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Juniorwahlen am Schulzentrum Sylt

Eine Schule hat gewählt

Foto: Peter Marnitz Auch bei der Juniorwahl werden die Stimmzettel in Wahlkabinen ausgefüllt. Das Wahlgeheimnis ist ein Grundprinzip unserer Demokratie.

Insel Sylt.(P.M.) Für Lilli, Jodie, Luca Pauline und Leni ist die Bundestagswahl schon gelaufen. Sie haben am Mittwoch ihre Stimmen im Forum des Schulzentrums Sylt abgegeben und warten nun gespannt auf die Ergebnisse. Mit ihnen waren noch rund 700 weitere Schülerinnen und Schüler aufgerufen, sich mit den entsprechenden Kreuzen auf dem Wahlzettel für Direktkandidaten und Parteien zun entscheiden. Sie alle lernen am Schulzentrum Sylt und nehmen an der bundesweiten Aktion „Juniorwahl“ teil. 4.513 Schulen beteiligen sich, davon 199 aus Schleswig-Holstein. Knapp 1.000 weitere Schulen konnten aus Kapazitätsgründen nicht mehr teilnehmen.

„Wir haben das Privileg, an dieser tollen Aktion teilzunehmen“, freut sich Carmen Döscher, die mit sechs weiteren Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft „WiPo“ (Wirtschaft/Politik) die Wahl am Schulzentrum vorbereitet und organisiert hat. Der „Wahltag“ war nur der Höhepunkt des Projektes, vorangegangen waren bei dem Unterrichtsprojekt umfangreiche Informationen über die Grundlagen der Demokratie, über die Organisation der Wahl und schließlich über die zur Wahl stehenden Parteien und Kandidaten.

„Es ist ganz wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler schon früh etwas über politische Teilhabe erfahren und so lernen, sich später aktiv zu beteiligen“, erklärt Carmen Döscher das Ziel der Juniorwahlen, die es bereits seit 1999 gibt. Und die engagierte Pädagogin weiß auch über intensive Diskussionen zur Herabsetzung des Wahlalters zu berichten.

Der „Wahltag“ beginnt für die Klassen und Lerngruppen mit dem gemeinsamen Gang ins „Wahllokal“. Im Schulzentrum wurden dafür das Forum und ein Werkraum vorbereitet. Wipo-Lehrer Dustin Schmiedl führt eine 5. Klassenstufe ins Forum und erklärt noch einmal kurz den Wahlgang: „Jeder muss den Wahlhelfern seine Wahlbenachrichtigung vorweisen, dann wird im Wählerverzeichnis die Wahlberechtigung überprüft. Danach gibt es den Wahlschein, den man dann in der Wahlkabine ausfüllen muss. Zu guter Letzt wird der einmal gefaltete Wahlschein in die Wahlure eingeworfen.“ Rein organisatorisch ist die „Juniorwahl“ nicht vom „echten“ Wahlgang am kommenden Sonntag zu unterscheiden, sogar die Stimmzettel entsprechen den Originalen, die im Bundestagswahlkreis 002 Nordfriesland/Dithmarschen Nord genutzt werden. Diese Ähnlichkeit zur Erwachsenen-Wahl ist gewollt, die jungen Wählerinnen und Wähler sollen sich ernst genommen fühlen. So nutzt der Wahl-Nachwuchs nach der Stimmabgabe auch das Recht, den weiteren Umgang mit der gefüllten Wahlurne zu beobachten. Die Versiegelung wird entfernt. Die Stimmzettel werden vor Zeugen in einen Umschlag gelegt und um 12.14 Uhr bestätigt der Wahlvorstand mit seiner Unterschrift den ordnungsgemäßen Umgang mit den Stimmzetteln. Dabei wird auch noch einmal eindringlich auf die Wahrung des Wahlgeheimnisses hingewiesen. Nach der Stimmabgabe lassen sich die jungen Wählerinnen und Wähler, fast wie im wirklichen Leben, von der Presse befragen. Alexander und Nelis sind an diesem Tag als Wahlhelfer aktiv, haben aber selbst schon ihre Stimmen abgegeben. Beide haben sich sowohl im Internet als auch im Unterricht intensiv informiert. Eigentlich komme keiner der Kandidaten der großen Parteien für sie in Frage. Lediglich mit der FDP könne man sich anfreunden. Zum einen wirke Christian Lindner auf sie nahe an der Jugend, zum anderen gefalle ihnen das FDP-Programm, das zum Beispiel die Entkriminalisierung weicher Drogen befürworte. Luca Pauline und Jodie (beide zehn Jahre alt) aus der fünften Klassenstufe haben auch mit den Eltern über die anstehende Wahl gesprochen und schließlich bei den Christdemokaten und den Grünen ihr Kreuzchen gesetzt. Die meisten Befragten, auch die Wahlhelferinnen Lilli und Jodie (15 Jahre) beklagen, dass bei der Wahl die Interessen junger Menschen nicht im richtigen Maße vertreten werden: „Es sind vorwiegend ältere Menschen, die über unsere Zukunft entscheiden.“ Deshalb ist für sie auch eine Absenkung des Wahlalters für die Bundestgswahl dringend erforderlich: „Nur so werden wir berücksichtigt!“ Eine These, der sich auch WiPO-Lehrerin Carmen Döscher durchaus anschließen kann: „Unsere Schülerinnen und Schüler haben bei diesem Projekt ein so hohes Verständnis für die politischen Vorgänge und so ein Engagement für die Demokratie gezeigt, dass ich mir durchaus ernsthaft eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre vorstellen kann.“ Um Beeinflussungen der Wahl am Sonntag auszuschließen, werden die Wahlergebnisse des Sylter Schulzentrums und der anderen 4.512 Schulen erst nach Schließung der echten Wahllokale am Sonntag ab 18 Uhr veröffentlicht. Bei der letzten Bundestagswahl 2017 stimmten die Teilnehmer der Juniorwahl mit folgendem Ergebnis: CDU: 27%, SPD: 19,3%, Grüne: 17,9% und FDP: 8,8%. Die echte“ Wahl brachte recht ähnliche Ergebnisse: CDU: 26,8%, SPD: 20,5%, Grüne: 8,9% und FDP: 10,7%. Die Schirmherrschaft für die Juniorwahlen 2021 hat übrigens Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, ein häufig auf Sylt anzutreffender Feriengast.


/ veröffentlicht am: 23.09.2021
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