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„Gesucht-Gefunden Sylt“-Gruppe: Große Hilfe für junge Mutter

Tränen des Glücks flossen

Foto: GGS

Insel Sylt.(red/hwi) Der folgende Bericht von Björn Nielsen von der Facebook-Gruppe „Gesucht-Gefunden Sylt (GGS)“ erreichte die Redaktion vor kurzem. Wir veröffentlichen ihn gerne:

„Nach dem ,Einsatz in vier Wänden‘ mit Gesucht-Gefunden Sylt ist das Projekt jetzt erfolgreich abgeschlossen worden. Anfang Januar wurde der Facebook-Gruppe von verschiedenen Syltern der Fall einer jungen, schwangeren Sylterin gemeldet, die völlig verzweifelt vor einem unübersichtlichen Berg diverser Probleme stand. Die GGS-Aktiven nahmen sich dieser Hinweise an und die stellvertretende Vorsitzende Heike Kulk und ihr Mann Torsten fuhren zu dieser Frau und sondierten die Lage. Die sollte sich dann als ziemlich ernst herausstellen: Zunächst verstarb ihre Oma – und danach, kurz vor Weihnachten, auch noch ihr Vater.

Zwei Haushalte auflösen
Komplett allein, sah sich die junge Frau jetzt vor die Aufgabe gestellt, beide Haushalte auflösen zu müssen, beide Beerdigungen zu organisieren und bezahlen zu müssen. Das Ganze hochschwanger und mitten in der Pandemie.
Berge von Papierkram mussten bearbeitet werden, und Geld für die Bezahlung von allem war nicht vorhanden. Hinzu kam, dass die Wohnung der Schwangeren eigentlich schon zu klein für sie selbst war und sie deshalb mit dem zu erwartenden Kind gern in die günstige 3-Zimmer-Wohnung ihres verstorbenen Vaters umziehen wollte. Diese Wohnung war allerdings in einem bemitleidenswerten Zustand – diese Wohnung war schlichtweg unbewohnbar. Niemand konnte da einziehen ohne umfangreiche Sanierungsarbeiten.

Berge von Habseligkeiten
Berge von angesammelten Habseligkeiten eines gesamten gelebten Lebens türmten sich in den Räumen. Die komplette Elektrik war uralt und an manchen Stellen gab es gefährliche Stellen, Bodenbeläge waren abgenutzt, im Bad fehlten Fliesen, weitere drohten herunterzufallen. Die Küche und auch das Bad waren komplett unbrauchbar.
Heike und Torsten stürzten sich zunächst in den Papierkrieg, der hatte Priorität. Erbteile mussten ausgeschlagen werden. Und mit der Wohnungsbaufirma war zu klären, dass die Wohnung des Vaters durch die Tochter übernommen wurde.

Geburt vor der Tür
Glücklicherweise gibt es gute Beziehungen zu den Notaren Eis & Wendt, die in Rekordzeit die Anliegen bearbeiteten. Zeit war knapp, stand doch der Geburtstermin direkt vor der Tür. Noch am selben Tag, nach einem Notartermin, musste die werdende Mutter nach Flensburg in die Klinik fahren – der Stress hatte eine Frühgeburt zur Folge. Am 30. Januar kam ein gesunder Junge zur Welt. Nun gab es einen Grund mehr, dass sich die GGS-Aktiven ins Zeug legten.

Eine Menge Arbeit
Papierkram war das eine, aber mit der Wohnungssanierung lag ein noch viel größeres Problem vor den Aktiven: Eine Menge Arbeit wartete – und ein hoher Kostenberg. War das überhaupt zu stemmen? Man zögerte und beratschlagte, man zweifelte und diskutierte, aber irgendwann war klar: Herz in die Hand, man versuche es wenigstens, auch wenn das Projekt riskant bis tollkühn schien. Die Miete für die Wohnung lief natürlich weiter, der Förderverein übernahm. Mangels Erbschein gab‘s noch keinen neuen schriftlichen Mietvertrag mit der Bochumer Vermietgesellschaft, man musste auf deren Wort vertrauen und auf die aktuelle Rechtslage bauen. Also ging‘s los! Björn bat in der Facebookgruppe GGS nach anonymisierter Schilderung des Falls um finanzielle Hilfe, um Man- und Womanpower. Und schon ging eine überwältigende Lawine an Hilfsangeboten ein: Wiedermal war Verlass auf die GGS-Truppe. Gänsehaut, alle waren angefasst, das tat alles sehr gut. Innerhalb kürzester Zeit verfügte die Gruppe über gut 5.000 Euro, für diesen Zweck gebundene Mittel. Und sie verfügte über eine Zusage in unbekannter Höhe von einer befreundeten Stiftung.

