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Amtsgemeinden informieren sich über Wechsel

Verwaltung in der Diskussion

Foto: Peter Marnitz Das Rathaus in Westerland erledigt auch die Verwaltung für die Amtsgemeinden.

Insel Sylt.(P.M.) In Zeiten der Pandemie hat die Insel Sylt eigene Sicherheitsregeln entwickelt, die sich durchaus von Lösungen auf dem Festland unterscheiden. Diese Regeln galten und gelten von Hörnum bis List. Überwacht wurde die Einhaltung der Regeln von einer gemeinsamen Verwaltung. Das wird in allen Inselgemeinden durchaus gelobt. Doch schon seit einiger Zeit werden Stimmen laut, die mit der gemeinsamen Inselverwaltung äußerst unzufrieden sind. Ein zentraler Punkt für die Unzufriedenheit ist sicher in der Gemeinde-Konstruktion der Insel begründet. Auf knapp 40 Kilometern von Süd nach Nord verteilen sich fünf selbstständige Gemeinden mit jeweils eigenen Gemeindevertretungen. Hörnum, Wenningstedt-Braderup, Kampen und List steht die „Großgemeinde“ Sylt mit den Ortsteilen Westerland, Rantum und Keitum, Munkmarsch, Archsum, Tinnum und Morsum gegenüber. Eine eigene Verwaltung hat nur die Gemeinde Sylt mit ihren rund 13.800 Einwohnern. Die anderen Gemeinden mit ihren insgesamt rund 4.500 Einwohnern haben die Verwaltungsaufgaben per Vertrag an die Gemeinde Sylt übertragen. So entstand das „Amt Landschaft Sylt“. Alle für das Amt wichtigen Entscheidungen werden vom Amtsausschuss, der mit Vertretern der vier Amtsgemeinden besetzt ist, getroffen. Die Amtsvorsteherin Katrin Fifeik, Bürgermeisterin der Gemeinde Wennigstedt-Braderup, ist Leiterin dieses Ausschusses. In diesem Gremium, das von der Öffentlichkeit oft wenig beachtet wird, stand in seiner jüngsten Sitzung im Juli ein Punkt auf der Tagesordnung, der aufhorchen ließ.

Es war der „Bericht des Bürgermeisters der Gemeinde Ascheberg in Holstein zur Zusammenarbeit als Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Quickborn.“
Die kleine Gemeinde Ascheberg wurde über Jahre von der Nachbargemeinde Plön, genauer vom Amt Plön, verwaltet. Nach einem Beschluss der Gemeindevertretung wird Ascheberg seit dem 1. Januar 2021 von der rund 80 Kilometer entfernt liegenden Gemeinde Quickborn verwaltet.

Dass sich die Sylter Amtsgemeinden darüber informieren, wie ein Wechsel des Verwaltungsstandortes funktioniert, wird auf der Insel unterschiedlich bewertet. Die Amtsvorsteherin, Katrin Fifeik, erklärt den Besuch des Gastes aus Ascheberg betont sachlich: „Es gibt einen Geschäftsführungsvertrag des Amtes zur Verwaltung der vier Gemeinden. Dieser sollte regelmäßig überarbeitet werden. Dafür erschien es dem Amtsausschuss sinnvoll, Information einzuholen, wie eine andere Gemeinde dies geregelt hat.“

Die SPD der Gemeinde Sylt sieht dagegen eine Entwicklung zur weiteren Teilung der Insel.
Bürgermeister Nikolas Häckel ist als Rathauschef der Gemeinde Sylt auch Chef der Amtsverwaltung. Der frisch in diesem Jahr in seinem Amt bestätigte Sylter hat durchaus Verständnis für die „gefühlte Ungerechtigkeit“ in den kleineren Amtsgemeinden. Er betont aber deutlich, dass seine Verwaltung schnell auf eventuelle Klagen reagiert: „In den Amtsgemeinden besteht von jeher das Gefühl, dem Zentrum zu unterliegen (…) Immer wieder werden Kleinigkeiten benannt, die dann umgehend behoben werden.“

Für den Bürgermeister ist es selbstverständlich, den Vertrag zwischen den Gemeinden den aktuellen Gegebenheiten anzupassen: „Daher mein Wusch an die Amtsvorsteherin, nicht erfüllte Erwartungen zusammenzustellen, um gegebenenfalls besser zu werden.“

Häckel steht einer Neufassung des Geschäftsführungsvertrages auf keinen Fall im Wege. Als Sylter wünscht er sich natürlich, dass die Insel mit einer Stimme ihre Interessen vertritt und möglichst gemeinsam handelt. Er sieht nicht unbedingt Vorteile, wenn die Amtsgemeinden vom Festland aus verwaltet würden, wies aber auch darauf hin, dass im Rahmen digitalisierter Dienstleistungen für den Bürgerservice nicht immer ein persönlicher Kontakt mit dem Amt nötig sei.

In Teilen der Politik auf der Insel wird die Entwicklung durchaus als Warnzeichen interpretiert. Für die Sylter SPD hat die Einigkeit der Insel einen ganz hohen Stellenwert, so die Sylter Parteivorsitzende Regine Scheuermann und der Fraktionsvorsitzende Holger Weirup. „Die Interessen der Insel können nur dann wirkungsvoll vertreten werden, wenn wir mit einer Stimme sprechen. Wir streben zwischen Hörnum und List mehr statt weniger Gemeinsamkeiten an. Unser Ziel ist letztendlich eine gemeinsame politische Interessenvertretung aller Bürger der Insel.“

Kommentar von Peter Marnitz

Mehr Einigkeit!

Man löst häufig Kopfschütteln aus, wenn man einem Großstädter die Gemeinde-Konstruktion der Insel Sylt zu erklären versucht. Da leben gut 18.000 mit erstem Wohnsitz gemeldete Menschen in fünf selbstständigen Gemeinden mit eigenen Gemeindevertretungen und fünf Bürgermeistern oder Bürgermeisterinnen. Wobei zu bedenken ist, dass der Bürgermeister der mit 13.800 Einwohnern größten Gemeinde Sylt der Chef der Verwaltung ist, die die vier kleinen und von der Gemeinde Sylt unabhängigen Amtsgemeinden mitverwaltet. Über diese Verwaltung wacht dann ein Amtsausschuss, dessen Mitglieder von den vier Gemeindevertretungen der Amtsgemeinden dorthin entsandt werden. Gleichzeitig gibt es noch Zweckverbände und Gesellschaften, die teils für alle Gemeinden und teilweise nur für einige Gemeinden Aufgaben erledigen.

Diese Zersplitterung nimmt zwar auf historische Befindlichkeiten Rücksicht. Zeitgemäß ist das aber auf keinem Fall! Geht es um die Probleme der Insel, die im Zeichen von Klimawandel und Verkehrsentwicklungen nicht kleiner werden, geht kein Weg am gesamtinsularem Handeln vorbei. Die Insel braucht Einigkeit. Eine Sturmflut trifft nicht nur List oder Hörnum – alle müssen die Küste schützen!


/ veröffentlicht am: 05.08.2021
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