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Ein Gastbeitrag von Bettina Dethloff

Nicht als Krankenhaus geschaffen

Foto: Asklepios Patientenbetten auf der Terrasse. Die heutige Nordseeklinik wurde als Luftwaffenlazarett gebaut und 1939 mit 150 Betten fertiggestellt.

Westerland. Warum sieht die Nordseeklinik so aus, wie sie heute aussieht? Ganz einfach, weil sie nicht als Krankenhaus geschaffen, sondern mit der Zeit stetig gewachsen ist. Heute ist die insulare Klinik ein Akutkrankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit einer angeschlossenen Rehabilitationsklinik für Dermatologie, Pneumologie, Onkologie und Orthopädie. Doch am Anfang war alles ganz anders.

Im Jahre 1937 erwarb der Reichsfiskus eine Parzelle mit 43.000 Quadratmetern im nördlichen Westerland, um ein Luftwaffenlazarett zu bauen. Für die Arbeiter wurden zunächst Baracken gebaut, danach entstanden diverse Häuser in Massivbauweise, durch Kellergänge miteinander verbunden. Noch heute kann der ein oder andere Mitarbeiter von seiner Personalwohnung unterirdisch seinen Arbeitsplatz erreichen. In den kommenden zwei Jahren wurden weitere 20.000 Quadratmeter dazugekauft, obwohl diese Flächen von der Stadt Westerland eigentlich als Sommerhäuser für Gäste veräußert werden sollten. Der Bau des Lazaretts mit 150 Betten war im Herbst 1939 abgeschlossen, behandelt wurde vorwiegend mit Meersalz- oder Schlickbädern. 1945 übernahm das Landesversorgungsamt Schleswig-Holstein das Lazarett für Kriegsversehrte, 1946 pachtete die Arbeiterwohlfahrt das Gelände samt Gebäude.
Aus dem ehemaligen Lazarett wurde das „Nordsee-Sanatorium Westerland“. 1954 stellte die AWO 50 Betten für Sylter Patienten des Städtischen Krankenhauses am Standort Rote-Kreuz-Straße zur Verfügung, die AWO integrierte zunehmend die Akutversorgung und benannte das Haus um in „Nordseeklinik Westerland“.
1961 schloss das städtische Krankenhaus. Die Nordseeklinik erhöhte die Bettenzahl auf 105 und investierte in diverse Gerätschaften, unter anderem 30.000 Mark in ein modernes Labor. Dennoch, der Schwerpunkt lag weiterhin im Bereich der Rehabilitation, der Kurbereich verfügte damals über 250 Betten. 1974 wurde die Nordseeklinik als Krankenhaus der Regelversorgung in den Krankenhausbedarfsplan Schleswig-Holstein aufgenommen, die Anzahl der Akut-Betten auf 120 erhöht. Die Kurhäuser Seehaus und Gartenhaus wurden gebaut sowie ein Schwimmbad fertiggestellt. Es folgten unter anderem Um- und Neubauten in den Bereichen OP, Röntgen und Therapiezentrum; zudem gab es erhebliche Erweiterungen des Reha-Bereichs, den Bau eines Blockheizkraftwerkes und die Erstellung von weiteren Wohneinheiten für Personal. Eine Innovation war 1991 auch die Anschaffung eine Argon-Lasers, um weit gestellte Äderchen oder Feuermale zu behandeln.
Im Jahre 1992 übernahm der Asklepios Konzern die kurz vor dem Konkurs stehende Nordseeklinik. Die grundlegenden Strukturen im Blick behaltend, wurde nun erst recht renoviert, angebaut und immer wieder modernisiert.
Hier ein Blick allein auf die letzten Jahre: Seit 2018 gibt es eine Klinik für die stationäre Schmerztherapie, die ebenso wie die Abteilung Dermatologie, Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet nach Sylt lockt. Große bauliche Maßnahmen waren erforderlich, bevor die Nordseeklinik im selben Jahr eine medizinische Weltpremiere feierte: Sie war das erste Akut-Krankenhaus, das die jüngste MRT-Innovation der Firma Philips in Betrieb genommen hat. Und schon 2018 erfolgte die nächste große Herausforderung mit dem Umbau und der Modernisierung der Operationsabteilung, währenddessen die Notfallversorgung und der OP-Betrieb weiterhin gewährleistet sein musste. Seit 2020 gibt es eine Kinderarztpraxis (Eingang hinter der Rettungswageneinfahrt); vor einigen Monaten wurde angrenzend eine ambulante Praxis für Neurologie eröffnet. Beides sind Erweiterungen des MVZ-Sylt mit einer Ärztin für Innere Medizin und einer Kardiologin. Und im Frühjahr dieses Jahres wurden umfangreiche räumliche und technische Erweiterungen im Bereich der Endoskopie vorgenommen. Vieles wurde also über die Jahrzehnte erneuert, und doch ist Vieles auch geblieben. So weiß man weiterhin neben hochmoderner Technologie die natürlichen Ressourcen des Sylter Klimas unkonventionell zu nutzen. Unter anderem finden therapeutische Sportangebote ganz häufig an der frischen Luft statt und medizinische Bäder mit Wasser direkt aus der Nordsee bewähren sich nach wie vor. Auch der Altstar ist weiterhin in Topform: Die sichtgeschützte Therapiedüne zwischen Klinik und Meer (Geburtsjahr 1968) steht heute wie damals Patienten zur Verfügung, denen nach medizinischer Verordnung die Sonne als Gesundheitspartner dienlich ist.


Geschrieben von: Bettina Dethloff / veröffentlicht am: 27.12.2022
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