- Werbeanzeige -

Im Gespräch mit Ron Glauth, Geschäftsführer der Sylter Unternehmer

Ein Impuls für die Innenstadt

Foto: SU Trist, trister, Strandstraße. Die mittlerweile schlicht peinliche Gestaltung der Innenstadt möchten die Sylter Unternehmer verbessern. Mit einem Patenschaftsvertrag für die beiden Hochbeete ist der Verein in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sylt kurz vor der Unterzeichnung eines entsprechenden Kooperationsvertrages.

Westerland. Ron Glauth ist eigentlich ein ruhiger, ein ausgeglichener Zeitgenosse. Er argumentiert meist pragmatisch und gibt gern Beispiele, wenn er über die Ziele seines Wirtschaftsverbandes spricht. Der Geschäftsführer der Sylter Unternehmer hat einen feinen ironischen Humor, norddeutsch-sympathisch. Wenn es allerdings um ein ganz bestimmtes Thema geht, spürt der interessierte Zuhörer Glauths Unruhe, seine Ungeduld, sein Missfallen an stehengebliebenen Entwicklungen. Und am Ende regt er sich sogar ein bisschen auf. Aber der Reihe nach.
Es geht darum, wie Westerland in seinem Stadtkern aufgestellt ist. Es geht um die inzwischen stark ramponierte Schönheit der Fußgängerzone – und darum, wie und wo Dinge auf der Friedrich- und Strandstraße verbessert werden müssen, um genau diese Schönheit wieder sichtbar zu machen. Damit Sylter und Gäste sich wieder wohlfühlen. Und das vor dem Hintergrund, dass gepflegte Innenstädte überall die Visitenkarte einer Stadt sind, ihr Aushängeschild. Unser Redaktionsmitglied Heiko Wiegand kam mit Ron Glauth ins Gespräch.

Die Sylter Unternehmer bemühen sich seit Jahren um eine schönere Innenstadt mit einer höheren Aufenthaltsqualität. Zum Erfolg führte das alles bis jetzt noch nicht…
…Wir laufen uns in dieser Sache schon seit Jahren die Hacken ab. Zum Beispiel in der Politik: Wir sind durch diverse Gremien getingelt.

Um was geht es denn genau?
Wir sehen als Sylter Unternehmer mehrere Ansatzpunkte zur Verbesserung der Situation. Der erste Punkt klingt erstmal ganz banal: Das, was wir haben, sollte auch gepflegt werden. Das heißt klar ausgesprochen: für Sauberkeit sorgen. Defekte oder verwitterte Sitze und Bänke müssen instand gesetzt werden. Die Bepflanzung muss gepflegt werden. Wir brauchen eine attraktivere Innenstadt.

Aber wenn die Verwaltung seit Jahren nicht handelt, wie Sie kritisieren – wo sehen Sie denn als Unternehmerverband Handlungsmöglichkeiten?
Die sind sicherlich beschränkt. Wir können nicht einfach das Graffiti von den Straßenlaternen abmachen. Denn was passiert, wenn die Lampe dabei beschädigt wird? Aber wir machen uns intensive Gedanken, wie wir uns auch selbst einbringen können.

Was hat es mit den beiden kleinen quadratischen Beeten in der Strandstraße, Höhe Café Wien, auf sich?

Wir haben als kleine symbolische Geste ins Spiel gebracht, zwei von diesen Flachbeeten umzufunktionieren zu ansehnlichen Hochbeeten. Wir würden uns auch um die Bepflanzung kümmern. Und diese Hochbeete sollen dann auch Sitzgelegenheiten bieten.

Ihr würdet euch dann auch um die Pflege kümmern?
Klar, wir würden dann auch Pflichten übernehmen. Deshalb bedarf es eines Patenschaftsvertrages, der fast fertig ist. Kleine Schritte. Aber der Zeitverlust ist jedesmal enorm und es dauert einfach zu lang.

