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Gastbeitrag von Pastor Simon Ulrich, ev. Kirchengemeinde Westerland

Über das rot-weiße Weihnachtswunder

Foto: Pastor Simon Ulrich< Über ein rot-weißes Weihnachtswunder berichtet Pastor Simon Ulrich in seinem Gastbeitrag.

Einmal habe ich dieses rot-weiße Weihnachtswunder erlebt. Und das wirkt bis heute nach bei mir. Rot auf weiß. Weihnachtsfarben. Viele meinen, diese Farben habe der Weihnachtsmann und Weihnachten an sich durch eine geschickte Marketingkampagne eines großen Getränkeherstellers aufgeprägt bekommen. Für mich ist das anders:
Ich war Jugendlicher, irgendwo zwischen nicht-mehr-Kind und noch-nicht-erwachsen. Auf jeden Fall war ich schon zu alt und „erfahren“, um noch kindlich an Wunder zu glauben, meinte ich. Damals blühte in unserem Garten kurz vor Weihnachten eine knallrote Rose auf. Gerade hatte es geschneit. Das Rot wurde durch den weißen Schnee besonders betont und hervorgehoben. Sie war nicht gerade schön gewachsen, aber diese einzelne Blüte war trotzdem ein Hingucker. „Irgendwie cool, wie die da so blüht mitten im Winter“, dachte ich. Das war‘s. Irgendwie cool.
Wenig später hörte ich meinen Vater reden über diese Rose. Er schien mir tief gerührt. Er erzählte etwas vom Leben mitten in der toten Jahreszeit, vom Leuchten im Dunkel. Weihnachtswunder. Seine Augen glänzten ein wenig und er sah zufrieden aus. Ich schaute noch einmal zu der Rose, sah aber nicht mehr als vorher.
Wenige Tage später war Heiligabend. In der Kirche sangen wir ,Es ist ein Ros´ entsprungen‘… mitten im kalten Winter, wohl zu der halben Nacht.‘
Die Weihnachtsgeschichte wurde erzählt. Von Maria und Joseph, die sich gegen alle Widrigkeiten zur Geburt ihres Kindes auf den Weg nach Bethlehem begeben hatten. Von den Hirten, denen in dunkler und vermutlich sehr kalter Nacht Grund zur Hoffnung gegeben und zugesungen wurde. Wie sie diese Hoffnung in sich spürten und als Gewissheit in die Welt erzählten: Das Weihnachtskind bringt Frieden und Zufriedenheit. Allen Menschen, sogar uns.
Am nächsten Morgen fiel mein Blick zufällig noch einmal auf die Rose in unserem Garten. Und da spürte ich, wie das Wunder-Gefühl mich ergriff. Ich war plötzlich ganz gerührt von dieser Rose da im Garten. Mitten im Winter, der Kälte trotzend. Ich spürte Hoffnung und Zufriedenheit in mir. Es war nicht mehr nur irgendwie cool. Es war mir viel mehr geworden. Ich verstand die besondere Andächtigkeit meines Vaters, spürte sein Wundergefühl. Da stand das lebendige Symbol der Weihnachts-Hoffnung. Niemand hätte mitten im Schnee mit dieser Lebenskraft gerechnet. Hoffnung setzt sich durch gegen alle Wahrscheinlichkeit und gegen alle Erfahrung der Lebenswirklichkeit.
Mittlerweile entdecke ich diese Art von Wundern selbstständig. Einige im Winter blühende Rosen habe ich nun schon gesehen. Und jedes Mal wird mir warm ums Herz. Doch für das erste Wunder-Spüren brauchte ich Hilfe, einen Impuls von außen. Jemanden, der mir sagte: „Schau mal: Ein Wunder – Grund zur Hoffnung.“ So wie die Engel es den Hirten zugerufen hatten. Ich brauchte einen Stups, der mich wieder kindlich offen sein ließ für Dinge, die ich eigentlich nicht mehr für möglich halten wollte.
Die dritte Strophe des Liedes von der Rose singt: Das Blümelein so kleine, / das duftet uns so süß; / mit seinem hellen Scheine vertreibt‘s die Finsternis.
Es gibt viele solcher Wunder da draußen. Mitten in der Welt, die in diesen Tagen auf so unterschiedliche Arten dunkel zu sein scheint. Und es ist unbedingt nötig, dass wir uns gegenseitig auf sie hinweisen. Schau mal: ein Wunder. Es muss ja nicht immer rot-weiß sein.

Ein gesegnetes Fest
Ihr
Pastor Simon Ulrich


Geschrieben von: Pastor Simon Ulrich< / veröffentlicht am: 20.12.2023
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