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Zwei Bilder des Westerländer Künstlers Lars Wiggert hingen im Schlafzimmer von Loki Schmidt

Ein außergewöhnlicher Fund

Foto: Wiggert Das Gemälde (Abendstimmung am Brahmsee, Öl auf Holzpappe, 2023, 70 x 50 Zentimeter) ist dem Ausblick auf den Brahmsee nachempfunden, so wie er sich auf einer der Ölstudien in Lokis Schlafzimmer darstellt.

Hamburg/Insel Sylt. Eine kleine und feine Kunstgeschichte, die in einem engen Zusammenhang mit der Insel Sylt steht – beziehungsweise mit einem ihrer besten zeitgenössischen Maler: Lars Wiggert. Und diese kleine, feine Kunstgeschichte spielt sich ausgerechnet im früheren Schlafzimmer der früheren Kanzlergattin Hannelore „Loki“ Schmidt ab. Oder besser an einer Wand ihres Schlafzimmers.
Der gebürtige Westerländer und heute in Hamburg lebende Künstler Lars Wiggert hat sich vor kurzem an unsere Zeitung gewandt und uns diese ausgesprochen kurzweilige Geschichte erzählt: „In der vergangenen Woche erhielt ich einen Anruf von einer Mitarbeiterin der Helmut und Loki Schmidt Stiftung in Hamburg. Ob ich wüsste, dass im Schlafzimmer von Loki Schmidt zwei Bilder von mir hängen. Ehrlich gesagt kam mir das seltsam vor. Im weiteren Verlauf des Gesprächs erfuhr ich, dass derzeit Gegenstände gesichtet und archiviert werden, die sich im Schlafzimmer der im Oktober 2010 verstorbenen Kanzlergattin und Naturforscherin befinden. Dabei sei man auf zwei Bilder mit Motiven vom Brahmsee gestoßen, die auf der Vorderseite nicht signiert waren. Also öffnete man die Rahmen und entdeckte auf der Rückseite der Bilder meine Signatur. Tatsächlich hatte ich Helmut Schmidt im Jahr 2010 zwei kleine Ölstudien geschenkt, die dieser offenbar an Loki weiterreichte. Davon hatte ich jedoch keine Kenntnis. Es freut mich, dass meine Ölstudien bei Loki hingen. Das heißt auch, dass sie die Bilder wirklich gemocht hat, denn ein Schlafzimmer ist sehr privat. Den Bildern wurde nun eine Inventarnummer zugeordnet und ein erläuternder Text. Das beigefügte Gemälde (Abendstimmung am Brahmsee, Öl auf Holzpappe, 2023, 70 x 50 Zentimeter) ist dem Ausblick auf den Brahmsee nachempfunden, so wie er sich auf einer der Ölstudien in Lokis Schlafzimmer darstellt“, erläutert der gebürtige Westerländer Maler im Kontakt mit unserer Zeitung.
Zwei Bilder eines Westerländer Künstlers im Schlafzimmer der früheren Kanzlergattin, die in diesen Tagen gesichert wurden und von denen Lars Wiggert erst in diesen Tagen erfuhr – für die Redaktion Grund genug, über diesen außergewöhnlichen Fund in Hamburg-Langenhorn, dem früheren Wohnhaus der Schmidts, zu berichten. Und das nachempfundene Bild an dieser Stelle gern zu veröffentlichen.
Professor Michael Göring, früherer Vorsitzender des Vorstands der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, verfasste im Jahr 2008 ein Grußwort, das dem Inventareintrag zu beiden Bildern vom Brahmsee als erläuternder Text zur Seite gestellt werden soll. Die Idee dazu hatte Dr. Friederike Weimar, die sich um die Inventarisierung im Hause Schmidt kümmert.

Grußwort
„Unter den bisherigen Kanzlern der Bundesrepublik sind zumindest drei, die ganz eindeutig einer Region unseres Landes zugeordnet werden können: Konrad Adenauer steht für das Rheinland, Helmut Kohl für die Pfalz und Helmut Schmidt für den Norden. Höchstrangige Besucher fuhr und fährt Helmut Schmidt nach Lübeck, gern präsentiert er sich mit der blauen Elblotsen-Mütze, schon Sprache und Diktion lassen keinen Zweifel an der landsmannschaftlichen Zuordnung. Bei Helmut Schmidt denkt man an Hamburg, an die Geestlandschaft Schleswig-Holsteins, an endlos weite, wolkendurchsetzte Himmel und an die Farben eines Nolde oder Schmidt-Rottluff.
Die Assoziation zu den Expressionisten kommt nicht von ungefähr: Unter den bisherigen Kanzlern scheint er der einzige, der von den Musen geküsst war. Er hat sich diese Liebe zu den Künsten bis heute erhalten. Auch wenn das Gehör nicht mehr ganz so will, überrascht er den Gast noch immer gern am Flügel mit einer Bachschen Invention. Noch heute sind Einspielungen von Mozart und Bach erhältlich, an denen Helmut Schmidt vor Jahren am Klavier mitgewirkt hat. Begleitet man Helmut Schmidt bei einem Rundgang durch Ausstellungen des Bucerius Kunst Forums, verblüfft er durch seine Kenntnisse, geschult in frühen Jahren an dem legendären Hamburger Kunsthistoriker Alfred Lichtwark. Immer wieder bricht sich dabei die Vorliebe für den norddeutschen Expressionismus Bahn. So verwundert es nicht, dass Helmut Schmidt dem Maler Lars Wiggert Zugang zu seinem privaten Refugium am Brahmsee ermöglichte. Wiggerts ausdrucksstarke Farben, seine in Norddeutschland verhafteten Motive und der oft kräftige Duktus prädestinieren ihn für eine differenzierte, den Jahreszeitenwechsel einfangende Annäherung an eine ganz typische, unverwechselbare Landschaft Schleswig-Holsteins. Eine Hommage an den hochverehrten Staatsmann verbindet sich mit einer Hommage an eine wunderbare Region unseres Landes.“

Grußwort in der Helmut Schmidt zum 90. Geburtstag gewidmeten Festschrift „Ars Borealis – Lars Wiggert“, 2008
Edition zur zeitgenössischen Kunst im Norden, Nr. 20

Kurzvita Lars Wiggert

1966 geboren und aufgewachsen in Westerland auf Sylt

1987 bis 1989 Zivildienst auf Burg „Schwaneck“ bei München

1996 Diplom-Volkswirt, Abschluss an der Universität Göttingen

Seit 1996 zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland


Geschrieben von: Heiko Wiegand / veröffentlicht am: 23.05.2023
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