Zu lang?
Die Innenstadt gammelt uns schneller weg als wir Maßnahmen gemeinsam mit der Gemeinde auf den Weg bringen können.

Ist die Situation denn jetzt, wo es faktisch an der Rathausspitze einen Wechsel gegeben hat, besser geworden?
Ja, das merke ich schon. Mit dem Patenschaftsvertrag für die beiden Hochbeete sind wir kurz vor der Unterzeichnung. Das ist sicher auch dem amtierenden Bürgermeister Carsten Kerkamm zu verdanken, der sich darum kümmert und die richtigen Leute anstößt, damit es da weitergeht. Aber es dauert eben alles immer so unendlich lang.

Sie wollen also einen Impuls setzen, damit es in der Fußgängerzone gemeinsam mit der Gemeinde weitergeht…
…Ja, wir wollen den Impuls fortführen, um damit weitere Projekte anzuregen.

Die Sylter Unternehmer hoffen auf eine Initialzündung…
… Ja, genau. Man muss das schon mal festhalten: Wenn man durch die Innenstadt geht, dann herrscht hier auch eine gewisse Gleichgültigkeit und ein gewisses Desinteresse. Das fängt am Bahnhof an. Überall unterschiedliche Sitzbänke – und die ,Grünen Riesen‘ sind inzwischen komplett abgewetzt. Das setzt sich dann fort. Mit kleinen Maßnahmen könnte man schon viel bewirken – und das, was da ist, sollte in einem guten Zustand bleiben.

Auffällig sind ja auch die in der Fußgängerzone wirklich sehr üppig aufgestellten Poller. Wir haben auf dem Weg durch die Strandstraße vom Rathaus bis zum Strandübergang exakt 101 Poller gezählt, die teilweise völlig wahllos – und oft total sinnlos – rumstehen.
Es wird höchste Zeit, dass man diese Dinger da endlich mal wegflext. Es kann doch nicht sein, dass ich eine Straßenlampe schütze mit drei Pollern! Wer offenen Auges durch die Innenstadt geht, der kann nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen!

Die Straßenlaternen in der Fußgängerzone sind ja auch nicht einheitlich gestaltet…
…Das ist völlig diffus! Das ist echt abenteuerlich. Es wirkt wie Musterflächen. Es ist nicht aus einem Guss.

Sie sprachen eingangs von insgesamt mehreren Ansatzpunkten…
… Der zweite Ansatzpunkt ist ein Konzept zur Entwicklung der gesamten Innenstadt. Dazu brauchen wir ein externes Büro. Für alle Gruppen, vor allem auch für die Einheimischen. Ziel ist, dass der öffentliche Raum wieder attraktiver wird. Dass man sich da wieder gerne treffen mag.

Was wäre darüber hinaus für die Innenstadt wichtig?
Viele Städte beschäftigen sich mit dem Thema „Smart-City“, das ist hier aber offensichtlich überhaupt noch nicht angekommen. Ob intelligente Parkraumüberwachung und Verkehrsführung, Energiemanagement und Besucherlenkung – die Digitalisierung viele Chancen. Aber wir haben Schwierigkeiten, überhaupt den Status quo zu halten und verwalten hier mehr schlecht als recht unseren 70er-Jahre Ramsch, wenn ich mir beispielsweise die Gestaltung in der Strandstraße so anschaue. Nein, wir müssen endlich mit der Zeit gehen, sonst verlieren wir den Anschluss. Es nutzt nichts. Die Politik muss dieses Thema ganz oben auf die Agenda setzen.


Geschrieben von: Heiko Wiegand / veröffentlicht am: 28.03.2024
- Werbeanzeige -

Meistgeklickte Artikel

- Werbeanzeige -
  • Jobbörse Sylt
  • Insel Sylt Tourismus-Service GmbH
  • v. Stern’sche Druckerei
  • Sylt Marketing
Alle Rechte bei Sylter Zeitung © 2024