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Im Endspiel: der unabhängige Kandidat Nikolas Häckel

Der Bürgerwille im Mittelpunkt

Foto: Archiv Nikolas Häckel tritt am kommenden Sonntag, 28. März, zur Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Sylt an.

Sie haben beim ersten Wahlgang die absolute Mehrheit knapp verfehlt und müssen nun am 28. März in die Stichwahl. Hat Sie das Ergebnis überrascht?
Das Ergebnis hat mich erfreut. Schon am Wahlabend habe ich mich für das Vertrauen bedankt. Es ist für mich eine Bestätigung, aber auch ein Antrieb weiterzumachen. Es gibt mir viel Rückhalt.

Wie haben Sie den Wahlkampf erlebt? Wofür wurden Sie gelobt, wofür bekamen Sie Kritik zu spüren?
Gelobt wurde meine sachliche, unaufgeregte Art, so wie ich nun einmal bin. Positiv kam an, dass ich jetzt auch in den sozialen Medien präsent bin und viel berichte. Dabei liegt es mir eigentlich mehr zu arbeiten, als laut zu klappern. Aber Klappern gehört nun auch einmal zum Handwerk. Kritik kam natürlich auch – konstruktive und destruktive. Konstruktive Kritik habe ich natürlich gern aufgenommen. Ich sehe mich ja eigentlich als Vermittler, der zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung moderiert. Da habe ich erfahren, dass man mich mehr als Person mit einer bestimmten Haltung erkennen möchte. Erwartet wird da, sagen wir es mal direkt, mehr ,Arsch in der Hose‘. Bei der Direktwahl wird ja auch ein politischer Auftrag erteilt. Dem möchte ich in der zweiten Wahlperiode noch gerechter werden.

Als Wahlbeamter ist der Bürgermeister nicht nur Chef der Verwaltung, sondern hat auch Gestaltungsmöglichkeiten.
Ja, das habe ich schon in der letzten Wahlperiode deutlich genutzt. Die Mehrzahl der Anträge, die in der Gemeindevertretung behandelt wurden, stammten aus der Verwaltung. Das waren deutlich mehr als aus den politischen Parteien. Ich habe zusammen mit der Verwaltung von meinem Recht, Themen zu setzen, sehr stark Gebrauch gemacht. Das ist unser Alltag. Politik ist viel Tagesgeschäft. Dazu gehören Straßenbau, Bauanträge und vieles mehr. Nur wird das alltägliche Handeln nicht immer so wahrgenommen. Das ist in der Politik wie beim Cappuccino. Dass unten viel Kaffee ist, wird einfach hingenommen. Im Blickpunkt steht das Sahnehäubchen, das sind die viel diskutierten Themen. Aber der Kaffee, die Alltagsarbeit der Gemeinde Sylt, muss Qualität haben, damit der Cappuccino schmeckt.

Was ist denn das Leitbild, für das alltägliche Verwaltungshandeln? Wie soll der Bürger Verwaltung erleben?
Die Verwaltung soll sich als Dienstleister der Bürger verstehen. Ich möchte ein Team haben, das für den Bürger da ist. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind da Grundvoraussetzungen. Dass das auch so funktioniert, habe ich aus vielen Rückmeldungen erfahren. Ich möchte, dass hier eine gute Grundstimmung herrscht. Das merkt dann auch der Bürger. Natürlich bin ich der Chef und muss Entscheidungen treffen, die auch zu Diskussionen führen können. Was ich tatächlich nicht dulden kann, sind Illoyalität und fehlende Leistungsbereitschaft.

Aber manchmal wird Ihnen zum Beispiel bei Personalentscheidungen von der Politik hineingeredet?
Im Rahmen der mir übertragenen Aufgaben muss ich Entscheidungen treffen, klar in der Sache aber freundlich im Ton. Die Politik kann nur bei mir direkt unterstellten Positionen, also bei Amtsleitern, mitbestimmen, auf den Ebenen darunter ist das meine Entscheidungshoheit. Da habe ich ein Team, in dem diese Fragen behandelt werden. Natürlich höre ich mir auch Ratschläge an und berate mich mit verschiedenen Gruppen, die Entscheidungen liegen aber dann bei mir.

