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Eine Weihnachtsgeschichte von Bettina Dethloff

Carlottas größter Weihnachtswunsch

Foto: Bettina Dethloff

Es war einmal eine nette Familie, die lebte in einem kleinen Haus auf Sylt: Papa John, Mama Kerstin, die sechsjährige Carlotta und Baby Benni. Kurz vor Weihnachten fanden sie einen Brief, darin stand: „Hallo! Ich bin Lilli, euer Weihnachtswichtel. Am Tage schlafe ich, doch nachts bin ich munter. Bitte stellt mir abends etwas zu essen vor mein Türchen in der Wand.“ Carlotta lachte entzückt und das Baby strampelte freudig, es fühlte die heitere Stimmung.
Die Stimmung war jedoch nicht immer so gut. „Bennis Blut ist krank“, erklärte Carlotta ihren Freundinnen. „Er braucht eine Spende von einem anderen Menschen. Aber Mama meint, es wäre ein Wunder, wenn wir jemanden finden, bei dem alles passt.“
Einen Tag vor Heiligabend spazierte die Familie den Dünenweg entlang und Papa John erklärte Carlotta: „Zu Hause kannst du Lilli noch ihre Nachtmahlzeit bereiten, danach darf allein der Weihnachtsmann ins Wohnzimmer. „Geht klar“, rief Carlotta mit hochroten Wangen. Später füllte sie eine kleine Schale mit Nüssen und winzigen Apfelstücken und stellte ein Gläschen Milch daneben. Dann bat sie ihre Mama, folgende Nachricht zu schreiben: „Liebe Lilli. Mein Bruder braucht Stammzellen. Ich weiß nicht, was das ist, aber vielleicht kannst du uns ja helfen?“
Am sehr späten Abend hörte Papa John Geräusche im Wohnzimmer. Waren da etwa Einbrecher? Er schlich an die Tür und lauschte. Ein Mann flüsterte: „Lass uns wieder gehen. Sowas tut man einfach nicht.“ Ein anderer Mann sagte: „Das stimmt. Doch meine Frau bekommt bald ihr Baby, wir haben kaum genug zu essen und kein einziges Geschenk für meine Tochter.“ Er atmete schwer und raunte: „Ich bitte diese Familie um Verzeihung.“ Dann packte er alles, was auf dem Tisch lag, in seinen Rucksack: Orangen, Kekse und Marzipan. Und in der Eile auch Carlottas Brief an Lilli. Das Wichtelmädchen hatte sich unter dem Sofa versteckt, zum Glück hatte sie Carlottas größten Wunsch schon gelesen. Der Dieb schnappte sich noch zwei der Geschenke, die unter dem Tannenbaum standen, dann huschten die Männer davon. John folgte ihnen heimlich.
Später erzählte er Kerstin, was geschehen war. Sie überlegten lange, was sie nun machen würden, denn natürlich darf man nicht stehlen. Aber der Mann hatte so verzweifelt geklungen!
Daher zog John am nächsten Tag los, um der armen Familie des Diebes heimlich eine große Tüte mit Lebensmitteln und einer kuscheligen Decke vor ihre Haustür zu stellen. Dazu schrieb er folgende Nachricht: „Ihre Verzeihung wurde angenommen. Frohe Weihnachten!“
Doch kurz vor dem Ziel sprang er hinter einen Busch, als der Dieb an ihm vorbeieilte, ebenfalls mit einer Tasche in der Hand. Einen Augenblick später stellte John seine Geschenke wie geplant bei der fremden Familie ab und staunte, als er selbst wieder zu Hause war: Der Dieb hatte die am Tage zuvor gestohlenen Geschenke zurückgebracht. Allein die Kekse fehlten.
Als John später im Kreise seiner Lieben neben dem Tannenbaum saß, flüsterte Carlotta: „Habt ihr es bemerkt? Lilli hat meinen Brief mitgenommen.“ Zwei Tage später fanden sie neben dem leergegessenen Schälchen diese Abschiedszeilen: „Vielen Dank, dass ich Weihnachten hier sein durfte. Wir sehen uns im nächsten Jahr. Bis dahin suche ich weiter nach einem Wunder für euch. Alles Liebe, eure Lilli.“
Einen Monat später brachte die Frau des Diebes einen gesunden Jungen zur Welt. Sie nannten ihn John, genau wie Carlottas Papa. Als Baby John noch im Bauch der Mutter war, wurde er über eine Nabelschnur mit Nahrung und Sauerstoff versorgt. Nach einer Geburt wird sie in der Regel weggeschmissen. Doch die jungen Eltern baten die Ärzte, der Nabelschnur bestimmte Zellen zu entnehmen. Lilli hatte nämlich auf der Suche nach einem Wunder ganze Arbeit geleistet. Die Zellen der Nabelschnur passten zum kranken Benni und konnten ihm helfen, gesund zu werden.
Dieses Weihnachten feiern die beiden Familien zusammen – und zwar äußerst vergnügt. Nur für einen Moment sind alle ganz still, als Carlotta sich bäuchlings vor die Wichteltür an der Wand legt und leise flüstert: „Danke Lilli! Und frohe Weihnachten.“


Geschrieben von: Bettina Dethloff / veröffentlicht am: 19.12.2023
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