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Wo steht der Sylter Fußball in Pandemie-Zeiten?

„Sportler werden wegbleiben“

Foto: wwi Im Herbst 2019 wurde der Kunstrasenplatz in Tinnum eröffnet – seither liegt er mehr oder weniger brach.

Insel Sylt. Fußball zählt auch auf der Insel zu den beliebtesten Sportarten – und wird seit mehr als einem Jahr durch die Pandemie ausgebremst. Nur in den Sommer- und frühen Herbstwochen des vergangenen Jahres war ein Spielbetrieb für die Jugend- und Herrenmannschaften möglich. Wie aber wirkt sich die Einstellung des Spielbetriebs auf die Vereine aus – in diesem Fall auf Team Sylt? Ist es möglich, dass die Teams auch in der Pandemie gemeinsam trainieren? Und wie wirkt sich der Lockdown sozial aus? Unser Redaktionsmitglied Heiko Wiegand ist mit dem Vorsitzenden von Team Sylt, Ralf Westphal, ins Gespräch gekommen.

Herr Westphal, in welchem Modus befindet sich derzeit der Spielbetrieb im Schleswig-Holsteinischen Fußballverband, zu dem ja auch Team Sylt gehört?
Auch der Fußball in Schleswig-Holstein ist seit einem Jahr im Lockdown, unterbrochen lediglich von Mitte August bis Mitte Oktober 2020, als ein Spielbetrieb möglich war. Es ist dann etwas passiert, was es noch nie gab: Die komplette Saison ist annulliert worden. Die Saison 2020/2021 hat nie stattgefunden.

Das bedeutet konkret?
Zum Saisonende 2019/2020 sind gewissermaßen alle Ligen eingefroren worden, vom Jugend- bis zum Erwachsenenspielbetrieb. Wir fangen irgendwann nach der Pandemie alle wieder da an, wo wir zum Saisonende 2019/2020 gestanden haben.

Wo stand die Herrenmannschaft von Team Sylt zu diesem Zeitpunkt?
Unsere Erste Herrenmannschaft spielte damals in der Kreisklasse A – ebenso übrigens wie die Ersten Herren des SC Norddörfer, dem zweiten Inselverein, der Fußball anbietet.

Trainieren denn die Mannschaften derzeit überhaupt?
Pauschal kann man sagen, dass trainiert werden darf – aber nur mit zehn Mann in einer Gruppe – und vor allem ohne direkten Kontakt.

Fußball ist eine Kontaktsportart…
… man kann individuelle Ballbehandlung trainieren, die Trainer können taktische Übungen durchführen, man kann sich gegenseitig die Bälle zuspielen…

…Aber das Zweikampfverhalten, das diesen Sport ja zu einem beträchtlichen Teil ausmacht, kann derzeit nicht trainiert werden…
…Nein, das geht derzeit leider nicht.

Wie sieht es denn mit den Jugendmannschaften aus?
Bis zum 14. Lebensjahr dürfen alle auf den Platz, aber die Jugendlichen müssen allein zum Training kommen – und auch allein wieder den Platz verlassen. Wir haben die Eltern darüber informiert – und es ist natürlich auch verboten, die Kabinen zu benutzen. Darüber hinaus möchte ich noch erwähnen, dass Team Sylt als Ergänzung zu den ohnehin bestehenden Hygienekonzepten, ab sofort bei den Trainingseinheiten aller Altersklassen, auf die ,luca‘-App zurückgreift.

Herr Westphal, wenn Sie jetzt davon erzählen, wie stark das Training unter den derzeitigen Bedingungen eingeschränkt ist und dass der Spielbetrieb auf absehbare Zeit nicht stattfinden kann – hat das auch soziale Auswirkungen auf den Fußball?
Ganz klar, es werden Sportler in Zukunft vom Training und vom Fußball wegbleiben. Gerade hier auf Sylt gibt es Sportarten, die ohne Schwierigkeiten individuell betrieben werden können, jeder für sich allein. Schauen Sie sich das Surfen an, das Skaten. Dafür wird es in Zukunft einen eigenen Park geben.

Verliert der Fußball als Mannschaftssportart in Zukunft an Bedeutung, vielleicht durch die Pandemie beschleunigt?
Der Profifußball und der Amateursport in den einzelnen Fußballvereinen in der Fläche, das entfernt sich immer weiter voneinander. Schauen Sie: Dayot Upamecano wird im Sommer für sagenhafte 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig zum FC Bayern wechseln. Wie verkauft sich der Profifußball, wenn man sich solche Zahlen vor Augen führt? Da fehlt es in den Profivereinen an Sensibilität. In den beiden Bundesligen findet das große Millionengeschäft statt – und die Vereine in der Dritten Liga müssen staatliche Hilfen beantragen, damit sie überhaupt weiterleben können.

Herr Westphal, wann wird es für Team Sylt und die anderen Mannschaften in Schleswig-Holstein endlich wieder losgehen mit dem Spielbetrieb?
Es wird vor allem eine Frage der Hygiene sein: Fühlen sich unsere Jugendlichen, unsere Erwachsenen wirklich sicher, wenn’s wieder auf Auswärtsfahrten geht? Ich bin überhaupt nicht sicher, ob wir in absehbarer Zeit durch sind mit dem Thema Corona. Ich hoffe für uns alle, dass wir es bald geschafft haben werden, aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so schnell geht.

Und Sie möchten auch keine Prognose wagen, ob der Spielbetrieb nach der üblichen Sommerpause wieder starten kann?
Nein, das möchte ich nicht.

Wie halten Sie derzeit untereinander Kontakt?
Wir sind in verschiedenen WhatsApp-Gruppen organisiert und halten telefonisch Kontakt zueinander. Wir können im Moment nichts tun. Für mich hat die ganze Sache tatsächlich eine symbolische Tragik, denn wir haben im Herbst 2019 – damals ohne Einweihungsfeier – unseren Kunstrasenplatz in Tinnum eröffnet. Ein paar Wochen später kam der erste Lockdown. Seither liegt der Platz brach, wie der ganze Amateurfußball in Deutschland brach liegt. Das hat schon etwas Symbolisches mit unserem brachliegenden Kunstrasenplatz, in welchem Zustand sich der Amateurfußball derzeit befindet.


/ veröffentlicht am: 02.04.2021
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