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Runder Tisch Demenz organisiert seit 2015 Unterstützung

Der schleichende Prozess

Foto: Peter Marnitz Eberhard Eberle (2.v.r.) verteilt, wenn sich auf dem Westerländer Wochenmarkt die Pflegestützpunkte Nordfriesland vorstellen, die neu aufgelegte Informationsbroschüre „Gut leben mit Demenz auf Sylt“.

Insel Sylt. Es ist ein schleichender Prozess, dessen erste Anzeichen oft nicht ernstgenommen werden. Wem ist es nicht schon selbst passiert, dass er die Kaffeemaschine nicht ausgeschaltet hat, beim Einkauf wichtige Lebensmittel vergessen hat oder vor dem Schrank steht und nicht mehr weiß, was man holen wollte. Werden die Signale einer Demenz-Erkrankung zu spät erkannt, kann sich eine familiäre Katastrophe entwickeln. Gut, wenn man als Betroffener oder Angehöriger nicht alleingelassen wird und Hilfe quasi vor der Haustür finden kann. Vor knapp sieben Jahren kam auf Sylt der runde Tisch „Gutes Leben mit Demenz auf Sylt“ erstmals zusammen. Wissenschaftler und Praktiker machten sich daran, ein Netz der Hilfsmöglichkeiten zu knüpfen, das sich bis heute weiterentwickelt hat. Aus der Idee ist ein dichtes Netzwerk geworden, in dem verschiedene Partner Hand in Hand zusammenarbeiten. In manchen Fällen, zum Beispiel bei den Pflegediensten, wurden aus Mitbewerbern kooperative Mitstreiter.

Der „runde Tisch“, der 2015 erstmals zusammenkam, trifft sich noch heute regelmäßig auf der Insel. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen immer die Möglichkeiten, wie man dementiell erkrankten Menschen und ihren Angehörigen auf Sylt ein gutes Leben bereiten kann. Nach aktuellen Schätzungen dürften es auf der Insel um die 400 Menschen sein, die in unterschiedlichem Ausmaß durch Demenz beeinträchtigt sind. Betroffen sind aber auch ihre jeweiligen Familienangehörigen, Partner oder engen Freunde

Wo finde ich Hilfe? Wer kann mich beraten? Wer trägt die Kosten? Wo kann mein Angehöriger betreut werden? Diese Fragen sind es, die gestellt werden, denn meist ist zwar der Begriff Demenz kein Fremdwort, die Aufgabe, damit umgehen zu müssen, ist aber meist eine ganz plötzlich auftauchende Hürde.

Seit sich, beraten durch das deutsche Institut für Sozialwirtschaft, der „Runde Tisch – Gut leben mit Demenz auf Sylt“ etabliert hat, wurde ein immer dichteres Netz von Hilfsangeboten geknüpft. Rein organisatorisch hat Andrea Dunker, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Sylt, die Fäden des Netzwerkes in der Hand. Sie lädt zu den Treffen des runden Tischs ein, hält die Kontakte zu den Teilnehmern und kann auch Betroffenen die richtigen Ansprechpartner vermitteln. Ein Aktivposten, der Kontakte zur Politik und zur Öffentlichkeit hält, ist Eberhard Eberle. Als damaliger Vorsitzender des Sozialausschusses gehörte der SPD-Gemeindevertreter zu den Gründungsmitgliedern des Zusammenschlusses und engagiert sich heute noch immer für den Runden Tisch. Er verteilt zum Beispiel, wenn sich auf dem Westerländer Wochenmarkt die Pflegestützpunkte Nordfriesland vorstellen, die neu aufgelegte Informationsbroschüre „Gut leben mit Demenz auf Sylt“. Das Faltblatt fasst alle Anbieter von Informationen und Angeboten für Demenz-Betroffene auf Sylt und auf dem nahen Festland zusammen. Individuelle Beratung gibt es beim Pflegestützpunkt Nordfriesland, dem sozialpsychologischen Dienst Nordfriesland, der Alzheimer-Gesellschaft Nordfriesland, dem Pflegedienst Sylt des DRK, dem Sozialzentrum Sylt und der evangelischen Kirchengemeinde Westerland. Betreuungsgruppen gibt es bei der Gemeinde Wenningstedt-Braderup und bei Fitz Mobile Pflege Sylt. Genannt werden auch die ambulanten Pflegedienste des DRK Sylt, der DRK Sozialstation Sylt, Fitz Mobile Pflege Sylt, der Alten- und Krankenpflege tu Huus und den Sylter Pflegezeiten. Schließlich runden die Alten- und Pflegeheime mit Kurzzeitpflege wie die Pflegedienste Sylt des DRK, das Johanniter Haus Westerland und die Johanniter Tagespflege Gur Dai das Angebot ab.

Die Breite des Angebots zeigt, dass bei den Beteiligten Zusammenarbeit zum System gehört. „Wir Pflegedienste sehen uns in diesem Bereich als Partner, nicht als Mitbewerber“, erklärt Silke Schön, Pflegedienstleitung der DRK Pflegedienste, die Zusammenarbeit. Wie auch bei den Johannitern gibt es bei den Sylter Pflegeinrichtungen keine Spezialbereiche für dementiell eingeschränkte Bewohner: „Die Mitarbeiter sind durch Schulungen auf solche Fälle vorbereitet und die Mitbewohner sind nach unseren Erfahrungen sehr offen. Entscheidend ist da eher Sympathie oder Antipathie, so wie auch im Leben außerhalb der Pflegeeinrichtung.“ Ob und wann ein Betroffener stationär oder ambulant betreut werden kann und muss, bei der Beantwortung dieser Fragen helfen neben den Hausärzten auch die verschiedenen Beratungsstellen des runden Tisches – Gutes Leben mit Demenz auf Sylt. Ein Aspekt der Betreuung, gemeinsame Ausflüge oder Feste für Demenzkranke und ihre Angehörigen, sind in den letzten beiden Jahren der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Auch hier gibt es noch viele Pläne, die nach und nach verwirklicht werden sollen. Um solche besonderen Freizeitaktivitäten, für die kein Kostenträger die Finanzierung übernimmt, zu stemmen, wurde das Spendenkonto „Gut leben mit Demenz auf Sylt“ bei der Gemeinde Sylt eingerichtet. Über all dies informiert die aktuelle Broschüre mit Angeboten, Beratung und Informationen zum Thema Demenz auf Sylt, die unter anderem im Rathaus, in Pflegeheimen und den Beratungsstellen selbst ausliegt. Für Menschen, die sich unerwartet plötzlich mit dem Thema Demenz beschäftigen müssen, kann auch Andrea Dunker; Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Sylt und des Amtes Landschaft Sylt, unter andrea.dunker@gemeinde-sylt oder telefonisch bei der Gemeinde Sylt unter 04651 8510, weiterhelfen.


Geschrieben von: Peter Marnitz / veröffentlicht am: 21.04.2022
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