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90 Jahre Landbäckerei Jessen

Als Familienbetrieb erfolgreich

Foto: Archiv

Von Heiko Wiegand

Wenningstedt. Sie haben sich Zeit genommen für ihren Besuch an diesem Morgen. Am Tisch sitzen gleich vier Mitglieder der Familie Jessen, bereit für einen gemeinsamen Rückblick auf die 90-jährige Geschichte der Landbäckerei Jessen. Die Familienchronik ist opulent, auch das Bildarchiv – und es ist nachgewiesen, dass Peter Martin Jessen die Bäckerei am 29. März 1931 von der Wenningstedter Familie Hamelau übernommen hat. An diesem Tag also beginnt die Geschichte der Bäckerei Jessen auf Sylt. Heute leitet der Enkelsohn von Peter Martin Jessen, Kai Jessen, mit Ehefrau Heidi und Sohn Martin ein Unternehmen mit knapp 40 Mitarbeitern und vier Filialen auf Sylt.

Zweitgrößte Bäckerei
„Wir sind damit die zweitgrößte Bäckerei auf der Insel“, sagt Martin Jessen im Gespräch mit der „Sylter Zeitung“. Der 41-Jährige ist 2018 gemeinsam mit Ehefrau Anett in den Familienbetrieb eingestiegen und hat in diesem Zuge das Bäckerhandwerk gelernt. Was viele, selbst Sylter nicht wissen: Die Landbäckerei Jessen ist eine ursprünglich in Wenningstedt beheimatete Bäckerei, die vor Jahrzehnten mehr in Richtung Norddörfer orientiert war. „Das Stammhaus befand sich bis zum Umzug der Bäckerei im Jahr 1984 am Kampener Weg“, berichtet Martins Vater Kai Jessen, der auch Konditor ist. Der Kampener Weg liegt zentral und ist sowohl aus Wenningstedt als auch aus Braderup und Kampen schnell erreichbar.

Zäsur im Jahr 1982
Mehr als ein halbes Jahrhundert lang backen die Jessens – zunächst von 1931 bis 1962 Peter Martin mit Ehefrau Melita, und ab 1962 dessen Sohn Heinrich mit seiner Frau Helga – Brot, Brötchen und Kuchen in der angestammten Bäckerei am Kampener Weg. Das Gebäude steht heute noch und ist äußerlich kaum verändert worden. Zu einer Zäsur in der Geschichte des Unternehmens kommt es dann im Jahr 1982, als Heinrich Jessen die Entscheidung trifft, nach 51 Jahren der Gemeinde Wenningstedt den Rücken zu kehren und fortan in Tinnum seine Brote und Brötchen zu backen. „Es gab damals Probleme mit der Verwaltung in Wenningstedt – und mit dem dortigen Bürgermeister. Da hat mein Vater eine klare Entscheidung getroffen und den Umzug nach Tinnum vorbereitet, das damals Teil der Gemeinde Sylt-Ost war.“

Im „Sylter Spiegel“ findet Heinrich Jessen in der Ausgabe am Mittwoch, 25. April 1984, anlässlich der Eröffnung des neuen Betriebs in Tinnum klare Worte; er schreibt gemeinsam mit Ehefrau Helga: „Nach 53 Jahren im Besitz unserer Familie fällt es uns sehr schwer, aus unserem Heimatort mit der angestammten Produktionsstätte fortziehen zu müssen. Die Behördenwillkür ließ uns keinen anderen Weg. Wir danken allen, die uns gut gesonnen waren, grüßen aber auch die, die uns nichts als Steine in den Weg legten, besonders Herrn Bürgermeister Kroll, dessen kommunalpolitische Weitsicht dazu führte, dass die Gemeinde etwa 40 Prozent ihres Gewerbesteueraufkommens einbüßt. (…) In Sylt-Ost wurde in vier Wochen mehr geschafft, was in Wenningstedt in vier Jahren nicht möglich war.“

Umzug nach Tinnum
Die Jessens eröffnen also im April 1984 mit einem weinenden und einem lachenden Auge ihren neuen Betrieb am Tinnumer Ingewai. Mit einem lachenden Auge, „weil die Arbeitsmöglichkeiten in großzügigen neuen Räumen mit modernsten Anlagen wesentlich besser sein werden“, schreibt der „Sylter Spiegel“ in seiner Ausgabe vom 25. April 1984. Im Betrieb am Tinnumer Ingewai produzieren die Jessens noch heute.

20 Jahre nach der Eröffnung in Tinnum übernimmt im Jahr 2004 der Sohn von Heinrich und Helga Jessen, Kai Jessen, die Geschäftsführung und führt die Tradition des Betriebs erfolgreich weiter. Kai Jessen ist es übrigens auch, der die Landbäckerei wieder zurück nach Wenningstedt verlegt, indem er den Sitz der Gesellschaft in Wenningstedt anmeldet. Die Bäckerei ist also wieder da zu Hause, wo sie ursprünglich hergekommen ist. „Heute haben wir mit der Gemeinde Wenningstedt wieder ein sehr gutes Verhältnis, da ist aus der Vergangenheit nichts übrig geblieben“, sagt Martin Jessen.

Doch zurück zu den Produkten: „Unsere Schwerpunkte sind auch weiterhin Brötchen und Brote“, sagt Kai Jessen im Gespräch mit unserer Zeitung. Dafür sprechen allein rund 40 verschiedene Sorten Brötchen und viele verschiedene Sorten Brot, darunter das beliebte Friesenbrot und das Schwarzbrot. Und die neueren Trends, die geschmacklich in die Zukunft weisen? „Dinkel als Korn ist immer mehr im Kommen“, sagt Kai Jessen. Jessen, das ist aber auch eine vielseitige Konditorei, die auf der Insel fast jeden Geschmack trifft.

Riesige Produktvielfalt
Es ist tatsächlich für jeden Geschmack etwas dabei, Jessens Landbäckerei deckt mit seiner riesigen Produktvielfalt die Geschmäcker aus der ganzen Republik ab. „Die charakteristischen Produkte von uns sind die Friesenbrote und -stangen, Heinis Butterkuchen, Friesentorte oder Muschelbrötchen“, weiß Kai Jessen. Und man ist natürlich auch auf die Dinge vorbereitet, die ein Stück wetterabhängig sind: „Bei gutem Wetter nehmen die Touristen im Sommer ja gerne unser Laugengebäck mit an den Strand“, ergänzt Martin Jessen. Nun hoffen alle, dass es irgendwann in den nächsten Wochen (hoffentlich) wieder losgeht mit der Saison auf Sylt.

Wird denn der 90. Geburtstag von Jessens Landbäckerei dieses Jahr noch nachgefeiert? „Wenn wir noch was machen, dann auf jeden Fall im Jahr 2021, im 90. Jahr unseres Bestehens“, fasst Martin Jessen zusammen. Wann das genau sein wird, das weiß an diesem Morgen am Tisch keiner der vier Familienmitglieder der Familie Jessen. Aber man weiß genau, dass, sollte etwas geplant werden, es auf jeden Fall in der „Sylter Zeitung“ stehen wird.

Und auch das soll am Ende nicht unerwähnt bleiben: „Ohne die qualifizierten Mitarbeiter wäre in den vergangenen neun Jahrzehnten sehr vieles nicht möglich gewesen; auf unsere Angestellten sind wir besonders stolz – und für sie sind wir wirklich dankbar!“, fassen Kai und Martin Jessen abschließend zusammen.


/ veröffentlicht am: 31.03.2021
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