Welche Themen werden von Ihnen jetzt in der Schlussphase des Wahlkampfes in den Mittelpunkt gestellt?
Es ist grundsätzlich schon wirklich jedes Thema in den letzten Wochen diskutiert worden. Ich habe das Gefühl, dass viele Bürger nach der langen Zeit inzwischen wahlkampfmüde geworden sind. Meine Haltung ist es, für Gespräche bereitzustehen, Angebote zu machen, wie man mich erreichen kann. Ich habe auch bewusst keinen Straßenwahlkampf gemacht, um in Pandemie-Zeiten kein Risiko darzustellen. Ich kann bei steigenden Infektionszahlen nicht immer wieder predigen, nur nachvollziehbare Kontakte wahrzunehmen und mich dann auf den Marktplatz stellen. Jedes persönliche Gespräch ist schon extrem wertvoll, aber nicht in der heutigen Zeit. Wie gesagt, ich stehe auf allen Kanälen der sozialen Medien, per Mail oder auch telefonisch zur Kommunikation bereit.

Jetzt hat sich ja zur Stichwahl etwas geändert. Parteien und ehemalige Bewerber, die sie vorher nicht unterstützt haben, rufen jetzt dazu auf, Sie zu wählen. Mit denen haben sie ja inzwischen Gespräche geführt. Wie beeinflusst das Ihre Haltung, was haben Sie versprochen?
Erst einmal möchte ich klarstellen, dass das eine rein ideelle Unterstützung der fünf Parteien ist, da fließen keine Mittel. Und es ist allen klar, dass ich ein überparteilicher, unabhängiger Kandidat bleibe. Wir haben bei diesen Gesprächen Verbesserungen für beide Seiten entwickeln können. Wir werden uns in Zukunft besser miteinander abstimmen und haben gemeinsame strategische Wege erarbeitet. Was auch sicher ist, dass wir die Kommunikation miteinander auf verschiedenen Gesprächsebenen optimieren werden. Wir brauchen einen Austausch über die anstehenden Themen. Das kann auch die Effizienz der Verwaltung steigern, wenn wir nicht vier oder fünf verschiedene Lösungswege erarbeiten müssen, die dann nicht gebraucht werden. Wir haben uns vorgenommen, gemeinsam noch einmal neu zu starten. Letztendlich steht für uns alle der Bürgerwille im Mittelpunkt.

Wie stellen Sie sich nach gewonnener Wahl die zukünftige Arbeit vor? Schließlich repräsentiert ihr Mitbewerber in gewisser Weise ein politisches Lager.
Zusammen mit den fünf unterstützenden Gruppierungen gibt es dann eine Gestaltungsmehrheit. Da kann man sich dann auf gewisse Themen verständigen, die dem Bürgerwillen Rechnung tragen und politisch klug sind. Darin kann sich dann auch die Wahlentscheidung der Bürgerinnen und Bürger ausdrücken. Das heißt natürlich nicht, dass ich mich nicht mit den Unterstützern meines Mitbewerbers austauschen werde. Das gehört zum politischen Spiel, dass man im Wahlkampf einstecken muss und danach die Größe hat, wieder die Tür aufzumachen.

Nun greift Sie Ihr Mitbewerber ganz konkret damit an, dass es zur Zeit noch keinen gültigen Haushalt für das laufende Jahr gibt?
Das hat eine lange Vorgeschichte. Wir haben die Aufgabe, die Haushaltsführung auf die kaufmännische Buchführung Doppik umzustellen. Dafür muss eine Eröffnungsbilanz mit allen Vermögenswerten aufgestellt werden. Dazu muss jede Straßenlaterne, Kanalrohre, jedes Grundstück und jeder Weg erfasst werden. Das ist extrem schwer, da wichtige Unterlagen in der Vergangenheit vernichtet wurden oder verloren gingen. Das ist ein Riesenkraftakt. Hätte man nicht vor 15 Jahren Unterlagen auf den Müll geworfen, wären wir heute weiter. Das werfe ich auch der vorherigen Leitung dieses Hauses vor. Das alles aufzuarbeiten, dafür brauchen wir mehr Personal, das lange von der Politik nicht genehmigt wurde. Mein Mitbewerber sitzt seit Jahren im Finanz- und Wirtschaftsausschuss und hat da bisher auch nichts zur Lösung des Problems beigetragen.

Was machen Sie am Wahlabend?
Mir kommt es entgegen, dass es derzeit wegen der Pandemie keine Wahlparty gibt. Mir hat es gefallen, dass bei der ersten Wahl nur in ruhiger Atmosphäre ernsthafte Gespräche geführt wurden. Ich mag es nicht so laut und eng.


/ veröffentlicht am: 24.03.2021
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