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Erste-Hilfe-Maßnahmen am Hund – von Bettina Dethloff

Als erstes gilt: Ruhe bewahren!

Foto: Bettina Dethloff Die Teilnehmer dürfen selbst Hand anlegen.

Tinnum. „Ace, hättest du mal bitte Zeit?“ Das angesprochene Tier wendet sich seiner „Chefin“ zu, mit einem Blick, der sagt: „Jaaaa, ich komm ja schon.“ Dann springt er lässig auf den provisorischen Untersuchungstisch. Ace ist hauptberuflich als Personenspürhund unterwegs, heute jedoch ist er der Assistent seines Frauchens, Dr. Babett Höfling. Die Veterinärmedizinerin ist neben ihrer Tätigkeit in einer Joldelunder Praxis als Ausbilderin für Personenspürhunde tätig und sie gibt, wie jetzt gerade in den Räumen des GHSV Sylt, Kurse für Erste-Hilfe-Maßnahmen am Hund.
Sie beginnt mit der wohl schwersten Aufgabe im Notfall: „Als erstes heißt es Ruhe bewahren und die Lage checken.“ Da ein panischer Hund (selbst der eigene) ohne böse Absicht zubeißen könnte, zeigt sie, wie man aus einer Mullbinde eine Maulschlinge wickelt und wie man das verletzte Tier auf der Seite liegend mit den Armen fixieren kann. Geduldig lässt Ace sich hinterher einen Ohrenverband anlegen, den Puls an der Innenseite des Oberschenkels fühlen und die Augen verbinden. „Bitte immer beide Augen, weil sie sich synchron bewegen und die verletzte Seite sonst nicht ruhig gestellt würde“, betont die Tierärztin.
Sie erklärt, wie eine Herzdruckmassage funktioniert und wie man beatmen müsste: den Kopf leicht überstrecken, die Zunge nach vorne aus dem Maul ziehen, das Maul zuhalten und der Körpergröße entsprechend in die Nase blasen, im Wechsel zehn zu zwei. Dabei mahnt sie: „Beides niemals am gesunden Hund üben! Das könnte einiges ganz schön durcheinander bringen.“
Auch Unfallverhütung kommt zur Sprache: „Markknochen können sich über den Unterkiefer schieben und festklemmen und Stöckchen beim Spielen Verletzungen in Hals oder Zunge verursachen. Feststeckende Fremdkörper sollte man niemals selbst herausziehen.“
Bei oberflächlichen Wunden im Fell heißt es: „Wunde reinigen, wenn vorhanden mit einer desinfizierenden Salbe bestreichen, Kompresse und Verband anlegen.“
An der Rute oder den Beinen müssen die Verbände mittels Klebeband fixiert werden, um ein verrutschen zu vermeiden. Doch sie mahnt zu Obacht, manchmal seien die Wunden tiefer als es aussieht. Gerade Wunden im Brust oder Bauchwandbereich müssen tierärztlich versorgt werden, da Harnröhre und Lunge verletzt sein können.
Während es anschließend um weitere unterschiedliche Notsituationen geht, ist trotz des ernsten Themas auch das Lachen mit im Raume. Dafür sorgt die unterhaltsame Kommunikation der Kursleiterin sowie die Mimik von Ace und seinen „Kollegen“ Opaze und Grisu, die ihn zwischenzeitlich ablösen. Die Blicke der Hunde wechseln von gelangweilt über mitleidig bis zu „Jetzt hab ich keine Lust mehr, hol mal den Kollegen ´rein“. Man merkt, sie machen das öfter, im praktischen Teil können problemlos mehrere Teilnehmer gleichzeitig das Erlernte am Tier üben. Vor allem Druck- und Ohrenverbände stehen hoch im Kurs.
Abschließend gibt es nochmal Theorieunterricht. In manchen Notfällen reicht es, sich erstmal telefonischen Rat vom Tierarzt einzuholen. Im Tiefflug dorthin eilen sollte man jedoch (unter anderem!) im Falle einer Magendrehung. Dabei bläht sich der Bauch schnell und stark auf, meist hinten links beginnend. Dabei ist es notwendig, dass der Tierarzt umgehend informiert wird und alles notwendige vorbereiten kann, um beim Eintreffen keine Zeit zu verlieren. Auch Verätzungen (Vorsicht mit Batterien) oder Vergiftungen dulden keinen Aufschub. Giftköder, bestimmte Pflanzen, Frostschutzmittel (schmeckt süßlich) in der Pfütze, Ersatzzucker wie Xylit oder Erythrit bilden nur die Spitze des Giftberges. Höfling rät jedem Hundehalter, sich zu informieren, denn auch Lebensmittel wie Weintrauben, Zwiebeln oder Schokolade (besonders die dunkle aufgrund des Theobrominanteils) schaden dem besten Freund des Menschen. Zeigt das Tier Symptome wie Speicheln, starkes Zittern, unruhige Augen oder einen sehr hohen Puls (normal 60 bis 80/min.), sollte man sich beeilen, tierärztliche Hilfe einzuholen.
Resümee eines Teilnehmers am Ende des Kurses: „Es hat Spaß gemacht und ich hab´ echt viel gelernt. Vor allem eines: Ich werde noch besser als vorher auf meinen Hund achtgeben.“


Geschrieben von: Bettina Dethloff / veröffentlicht am: 20.02.2024
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