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Diskussionen um 30-km/h in Morsum

Geschwindigkeit vor Sicherheit?

Foto: Nicole Lütke Das Ende der 30er-Zone würde bedeuten, dass man ab dort 50 km/h fahren darf. Wenige Meter später folgt das nächste Schild – Ende des Dorfes.

Morsum. Der Strom nimmt kein Ende: Beinahe im Minutentakt fahren Autos durch Morsum. Parkt man an der Ortseingangsstraße, wird es sogar schwierig, die Tür zu öffnen. Manche scheint das vorgeschriebene Tempolimit von 50 km/h wenig zu interessieren – es ist fast verwunderlich, dass noch kein schwerer Unfall auf den vielbefahrenen Straßen des Ortes geschehen ist.
Doch wie könnte man dieses Problem in den Griff kriegen? Eine Idee hat der Ortsbeirat: Es soll eine Testphase für Tempo 30 auf allen Straßen in Morsum geben. Doch der Nutzen dieser Maßnahme wird von Alfred Bartling und anderen Morsumern in Frage gestellt.
Seit 65 Jahren, also seit 1957 gilt in Deutschland: Innerhalb geschlossener Ortschaften – also nach dem gelben Ortsschild – gilt eine maximale Regelgeschwindigkeit von 50 km/h. Diese wurde willkürlich gewählt. Die Einführung von Tempo-30-Zonen oder Tempo 30 in bestimmten Abschnitten ist aufgrund von Verwaltungsvorschriften schwierig.

Tempo-30-Zonen
Tempo-30-Zonen sind „insbesondere in Wohngebieten und Gebieten mit hoher Fußgänger- und Fahrradverkehrsdichte“ vorgesehen. Doch es gibt eine Tücke im Gesetz: Straßen des überörtlichen Verkehrs, also Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen, sind davon ausgenommen. Genauso wie „weitere Vorfahrtstraßen.“ Bevor die Gemeinde eine solche Zone einrichten kann, muss sie ein „innerörtliches Vorfahrtstraßennetz“ festlegen.Dieses soll den Bedürfnissen des öffenlichen Personennahverkehrs und des Wirtschaftsverkehrs Rechnung tragen.

Tempo 30 auf Vorfahrtstraßen
Auf Vorfahrtstraßen gilt nur in der Nähe von Kindergärten, -krippen, -horten, allgemeinbildenden Schulen, Förderschulen für geistig oder körperlich behinderte Menschen, Alten- und Pflegeheime oder Krankenhäusern Tempo 30. Und auch hier gibt es eine Tücke: Die Beschränkung gilt nur im „unmittelbaren Bereich der Einrichtung auf insgesamt höchstens 300 Meter Länge.“ In vielen Städten hat diese Regelung zu Chaos geführt: Schilder mit Tempo 30 und 50 wechseln sich so oft ab, dass die Autofahrer nicht mehr wissen, welches Tempo letztendlich gilt.

Was ist das Problem in Morsum?
Früher gab es in Morsum vier Ortsschilder an den Eingangsstraßen. Im Dorf durfte 50 km/h gefahren werden. Nach und nach kamen weitere innerörtliche Ortsschilder dazu, mittlerweile sind es 15. Elf zeigen auch das Dorfende an.

Wollte man nun Tempo 30 testen, müsste man hinter jedem Ortsausgangsschild ein 30 km/h-Schild aufstellen – ansonsten würde dort automatisch 100 km/h gelten, denn hinter dem Ortsausgang gilt gewohnheitsmäßig Tempo 100. Einen besonderen Problemfall sieht Alfred Bartling am Sportplatz. Es gab am Anfang des Sportplatzes ein 30-km/h-Schild, das versetzt wurde. Und auch das Ortsschild am Ende des Sportplatzes wurde versetzt. Die Folge: Entlang der Sportstätte ist wieder 100 km/h erlaubt.

Bartling wandte sich nun schriftlich an Landrat Florian Lorenzen. Dieser erklärte, dass das Ortsschild am Ende des Platzes sowie das 30-km/h-Schild nicht den „rechlichen Bestimmungen“ entsprochen haben. Ein Tempo-30-Schild darf nur innerhalb geschlossener Ortschaften stehen. Und diese erkenne man an der geschlossenen Bebauung. Stattdessen sei eine bauliche Abtrennung zur Straße in Form eines Zaunes bzw. Ballfangzaunes eine wirkungsvollere Maßnahme als eine verkehrsrechliche Beschränkung wie eine 30er-Zone.
„Ich frage mich, nach welchen Kriterien die Behörden eigenlich entscheiden – erst 50, dann 100 dann wieder 30 km/h. Was für ein hin und her“, sagt Bartling.


Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 04.08.2022
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