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Jagdhund verletzt Gänseküken am Dorfteich – Hundebesitzerin desinteressiert

Tierärztin behandelt Verletzungen

Foto: oh Das Gänseküken ist verletzt und steht unter Schock, doch es hatte Glück. Seine Retterin hat eingegriffen und den Jungvogel zum Tierarzt gebracht.

Insel Sylt. (lw) „Nehmt eure Hunde an die Leine, es herrscht Leinenpflicht! Ganz besoders in der Brut- und Setzzeit!“ Tierärztin Dr. Stephanie Petersen findet klare Worte für rücksichtslose Hundebesitzer. Am Mittwoch vergangener Woche versorgte sie ein Gänseküken mit Bissverletzungen in ihrer Praxis in Wenningstedt-Braderup. Sein Leben hat das Küken einer engagierten Zeugin zu verdanken. Diese sah, wie sich ein nicht angeleinter Jagdhund auf die Gänsefamilie am Dorfteich stürzte und das Küken packte. Die Hundehalterin ging unterdessen desinteressiert weiter, doch die Retterin griff beherzt ein und brachte den verletzten Jungvogel zum Tierarzt.

„Das Küken hatte eine Bissstelle am Fußgelenk. Diese haben wir versorgt und das Tier mit Antibiotika und Schmerzmittel behandelt“, sagte Tierarzthelferin Sabrina Buhs. Nach der Behandlung werden Wildtiere wie das rund drei Wochen alte Küken an ihren Fundort zurückgebracht, doch es geht nicht immer gut aus. „Vor kurzem hatten wir einen verletzten Schwan bei uns in der Praxis. Den mussten wir leider einschläfern“, ergänzte Sabrina Buhs.

„Die Insel ist klein und gerade in der Saison unglaublich voll mit Hunden. Das ist grundsätzlich etwas Schönes, doch bei falschem Verhalten der Hundebesitzer bedroht es die Wildtiere“, erklärte Inseltierärztin Dr. Stephanie Petersen im Gespräch mit der Sylter Zeitung.

Entsprechend wichtig sei es, sich an die Leinenpflicht zu halten. „Für Wiesen, Felder, Wälder sowie für Grün- und Heideflächen besteht eine besondere Aufsichtspflicht“, fügte die Tierärztin hinzu. In den genannten Bereichen herrscht eine ganzjährige strikte Leinenpflicht, die unter anderem auch für Westerland, List und in besonderem Maß für Naturschutzgebiete gilt (siehe die Webseite www.sylt.de).

Für leinenlose Aktivitäten verwies Stephanie Petersen auf die Hundestrände und die ausgewiesenen Freilaufflächen. Für alle Strandbereiche inklusive den Hundestränden ist zu beachten, dass Regeln wie die Leinenpflicht orts-, saison- und situationsabhängig variieren. Warum Wachsamkeit und Rücksichtnahme ganzjährig geboten sind, erschließt sich etwa aus folgendem Beispiel der Tierärztin: Wird ein Reh im Schnee von einem Hund gejagt, muss es das 60-fache an Kraft aufwenden. Die Fluchtchancen stehen schlecht und das Verletzungsrisiko steigt.
Vom Jagdinstinkt der Hunde sind neben Wildvögeln zum Beispiel auch Rehe und Schafe betroffen. Besonders gefährdet sind dabei die Jungtiere, die sich etwa im Gebüsch und im hohen Gras verbergen. Am Beispiel der Schafe machte Dr. Stephanie Petersen das Problem deutlich: „Momentan haben wir noch viele Lämmer auf der Insel. Schaf und Lamm werden von Hunden gehetzt und voneinander getrennt. Oft verhungern die jungen Lämmer dadurch.“ Verletzungen durch Bisse oder die Flucht selbst können für die Schafe tödlich enden. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass sich Wunden infizieren und von Ungeziefer befallen werden. Auch auf den Deichen ist die Leinenpflicht daher wichtig. „Von Hunden gejagt, bleiben Schafe manchmal im Schlick stecken. Mit der Zeit saugt sich die Wolle voll und es gibt kein Entkommen mehr“, berichtete die Tierärztin aus Erfahrung. Auf ihrem Handy speichert sie erschreckende Fotos von Schafen, denen das gesamte Ohr fehlt oder die durch Bisswunden zur Unkenntlichkeit gezeichnet sind.

Abschließend verwies Stephanie Petersen auf die Folgen für Mensch und Tier. „Wird eine bestehende Leinenpflicht missachtet und deshalb ein Wildtier verletzt, erwarten den Hundebesitzer eine Anzeige und eventuell schwere Strafen. Wir machen die Hundehalter ausfindig und stellen ihnen die Behandlungskosten in Rechnung. Es ist traurig, aber manchmal hilft nur die Preiserziehung.“

Doch auch wenn die Behandlung anschlägt und die Tiere genesen, ist nicht alles wieder gut. „Jeder muss sich bewusst sein – das sind Wildtiere. Riechen diese nach Mensch und Medikamenten, werden sie von ihrer Familie und anderen Artgenossen oft nicht mehr angenommen.“


/ veröffentlicht am: 11.06.2021
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