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Frau fällt auf Betrüger herein

Er hatte keine Skrupel

Foto: pixabay Eine Sylterin ist auf einen Betrüger hereingefallen – statt einer Hochzeit am Ende gab es eine große Enttäuschung.

Insel Sylt. Eine Frau trifft einen Mann am Strand – wohl kaum ungewöhnlich auf Sylt. Sie kommen ins Gespräch, der Mann steckt in der Klemme. Sein Auto ist ihm geklaut worden, samt Papieren und Geld. Seine Habe hat er in einem kleinen Rucksack verstaut. Die Frau hat Mitleid, bietet ihm eine Übernachtungsgelegenheit an.
„Ich war zu gutgläubig“, sagt sie heute. Doch die Fassade, die der Mann aufbaut, sie steht. Er gibt sich als gut betuchter Architekt aus. Angeblich hat er ein Büro in Bozen, Südtirol. „Eine Geschichte reihte sich an die andere“, erzählt die Sylterin. Dass alles gelogen ist, erkennt sie zu spät. Er erzählt, dass ihm ein Haus auf der Insel gehört. Mit vielen Sylter Geschäftsleuten ist er angeblich gut bekannt. Mit einigen gibt er sogar vor, zu telefonieren. Er erfindet Arbeitsstellen, die es nie gab.

Doch genauer nachzufragen, kommt der Frau nicht in den Sinn. „Ich habe ihm einfach geglaubt und nicht nachgeforscht.“ Sein Lügengebäude hat er über viele Jahre perfektioniert: Der Betrüger muss viel recherchiert haben, hat sich Details über die Insel und Geschäftsleute eingeprägt.
Aus der lockeren Bekanntschaft wird eine Beziehung: Der Mann lebt bei der Sylterin. Sie verbringen ihren Alltag zusammen – es bleibt allerdings bei einer platonischen Beziehung, darauf legt die Frau wert. „Wir haben zusammen eingekauft, sind essen gegangen, haben Ausflüge gemacht.“ Er ist ein gepflegter, charmanter und vielseitig interessierter Mann, mit dem man sich gut unterhalten kann. Und seine Masche funktioniert. Die Sylterin bezahlt für das gemeinsame Zusammenleben. Er vertröstet sie regelmäßig. Er erwartet Geld aus Bozen, doch es gebe bei der Überweisung aus dem Ausland Probleme. „Ich bin einfach nicht auf die Idee gekommen, dass das gelogen sein könnte. Wenn ich nur einmal nachgefragt hätte! Aber er war gewieft, und hat mich stets vertröstet.“ Auch Bekannte und die Familie kommen nicht auf den Gedanken, dass sie alle einem Betrüger aufsitzen – dabei sind sie weder naiv noch besonders gutgläubig.
Die Monate gehen ins Land und man plant eine kleine Hochzeit. Die Sylterin sagt, es waren pragmatische Gründe, die zu dieser Entscheidung führten. Sie bezahlt die Ringe, die Hochzeits-Outfits, das Restaurant. Die Kirche ist schön geschmückt, doch der Bräutigam erscheint nicht. Die Frau versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen, doch es geht nur die Mailbox ran. So gehen die Hochzeitsgäste und die Braut ins vermeintlich gebuchte Restaurant, wo jedoch keine Reservierung vorliegt. Die Tochter drängt auf einen Besuch bei der Polizei und jetzt wird klar: Der Mann ist ein deutschlandweit bekannter Betrüger. „Jetzt erklärte sich alles. Ich konnte es nicht glauben.“ Sie zeigt den Mann an, doch diesem ist keine Straftat nachzuweisen. Die Sylterin wurde zu nichts gezwungen, es gab keine Gewalt. „Bei ihm ist auch nichts zu holen.“ So wird sie auf dem finanziellen Schaden sitzen bleiben, aber das ist nicht das Schlimmste. „Mich ärgert, dass ich auf die Lügen hereingefallen bin.“ Der Betrug, das ausgenutzte Vertrauen – das sind die Vorwürfe, die sie dem Mann macht. Es fällt ihr nicht leicht, ihre Geschichte der Sylter Zeitung anzuvertrauen. Doch der Sylterin ist es wichtig, andere Frauen zu sensibilisieren. „Der macht sicher weiter. Wenn durch meine Geschichte nur eine Frau aufmerksam wird, und nicht auf diesen Mann hereinfällt, dann habe ich mein Ziel erreicht.“


Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 22.08.2023
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