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Die Geschichte der Tinnumer Wehr

Stürme und Brände

Foto: Festschrift 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Tinnum 1964 wurde dieses LF 8 neu in Dienst gestellt.

Tinnum. Aus der Festschrift „125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Tinnum
125 Jahre 1887 bis 2012, Redaktion Frank Deppe:

Zwei Großbrände im Jahre 1887 – im Gartenweg und in der heutigen Dirksstraße standen Anwesen in Flammen – gaben den letzten Impuls zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in Tinnum. Denn bis zu diesem Zeitpunkt waren Westerland und Keitum für die Brandbekämpfung im Ort zuständig.

Am 11. September 1887 trafen sich 14 engagierte Männer im Tinnumer Gasthof „Eiche“ und begründeten die Feuerwehr.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts vereinbaren die Sylter Feuerwehren eine engere Zusammenarbeit, etwa durch gemeinsame Übungen. 1902 feiert die Tinnumer Wehr „unter reger Beteiligung“ einen Festball zum 15-jährigen Jubiläum. Mittlerweile haben die Feuerwehrmänner bereits eine ganze Reihe von Einsätzen absolviert, als sie am 10. November 1903 besonders gefordert ist: Die Tinnumer Schule steht in Flammen. „Trotz Sturmes gelang es, die Nachbarhäuser unter großer Kraftanstrengung zu retten. Sämtliche Inselwehren waren zur Stelle, nach fünf Stunden war das Feuer endlich auf seinen Herd beschränkt“, vermerkte das Protokoll.

Im Jahre 1908 – die Wehr zählt mittlerweile rund 30 Aktive – wird Johann Ewertsen zum neuen Hauptmann gewählt. Im September 1911 ruft die Nachbarwehr die Tinnumer Blauröcke zur Hilfe: 25 von ihnen sind im Einsatz, als ein Großbrand die Strandhallen an der Westerländer Promenade in Schutt und Asche legt.
Ein besonderer Einsatz ruft die Feuerwehr am 5. Juli auf den Plan: Zum ersten Mal wird auf Sylt ein Luftschiff landen. Im Beisein von 5000 Zaungästen vertäuen die Tinnumer Feuerwehrmänner und Kameraden anderer Wehren die Halteseile des Luftschiffs „Victoria Luise“, das südlich von Westerland aufsetzt. Im selben Jahr sorgt das 25-jährige Stiftungsfest für ein Glanzlicht. Wieder gibt es einen Parademarsch mit anschließendem Festball; sieben Gründungs- mitglieder werden mit Ehrenabzeichen bedacht.

Feierlich wird Anno 1913 eine neue Spritze vom Westerländer Bahnhof nach Tinnum transportiert – vorneweg eine Musikkapelle. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ist die Generalversammlung 1919 getrübt durch den Verlust zweier gefallener Kameraden, drei weitere befinden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Anno 1926 werden die noch lebenden Mitbegründer der Tinnumer Feuerwehr zu Ehrenmitgliedern ernannt. Hoher Besuch naht ein Jahr später: Anlässlich der Einweihung des Damms reist Reichspräsident Paul von Hindenburg auf die Insel; im großen Festumzug ist die Tinnumer Feuerwehr mit einer Fahnenabordnung präsent.

Hoher Besuch naht ein Jahr später: Anlässlich der Einweihung des Damms reist Reichspräsident Paul von Hindenburg auf die Insel; im großen Festumzug ist die Tinnumer Feuerwehr mit einer Fahnenabordnung präsent.

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Tinnum zieht Hauptmann Andreas Christiansen beim Festkommers 1927 Bilanz: 283 Übungen wurden im Laufe der Jahre abgehalten, 62 Einsätze bewältigt. Gegenwärtig gehören der Wehr 53 aktive Mitglieder an, davon fünf Gründungsmitglieder. „Es musste bisweilen hart gekämpft werden, um dem Feuer Einhalt zu gebieten“, resümiert Christiansen, „stundenlang mussten die Männer bisweilen im Rauch ausharren und doch zogen sie wohlgemut und ohne Murren nach Hause in dem Bewusstsein, ein gutes Werk getan zu haben.“

15 Feuerlöschbrunnen, 33 Unterflur- und einen Oberflurhydranten – diese Statistik nennt der Wehrführer 1979, jenem Jahr, das ein fatales Ereignis mit sich bringt: Ein gewaltiger Knall zerreißt am 25. September um 11 Uhr die Stille im Tinnumer Eibenweg. Ein ganzes Einfamilienhaus sackt binnen Sekunden in sich zusammen, nur das Dach ist noch zu sehen. Später wird sich herausstellen: Im Heizungsraum war die Gasleitung explodiert. Wie durch ein Wunder überleben die drei Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Gebäude befanden. Novum: Erstmalig veranstaltet die Tinnumer Feuerwehr ein Dorffest, seinerzeit noch an der Grundschule.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verschlechtert sich die personelle Situation in der Wehr dann zusehends; 1941 sind bereits 13 Kamera- den als Soldaten an der Front. Neun von ihnen fallen. Nur noch 21 Aktive verbleiben, darunter acht Hitlerjungen und sieben Kameraden aus der Altersabteilung. 1944 entsteht an der Boy-Nielsen-Straße ein neues Gerätehaus.

Bei der Generalversammlung 1948 wird ein Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft von seinen Kameraden besonders herzlich begrüßt. Um wieder eine schlagkräftige Truppe zu werden, bedürfe es indes dringend neuer Mitglieder. Die Kassenlage wird immer knapper: Nach der Währungsreform 1948 verfügt die Wehr gerade noch über 120 Mark. 1950: Es geht langsam aufwärts. Die Wehr, die nunmehr 40 Aktive, drei Reserve- und neun Ehrenmitglieder zählt, kann neue Uniformen und Ausrüstungsgegenstände erwerben.

1973 erfolgt in der Boy-Nielsen-Straße die Grundsteinlegung für ein neues Gerätehaus, das im folgenden Jahr bezogen wird. 270.000 Mark investiert die Gemeinde in das von dem Architekten Arthur Sünkler – selbst Feuerwehrmann in der benachbarten Keitumer Wehr – konzipierte Gebäude.
1975 gibt es erneut Grund zur Freude: Die Wehr erhält ein neues Tanklöschfahrzeug. Keine Brandeinsätze, dafür aber die Naturgewalten fordern die Blauröcke 1976: Während der schweren Sturmflut gilt es, den Nösse-Deich vor der drohenden Überschwemmung zu sichern. Im großen Jubiläumsjahr 1987 – die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Tinnum liegt nunmehr einhundert Jahre zurück – zählt die Gemeinschaft 64 Aktive, vier Mitglieder der Reserve und neun Ehrenmitglieder. Vier Tage lang wird das Jubiläum im September gebührend gefeiert, unter anderem mit einem Laternenumzug, einer öffentlichen Übung, einem Kommers, einem „Tag der offenen Tür“ und einem Festball.


Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 12.07.2022
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