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Gemeindevertretung hält Erinnerung an Naziopfer wach

Politiker stellen sich Geschichte

Foto: Peter Marnitz Der Gedenkstein befindet sich am nördlichen Rand des Westerländer Campingplatzes.

Von Peter Marnitz

Westerland. Trotz vieler aktueller Probleme des politischen Tagesgeschäfts stellt sich die Gemeindevertretung der Gemeinde Sylt auch immer wieder der dunklen Kapitel der deutschen Vergangenheit. So galt es jetzt wieder einmal, die Folgen der Nazi-Diktatur nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und in angemessener Form an die Opfer zu erinnern. In der zweiten Sitzung des Schul-, Jugend-, Kultur- und Sportausschusses ging es jetzt darum, an Menschen zu erinnern, die durch das unmenschliche System zwischen 1933 und 1945 auf der Insel getötet wurden . Zum einen lag ein Antrag der SPD vor, eine Gedenktafel mit den Namen von Kriegsopfern im Süden Westerlands aufzustellen, zum anderen stand der Umgang mit den Gräbern von Zwangsarbeitern auf der Tagesordnung.
„Wir Nachlebenden haben die Verpflichtung, Lehren aus der Geschichte zu ziehen, damit sich diese nicht wiederholen kann. Dazu gehört, der Opfer zu gedenken und die Erinnerung an ihr Schicksal wachzuhalten.“ Mit diesem Appell leiteten die Sylter Sozialdemokraten ihren Vorschlag ein, einen bereits im Süden Westerlands existierenden Gedenkstein so zu ergänzen, dass das Grauen der Nazi-Herrschaft noch deutlicher gemacht wird. Auf dem Stein wird an die von einem Kriegsgericht, das in Westerland Schuld auf sich nahm, verurteilten und vom Exekutionskommando erschossenen Soldaten erinnert. Diesem sollte, so Antragsteller Eberhard Eberle (SPD), als Ergänzung eine Gedenktafel mit den Namen der einzelnen Opfer hinzugefügt werden:

„Nur so können wir die Erinnerung an die einzelnen Schicksale wachhalten.“ Der Antrag fand die einstimmige Zustimmung der Ausschussmitglieder und wurde an den Ortsbeirat weitergeleitet.
Ebenso positiv wurde der Vorschlag der Verwaltung aufgenommen, die Gräber von auf Sylt zu Tode gekommenen Zwangsarbeitern auf dem Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde Westerland durch ein Mahnmal im Eingangsbereich zu ersetzen.

Die vier Grabstätten befinden sich, so der Antrag, allesamt nicht mehr in einem ansehnlichen Zustand. Die Gräber sind jeweils mit einem schlichten Holzkreuz versehen und mit Dauergrün bepflanzt.
Damit das Schicksal dieser Menschen nicht in Vergessenheit gerät, soll im Bereich der vorhandenen Gedenkstätte im südlichen Eingangsbereich des Gemeindefriedhofs eine Stele mit den Namen und Daten dieser Personen errichtet werden.

Informationen zu den Opfern:
In einem Dünental südlich von Westerland wurden 5 Opfer, deren Namen bekannt sind, hingerichtet:
Alfons Henrion, hingerichtet am 1.12.1944
Christoph Kreusler, hingerichtet am 21.12.1944
Friedrich Rainer, hingerichtet am 16.4.1945
Paul Fromme, hingerichtet am 24.4.1945
Franz Quapil (oder Kwapil), hingerichtet am 24.4.1945

Auf dem Friedhof handelt es sich um die Grabstellen folgender Personen:
1. Gentil Coussement, Belgier, Fremdarbeiter, Maurer, Wenningstedt, geboren am 24.04.1899, verstorben am 25.01.1944 im Marinestandortquartier Westerland, Todesursache: „akute Lungenentzündung, Kreislaufschwäche“.
2. Johann Laureys, Belgier, Fremdarbeiter, OT-Lager Steinmannstraße Westerland, geboren am 27.08.1893, verstorben am 15.03.1944 im Luftwaffenlazarett Westerland, offizielle Todesursache: „Enzephalitis, Atemlähmung“, nach Aussage des Sohnes starb Laureys an Entkräftung.
3. Oldrie Nateescheck, Tscheche, Fremdarbeiter, geboren am 28.06.1916, verstorben am 21.07.1944 im Luftwaffenlazarett in Westerland an den Folgen eines Arbeitsunfalls.
4. Guilaum David van den Bos, Niederländer, Fremdarbeiter, geboren am 09.01.1918, verstorben am 22.04.1944 an Schädelbasisbruch im Luftwaffenlazarett Westerland


/ veröffentlicht am: 26.03.2021
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