Bundestagswahl 2021 in der Analyse
CDU verliert auch auf Sylt
Foto: Shutterstock // WestlightInsel Sylt.(P.M.) Wahrlich keinen langweiligen Sonntag hatten die rund 130 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die buchstäblich vom frühen Morgen bis zum späten Abend für einen reibungslosen Ablauf der Bundestagswahl auf Sylt sorgten. 15 Teams mussten sich nach Schließung der Wahllokale von Hörnum bis List daranmachen, die 11.194 abgegebenen Stimmzettel auszuwerten. Das Ergebnis kam für viele nicht überraschend: Die CDU blieb auf der Insel die stärkste Kraft, gefolgt von SPD und Grünen. Auch der SSW erreichte inselweit fast sechs Prozent.
Wie im gesamten Gebiet des Wahlkreises 2 (Nordfriesland/Dithmarschen Nord), sammelte die CDU-Kandidatin Astrid Damerow auch auf Sylt die meisten Erststimmen ein und holte das Direktmandat. Mit 35,6 Prozent in der Gemeinde Sylt und 36,9 Prozent im Amt Landschaft Sylt hatte die CDU-Abgeordnete auf der Insel einen deutlichen Vorsprung vor dem SPD-Kandidaten Jens Peter Jensen, der in der Gemeinde Sylt 24,2 Prozent und im Amt Landschaft Sylt (Hörnum Lampen, List, Wenningstedt/Braderup) 21,3 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Das Ergebnis war deutlicher als das Stimmenverhältnis im gesamten Wahlkreis 2, wo Damerow mit 30,4 Prozent vor Jensen mit 27,8 Prozent der Erststimmen ins Ziel ging.
Bei den Zweitstimmen holte die CDU in der Gemeinde Sylt 28,2 Prozent und im Amt Landschaft Sylt 29,4 Prozent. Die SPD lag bei 23,1 Prozent (Gemeinde Sylt) und 19,6 Prozent (Amt Landschaft Sylt). Die Gemeinde Sylt registrierte für die FDP 14,9 Prozent, für die Grünen 16,7 Prozent und für den SSW 5,8 Prozent. Im Amt Landschaft Sylt kam die FDP auf 15,6 Prozent, die Grünen auf 17,8 Prozent und der SSW auf 5,7 Prozent.
Bei der Betrachtung der örtlichen Ergebnisse muss beachtet werden, dass die 6.103 Briefwahlstimmen gesondert und unabhängig vom Sylter Wohnort der Wähler gezählt wurden. Die den Wahllokalen zugerechneten Stimmen wurden am Wahltag direkt vor Ort abgegeben.
Vor diesem Hintergrund gab es von Wahllokal zu Wahllokal sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen auf der Insel deutliche Unterschiede.
Ein Extrem-Ergebnis konnte der Wahlvorstand in Kampen melden. Die CDU Kandidatin sammelte hier 53,8 Prozent der Erststimmen ein, der SPD Mitbewerber wurde von 11,4 Prozent der Wähler bevorzugt.
Anders sah es für die SPD mit Jens Peter Jensen zum Beispiel im Westerländer Stimmbezirk „Tennisclub“ aus. Hier lag der Sozialdemokrat bei den Erststimmen mit 32,2 Prozent zu 28,2 Prozent vor der CDU-Kandidatin Astrid Damerow. Auch bei den Zweitstimmen lag hier die SPD mit 30,6 Prozent vor der CDU mit 21,8 Prozent.
Die meisten Wähler bei den Zweitstimmen konnte die FDP mit glatten 18 Prozent in Keitum hinter sich versammeln. Am wenigsten überzeugten die Freien Demokraten in List mit 10,2 Prozent. In der gesamten Gemeinde Sylt kam die FDP auf 14,9 Prozent, im Amt Landschaft Sylt auf 15,6 Prozent. Das sind Ergebnisse weit über dem Bundesschnitt.
Im Westerländer Wahlbezirk „Lebenshilfe“ sammelten die Grünen mit 17,6 Prozent der Zweitstimmen ihr bestes Ergebnis. Mit 9,5 Prozent blieben sie in Rantum im einstelligen Bereich.
Der SSW, der erstmals seit 1953 wieder für den Bundestag kandidierte, ist bei Wahlen von der Fünf-Prozent-Hürde befreit und schickt erstmals einen Abgeordneten aus dem Flensburger Wahlkreis 1 nach Berlin. Auf Sylt kam die Partei der dänischen Minderheit in der Gemeinde Sylt auf 5,8 Prozent, im Amt Landschaft Sylt auf 5,7 Prozent. Ein Spitzenergebnis gab es in List mit 8,9 Prozent der Zweitstimmen.
Interessant ist das unterschiedliche Verhalten von Briefwählern und Direktwählern. Während sich bei den CDU-Wählern das Verhalten bei der Abstimmung per Brief oder direkt an der Urne nicht entscheidend änderte, legten die Sozialdemokraten bei den Direktwählern im Vergleich zur Briefwahl teilweise deutlich zu. Im Amt Landschaft Sylt entschieden sich 14,6 Prozent aller Briefwähler für die SPD, bei der Wahl vor Ort lag der Anteil bei 24,5 Prozent. Diese Entwicklung verlief mutmaßlich auf Kosten der FDP (Briefwahl: 19,0 Prozent; Urne: 12,1 Prozent) und der Grünen (Briefwahl: 20,6 Prozent; Urne: 15,1 Prozent). Eine ähnliche Tendenz zeigte sich auch in der Gemeinde Sylt sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen.
Bei der Wahlbeteiligung unterschieden sich die Sylter mit 78,4 Prozent im Amt Landschaft Sylt und 75,1 Prozent in der Gemeinde Sylt nicht wesentlich vom gesamten Bundestagswahlkreis 2 mit 77,2 %. Hier unterschied sich Sylt von der Tendenz der Stimmabgabe deutlich bei den Zweitstimmen. Im Wahlkreis Nordfriesland/Dithmarschen Nord liegt der SPD mit 26,3 Prozent vor der CDU (24,6 Prozent) Grünen (15,7 Prozent) und der FDP (12,7 Prozent).
Insgesamt verzeichneten die ehrenamtlichen Wahlvorstände keine wesentlichen Unregelmäßigkeiten. Wahlleiter Carsten Kerkamm bedankte sich ausdrücklich bei den Wahlhelfern für die geleistete Arbeit, die für einen reibungslosen Ablauf sorgte.
/ veröffentlicht am: 04.10.2021