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Bis jetzt 61 Fälle häuslicher Gewalt auf Sylt

Gewalt kommt nicht in die Tüte!

Foto: Nicole Lütke Bea Siegfriedt (Frauenberatung und Notruf Nordfriesland), Andrea Dunker (Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Sylt), Daniela Przybylska-Duchinska und Elisabeth Warda (Frauennothilfe Sylt) verteilten Brötchentüten mit der Nummer des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“.

Westerland. „Frei leben, ohne Gewalt“ – heißt es auf der Fahne, die im Wind flattert. Die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Sylt, Andrea Dunker, packt neue Brötchentüten in die Körbe, die vor ihr auf dem Tisch stehen. Gemeinsam mit Bea Siegfriedt von der „Frauenberatung und Notruf Nordfriesland“, Elisabeth Warda und Daniela Przybylska-Duchinska von der Frauennothilfe Sylt und Katharina Schneider-Pauly von der Sylter Polizei verteilt sie vor dem Bahnhof trotz des kalten Windes Tüten mit schmackhaften Brötchen der Bäckerei Raffelhüschen. Doch viel wichtiger ist die Botschaft, die auf den insgesamt 250 Brötchentüten steht: „Gewalt kommt nicht in die Tüte!“ Dazu findet sich die Nummer des Hilfetelefons: 116 016 und die Internetadresse www.hilfetelefon.de auf der Tüte, in der noch zusätzlich der Info-Flyer des Netzwerks „Kik“ steckt, das bei häuslicher Gewalt hilft und Betroffene unterstützt.

Wie groß das Problem der häuslichen Gewalt mittlerweile ist, verdeutlichen Zahlen des Polizeireviers Sylt. „Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 37 Fälle sogenannter häuslicher Gewalt angezeigt. In diesem Jahr sind es bereits insgesamt 61 Fälle“, sagt Katharina Schneider-Pauly. (Stand 23. November). Bei diesen Fällen handelt es sich überwiegend um „einfache“ Körperverletzungsdelikte,
vereinzelt wurden auch Taten der Nachstellung, Bedrohung, Beleidigung, Sachbeschädigung und der gefährlichen Körperverletzung angezeigt. „Als Sachbearbeiterin derartiger Fälle kann ich aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass zum überwiegenden Teil Frauen Opfer dieser angezeigten Taten sind“, so Katharina Schneider-Pauly. Diesen Fakt belegen auch Zahlen des Bundeskriminalamts. Danach wurden im vergangenen Jahr rund 240.000 Menschen Opfer häuslicher Gewalt, davon waren rund 71 Prozent weiblich und rund 29 Prozent männlich.
Stefanie Warnecke und Bea Siegfriedt von der „Frauenberatung und Notruf Nordfriesland“ unterstützen Mädchen ab 16 Jahren sowie Frauen in Krisensituationen. Diese können von Problemen in der Partnerschaft bis zu Gewalt, Stalking oder Missbrauch reichen, wie sie der Sylter Zeitung erzählten. Die beiden Frauen beraten, begleiten und informieren Betroffene und deren Angehörige bei häuslicher Gewalt – und das kostenfrei, unbürokratisch und vertraulich. Wichtig zu wissen: Die Frauenberatungsstelle ist die einzige im Kreis Nordfriesland anerkannte Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt. „Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches und strukturelles Problem“, erklären die beiden Frauen.
Die Betroffene erlebt Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit und das Gefühl, die einzige Frau zu sein, die mit Gewalt konfrontiert ist. „Es ist wichtig, sich in einer solchen Situation professionelle Hilfe zu holen“, so die Beraterinnen. „Diese Gewaltspirale, in der sich die Frauen befinden, kostet unheimlich viel Kraft. Und sich allein daraus zu befreien, ist sehr schwer. Da braucht es Unterstützung, die wir in der Beratung geben können.“ Gemeinsam mit den Frauen werden Möglichkeiten und Wege gefunden, aus der Dynamik auszubrechen. „Wir zeigen Optionen auf und beraten die Klientinnen, damit sie für sich selbstwirksam entscheiden können. Jeder Fall wird individuell begleitet.“
Wer Zeuge von häuslicher Gewalt oder Gewalt gegen Frauen wird, kann sich ebenfalls an die Frauenberatung und Notruf Nordfriesland wenden. „Jeder kann in die Situation kommen, dass er von Gewalt betroffen ist. Wegschauen ist keine Lösung.“ Um einen Termin mit der Frauenberatung zu vereinbaren, können Frauen Kontakt aufnehmen: Telefon 04661 942688 und niebuell@frauennotruf-nf.de.
In der vergangenen Woche wurden in Schleswig-Holstein 306.000 Aktionstüten mit dem Hinweis auf die Telefonnummer des Hilfetelefons über die Ladentheken von Innungsbäckereien verteilt. 38 Betriebe beteiligen sich, darunter die Bäckerei Raffelhüschen, die die Aktion seit Jahren unterstützt – ebenso wie Jutta Ringele vom BBZ und Martina Sander von der Frauennothilfe Sylt.


Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 28.11.2023
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