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Auch zentrale Unterkünfte für Flüchtlinge in Betracht gezogen

Die Wohnraumfrage drängt

Foto: Sylt Connected Auch dieser eigentlich zum Abriss vorgesehene Wohnblock in Westerland aus dem Bestand des KLM wird für Flüchtlinge hergerichtet.

Insel Sylt. „Wir wissen heute nicht, was morgen passiert“, so fasste Nicole Möller, Leiterin der Abteilung Ordnungsrecht bei der Gemeinde Sylt, die grundsätzliche Situation für die Flüchtlingshilfe auf Sylt zusammen. In ihrem Lagebericht auf der vergangenen Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses erklärte sie, dass die Insel wegen des Ukraine-Krieges mit noch mehr Flüchtlingen rechnen müsse als während der Flüchtlingskrise 2015/16. Die Verteilungsquote des Kreises lässt nach ihrer Information eine Zuweisung von rund 100 Menschen erwarten, konkrete Zahlen gebe es allerdings derzeit nicht. Neben dieser offiziellen Zuweisung dürften die Menschen auch selbst ihr Ziel wählen, was die Planbarkeit noch schwieriger mache, so Möller.
Noch kann für eine Unterbringung der Flüchtlinge gesorgt werden: 23 Wohneinheiten des Kommunalen Liegenschafts-Managements (KLM) werden aktuell nach und nach hergerichtet, sechs davon in List sind bereits fertig ausgestattet. In Westerland arbeitet das KLM unter Hochdruck auch noch an einem eigentlich zum Abriss vorgesehenen Wohnblock; alle Wohnungen wurden gestrichen, neue Fußböden verlegt und neue Herde eingebaut sowie die Elektrik überprüft. „Wir befinden uns bei der Herrichtung des Gebäudes auf den letzten Metern, da ich bereits Anfang März mit einem Bedarf aufgrund der Flüchtlingssituation gerechnet habe“, sagt Marcus Kopplin, Betriebsleiter des KLM.

„Wichtig ist jetzt noch die Bereitstellung eines Internetanschlusses, damit die Geflüchteten Kontakt zu ihren Familien in der Heimat halten können.“ Das KLM plant im Augenblick Kopplins Angaben zufolge, das Gebäude bis mindestens zum Jahresende zur Verfügung zu stellen.

Mit den Bestandsunterkünften der Flüchtlingshilfe ist die Gemeinde so in der Lage, bis Ende 2022 etwa 150 Personen unterzubringen. Stand vergangenen Donnerstag sind 20 geflüchtete Menschen aus der Ukraine durch die Flüchtlingshilfe mit einer Unterkunft versorgt, 61 freie Betten stehen noch zur Verfügung. Sollte es kurzfristig einen höheren Bedarf geben, haben bereits das Klappholttal nahe Kampen und das Fünf-Städte-Heim in Hörnum der Gemeinde temporären Wohnraum angeboten, dies jedoch nicht über die Saison.

Gabriele Gotthardt, Leiterin des Amtes für Ordnung und Soziales, bekräftigte, dass „bislang und auch noch eine Weile länger eine dezentrale Lösung bei den Unterbringungen machbar ist.“ Dennoch müsse man sich Gedanken darüber machen, wie die Gemeinde im Falle eines größeren Ansturmes verfahren wolle, legte die Ausschussvorsitzende Ulrike Körbs nahe. „Wir können das nicht mehr lange aussitzen.“

Angedacht wurden in der Sitzung Turnhallen, Container und konkret das ehemalige Gebäude des Jugendaufbauwerkes (JAW) – nur letzteres sah die Versammlung als eine sehr sinnvolle Alternative an, wenn die eigentlich präferierten dezentralen Unterbringungen nicht mehr ausreichen. Diese Idee unterstützten Gerd Nielsen für die SPD, der sie in den nächsten Wohnungsbauausschuss mitnehmen will, und Markus Gieppner für Die Insulaner: „Es ist eigentlich eh eine Schande, wenn wir so ein Gebäude verrotten lassen – besonders in Anbetracht der allgemeinen Wohnungsnot.“
Auch Wolfgang Jensen (CDU) hielt die Einbeziehung des JAW-Gebäudes in die Planungen für sinnvoll: „Die Kosten und der Zeitrahmen sollten geprüft werden“, sagte er. Den Befürchtungen, bei zentraler Unterbringung könnten in nicht homogenen Gruppen Probleme entstehen, begegnete Gabriele Gotthardt mit dem Einwand, dass in größeren Gemeinschaftsunterkünften eine 24-Stunden-Betreuung eingesetzt werden würde.

Bereits drei Tage nach der Sitzung zeigte sich, wie schnell sich die Situation tatsächlich ändern kann, was die Ahnung von Ulrike Körbs bestätigte: „Donnerstag kam die Mitteilung des Kreises Nordfriesland, dass wir mit deutlich mehr Geflüchteten zu rechnen haben als bisher angenommen. Wir müssen nun von bis zu 240 Geflüchteten für Sylt ausgehen“, schrieb Bürgermeister Nikolas Häckel auf Anfrage. „Ich bin daher für den politischen Vorstoß und die Öffnung der bisher strikten politischen Vorgabe der dezentralen Unterbringung sehr dankbar.“

Den Beschluss des Sozial- und Gesundheitsausschusses, eine Aufstellung der Mittel und Fakten zu veranlassen sowie das KLM mit der Prüfung der Zahlen zu beauftragen, will Bürgermeister Häckel seitens des Rathauses direkt so umsetzen: „Wir werden eine mögliche Nutzung des JAW-Gebäudes nun mit dem Eigentümer abstimmen und mit dem KLM eine erneute – wie schon 2015 – Herrichtung klären. Es würde sich um eine ergänzende zentrale Unterbringung handeln, die sicher einige Vorteile in Unterbringung und Betreuung bietet.“


Geschrieben von: Sylt Connected / veröffentlicht am: 02.04.2022
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