschauen. Irgendwann wird diese Pandemie Vergangenheit sein. Aber alles, was wir jetzt erleben, wird nicht einfach vorbei sein. Wirklich Wichtiges lässt sich immer wieder vergegenwärtigen. Es geht nicht verloren. Ich wünsche mir, dass es vieles geben wird, worauf wir, wenn wir Jahre später auf diese Zeit zurückschauen werden, stolz sein können. Weil wir etwas zusammen gemeistert haben, was wir nicht für möglich gehalten hätten. Oder wofür wir ein Leben lang dankbar bleiben, weil es uns weiser, menschlicher und demütiger gemacht hat. Wir haben im vergangenen Jahr in der Gemeinde erlebt, dass sich wirklich fast alles aufschieben und verschieben lässt, bis auf Trauerfeiern. Trauernde können nicht warten, sie bleiben nicht stehen. Sie erzählen von wunderbaren Erinnerungen, sie lachen unter Tränen. Sie sind ganz am Boden, aber gerade mit dem Schmerz aufrichtiger Liebe sind sie allem nahe, was im Leben Sinn macht. So muss es einmal mit Ostern angefangen haben. Die Jünger waren zu Tode betrübt. Aber sie sind nicht stehen geblieben. Sie sind herausgetreten, standen im Licht des Ostermorgens und erzählten von wunderbaren Erinnerungen: „Denn es gibt immer Licht, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.“

For there is always light, if only we’re brave enough to see it.
If only we’re brave enough to be it.


/ veröffentlicht am: 31.03.2021
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