- Werbeanzeige -

Die Inselmalerin 2023 heißt Franziska Klotz

Portraits von Selbstportraits

Foto: oh Felizita 2023 Öl auf Leinwand

Westerland. Die Inselmalerin 2023 heißt Franziska Klotz. Einige ihrer Werke sind unter dem Titel „Girls“ ab kommenden Montag, 4. September, in der Stadtgalerie Alte Post zu sehen. Dazu einige Gedanken von Franziska Klotz und Michael Wutz:
„Das Rauschen der Brandung schweigt sehr laut vom hektischen Alltag des Festlands. Hatte man das Festland aber verlassen, fand man sich auf einer Insel der Glückseligkeit der Unterhaltungsindustrie: Man entfloh dem Alltag, aber die Zerstreuungen waren nicht nur selbst industriell gefertigt, sondern lösten jene kurzweiligen Versprechen ein, die alltäglich gemacht, aber im Alltag niemals eingelöst werden.
Eine Insel ist eigentlich nur ein schroff vom umgebenden Raum abgegrenzter Innenraum. Sie ist wie geschaffen für das Gefängnis, die Quarantänestation, die Einsiedelei, die Plantage. Nach Foucault wäre sie eine Heterotopie, ein „anderer Ort mit Raum“. Das Schiff, die schwimmende Insel, gilt ihm als die Heterotopie „par excellence.“
Vielleicht ist das gemalte Bild auch ein solcher Ort. „Binnen un Buten“ verhalten sich zueinander wie „Schein und Sein“. Die Insel ist die Negation des Festlands, aber beides macht nur als Gegenteil zum jeweils anderen Sinn.
Die Foucaultschen Gegenräume als „andere Räume mit Ort“ gibt es nicht nur, wie zum Beispiel das Narrenschiff als schwimmenden oder den Zauberberg als entrückten Ort außerhalb des gesellschaftlichen Raums, sondern auch fest in ihn eingebettet sind Museen, Kinos oder virtuelle Räume.
Die Porträts der Mädchen sind diesem virtuellen Raum entnommen. Sie sind nicht wirklich Porträts, sondern Porträts von Selbstporträts, die extra für eine ganz moderne Insel, den virtuellen Raum, geschaffen wurden. Dieser Raum der Selfies ist wie ein Spiegelkabinett. Da ist nicht nur der eine Spiegel, den man sich selbst vorhält, sondern Likes, Herzchen und Smilie, aber auch Disslikes und Bodyshaming verzerren das Selbstbild. In Klotz‘ Scheibenbildern sind diese einander ausschließenden Räume in einem Bildraum gemalt: farbige Linien und Texturen schaffen die Illusion von gesprungenem Glas. Allerdings ist dieses Glas nicht transparent: Wie im Verhörzimmer muss die eine Seite, hinter der Leinwand, komplett dunkel sein, damit sich das atmosphärische Licht auf der anderen Seite spiegeln kann.
Aber das Spiegelbild des Betrachters fehlt. Klotz will also weniger einen ganz konkreten und besonderen Ort auf der Insel Sylt, sondern das Inselhafte selbst malen.
Franziska Klotz ergänzt die Körperlosigkeit dieser Räume mit Portraits adoleszenter Mädchen. In der Maskerade ihrer Selfies von der Norm abgekapselt, verpuppen sie ihre Körper zu Inseln im reglementierten Raum. Die Ausstellung „Girls“ ist von Montag kommender Woche, 4. September, bis einschließlich Samstag, 30. September, in der Stadtgalerie Alte Post in der Stephanstraße 4 zu sehen – jeweils Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr sowie Mittwoch und Samstag von 10 bis 13 Uhr. Die Vernissage findet am Samstag, 2. September, um 18 Uhr statt. Die Inselmalerin 2023 der Sylter Kunstfreunde ist anwesend. Die Ausstellung erfolgt in Kooperation mit der Galerie Kornfeld aus Berlin. Zur Ausstellung erscheint ein Ausstellungskatalog.


Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 29.08.2023
- Werbeanzeige -

Meistgeklickte Artikel

- Werbeanzeige -
  • Jobbörse Sylt
  • Insel Sylt Tourismus-Service GmbH
  • v. Stern’sche Druckerei
  • Sylt Marketing
Alle Rechte bei Sylter Zeitung © 2024