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60 Jahre verheiratet: Christa und Georg Kislinger feiern morgen Diamantene Hochzeit

Ein erfülltes Leben in Rantum

Foto: Bettina Dethloff Georg (84) und Christa (81) Kislinger freuen sich auf ihren großen Tag.

Rantum. Ihr Hochzeitskleid hängt auch nach 60 Jahren noch im Schrank. Christa Kislinger kichert und meint: „Da lassen wir es auch lieber hängen, sonst bröselt es uns zwischen den Fingern weg.“ Bevor das schöne, weiße Kleid in den Ruhestand ging, zog vor vielen Jahren Tochter Beate damit durch die Straßen. „Das war vielleicht ein Bild“, erinnert sich ihre Mutter noch gut. „Sie hatte eine Freundin an ihrer Seite und beide trugen Schuhe mit hohen Hacken, die ihnen natürlich viel zu groß waren.“ Sie selbst trug das prächtige Kleidungsstück am 10. März 1962, als sie und Georg sich in der Kirche versprachen, in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da zu sein. Sie bekamen einen Sohn und eine Tochter, später drei Enkel und inzwischen freuen sie sich schon über sechs Urenkel. Als sie sich kennenlernten, war Georg in einer Bäckerei angestellt und Christa in einem Westerländer Kinderheim. „Ich habe immer das Brot dahin geliefert“, erzählt Georg. Und mehr braucht es der Worte nicht. Anfangs wohnte das Paar in den Rantumer Kasernen, später in einer Wohnung in den Blocks Am Sandwall. Wie so viele ihrer Freunde und Bekannten erinnern sie sich gern an frühere Feiern, wie zum Beispiel im „Fuchsbau“: „Ach, das war wirklich zu schön!“, schwärmt Christa. „Wir haben es genossen. Aber wir waren auch nicht so abgelenkt wie die jungen Leute heute – allein schon durch die vielen technischen Geräte.“ Als im Rantumer Dikwai Baugrundstücke frei wurden, nutzten sie ihre Chance – das neue Eigenheim konnten sie im Jahr 1974 beziehen. Im Sommer zogen sie in den Keller, „oben“ wurde an Gäste vermietet. Manchmal wurde „mit der ganzen Urlauber-Bagage“ im Garten gegrillt oder die Hausherren schnappten sich eine Schubkarre und stapften in Richtung Watt, das ja quasi vor der Haustür lag. „Wer mit wollte, durfte mit“, so die Devise und zurück kamen sie stets mit einer vollen Ladung Miesmuscheln. Die wurden dann mehrfach gewaschen, der letzte Spülgang erfolgte gar im Schonwaschgang in der Waschmaschine.

Der Arbeit Lohn war das anschließende Festmahl: Muscheln mit Schwarzbrot und Butter. Von den altbekannten Gästen käme inzwischen kaum noch jemand: „Viele leben nicht mehr oder können zumindest nicht mehr reisen.“ Das Ehepaar Kislinger hat sich aber ohnehin wohlverdient aus der Vermietung zurückgezogen, heute kümmert sich darum eine Appartementvermietung, unterstützt von Enkelin Sahra. Doch nicht allein die Vermietung, sondern leider auch in großen Teilen die Nachbarschaft habe sich verändert, bedauern die beiden.

Das Diamantene Ehepaar erinnert sich gern an frühere Zeiten, auch in beruflicher Hinsicht. Georg war die letzten 20 Berufsjahre als Platzwart bei der Stadt angestellt und kümmerte sich mit Herzblut um das Syltstadion. Nebenbei war er zwölf Jahre lang als Gemeindevertreter tätig. Christa engagierte sich zuletzt als Küsterin in der Rantumer Kirche: „Es waren zehn Jahre in der Zeit mit Pastor Bechmann, danach mit Pastor Henke.“ Gesundheitliche Einschläge kamen 2015 und 2017, als zunächst bei Georg und schließlich bei Christa ein Eingriff am Herzen nötig war. Doch sie haben alles gut überstanden, auch dank ihres Sohnes Holger, der stets unterstützend an ihrer Seite ist. So freuen sie sich nun darauf, ihre Diamantene Hochzeit feiern zu dürfen. „Wir gehen mittags im Restaurant ,Zur Eiche‘ essen“, sagt Georg und seine Frau fügt hinzu: „Danach feiern wir noch ein bisschen zu Hause weiter. Wir stellen hier einfach einen langen Tisch ins Wohnzimmer, und wenn das Wetter mitspielt, können wir zwischendurch in den Garten gehen.“

Sie öffnet die Terrassentür und schaut in Richtung Süden. Dorthin, wo der Ponyhof von Max und Grete Boysen früher lag. Dort hatten die Kislingers vor Jahrzehnten quasi einen Logenplatz, denn damals war das Gebiet zwischen ihnen und der Familie Boysen noch unbebaut. Einmal hätten sie aufgeregt beobachtet, dass ein Fuchs sehr nah um Grete Boysen herumlief, während sie Wäsche aufhing. „Doch schnell war uns klar, die Beiden kennen sich“, erinnert sich Georg lächelnd. Gut erinnern kann er sich auch, dass die Ponys umziehen mussten, weil der Stall und das Haupthaus vom Hochwasser umspült waren, bevor der neue Deich gebaut wurde: „Der ältere Sohn Jörg paddelte mit einem Boot vom Seeheim hinüber nach Hause.“ Er hält kurz inne und lächelt: „Der Ponyhof von Max und Grete war für viele Rantumer Kinder ein Ort voller Abenteuer. Im Sommer führten sie die Tiere mit weniger geübten Reitern auf dem Rücken um die großen abgesteckten Runden, abends veranstaltete die „Ponyhof-Gang“ Wettrennen hinunter zum Watt. Mal durften sie im Stall übernachten, ein anderes Mal mit den Tieren zum Baden nach Seehundseck reiten.“ Auch im Winter ging es lustig zu: „Einmal dachte ich, ich guck nicht richtig“, sagt Georg Kislinger schmunzelnd. „Die Kinder hatten ihre Schlitten an einen Trecker gebunden und Max zog sie damit munter durch die Gegend.“ Sie haben noch viele weitere lustige Anekdoten von Kindern, Enkeln und nun auch von den Urenkeln zu erzählen. Scheinbar ist es ihr Geheimnis, gemeinsam jung zu bleiben. Christa Kislinger bestätigt genau das: „Wir können gar nicht alt werden, wir müssen schließlich mit den Kindern spielen.“


Geschrieben von: Bettina Dethloff / veröffentlicht am: 09.03.2022
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