Die aktiven Helfer
„Containerdienst Stephan Wendt“ stellte kostenlos einen Container parat, der in Windeseile mit Bauschutt befüllt wurde. Remondis machte innerhalb kürzester Zeit einen Termin klar zur Sperrmüllentsorgung. Elektro Wilkens besorgte sämtliches Elektromaterial vom Verteilerschrank bis zur Steckdosenabdeckung und Benjamin van Wahnem hat die gesamte Installation übernommen. Die Firma Hans-Jürgen Klein hat die komplette Badsanierung und eine kleine Küchenzeile aus den Ausstellungsräumen gespendet, die Sylt Arbeiter bauten bei Hans-Jürgen Klein ab und in der Wohnung wieder auf. C. G. Christiansen stiftete sämtliche Bodenbeläge, die Peter Simon, Stefan Moeller und Dodo fachmännisch verlegt haben. Patrick Nevermann hat Bad und Küche perfekt gefliest und die Wand für die neue Dusche gestellt. Die Tischlerei Kühl hat die Decke im Flur abgehängt und die Tischlerei Dirk Nielsen hat alle Fußleisten montiert. Dann kamen mit Patrick Messer und Dennis Frigge die Oberflächenveredler zum Zug – und die hatten richtig viel zu tun: spachteln, tapezieren, Wände und Türen streichen. Langsam wurde es immer ansehnlicher und heller in der Wohnung. Und sie begann neu zu riechen: nach Gips, Silikon, Farbe und neuem Fußboden.

Tränen des Glücks flossen
Die Mutter kam immer mal mit ihrem Sohn vorbei, um zu schauen, Kaffee zu kochen und zu helfen, wo es irgend ging. Immer wieder flossen dabei Tränen des Glücks und der Fassungslosigkeit, dass sowas möglich ist. Das war ehrlich gesagt der schönste Lohn, den sich alle Helfer wünschen konnten. Die letzten Handgriffe haben vor Kurzem noch die Firmen Flintermann Interieur und Wohndesign Kiose übernommen. Große Unterstützung gab es auch von Familie Sievers, deren Firma Sylter Küchen demnächst noch einen Herd in die Küchenzeile integriert und die auch finanziell eine große Hilfe war. Nun sind Mama und Sohn bereits in ihr neues Heim eingezogen und fühlen sich sehr wohl dort. Heike und Torsten Kulk haben sich aufopferungsvoll um die beiden gekümmert, den gesamten Wohnungsumbau organisiert und zusätzlich selbst mit angepackt – und das wochenlang fast täglich. Parallel haben sie eine tolle Beziehung zu Mutter und Sohn aufgebaut und werden sie auch weiterhin begleiten, als gute Freunde und – wenn es sein muss – sicher auch als Unterstützer.

Diese Helfer waren dabei
Und diese freiwilligen Helfer waren bei der großen Hilfsaktion dabei: Patrick Messer, Benny van Wahnem, Hendrik Nevermann, Peter Simon, Nico Matzhöfer, die „Finde deine Linie“-Crew, Charlie Magda und Lisa, Maria Moritz, Stefan Möller und Dodo, Pawel Majster und Team, Waldemar Szcucur, Ronald Thormeyer, Frank Zahel, Stephan Wendt, Dirk Nielsen und Sohn, Sönke Becker und Kollege, Sascha van der Haar und Kollegen, Dennis Frigge, Kevin Madyouni, Notariat Eis & Wendt mit Kollegen, Bürgermeister Nikolas Häckels Fonds „Familien in Not“, Familie Sievers, Stefanie Flintermann, Olaf und Birgit Klein, Hasib Harry und Jörg, Matze Petersen, Johannes Voss, Patrick-Maximilian Müller, Volker und Anja Kiose, Ebi‘s Garten- und Landschaftsbau und Jahwe Nielsen. Ein dickes Danke auch an alle, die dieses Projekt durch ihre Geldspenden finanziell unterstützt haben – und an diejenigen, die ihre Hilfe angeboten haben, aber dann doch nicht zum Zuge kamen durch das überwältigende Überangebot.

Ein erfolgreiches Projekt
Die Gruppe der Helfer ist jetzt glücklich und zufrieden, alles hinbekommen und das Projekt erfolgreich abgeschlossen zu haben. Geklappt hat es am Ende nur durch den gigantischen Zusammenhalt innerhalb der Gruppe ,Gesucht-Gefunden Sylt‘, in Verbindung mit der Situation, dass der Lockdown auf Sylt vielen Leuten diesen zeitlichen Spielraum gegeben hat. Und in einem sind sich alle einig: Auch, wenn es zeitweise Spaß gemacht hat, auch, wenn nichts im Lockdown so gut tat wie gemeinsam Gutes zu tun – nochmal brauchen die Aktiven sowas nicht. „Also habt weiter ein Auge auf andere und sorgt auch mit kleinen Gesten füreinander. Dann kann das große Ganze sich entspannen. Und wir atmen jetzt mal durch. Danke an Euch alle“, schreibt Björn Nielsen in seinem Beitrag für unsere Zeitung abschließend.

Wer noch helfen möchte: GGS-Förderverein e.V.: IBAN DE53 2174 1825 0195 6622 00; Pay Pal: info@gesucht-gefunden-sylt.de


/ veröffentlicht am: 19.05.2021
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