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Interview mit dem Chef der Sylter Kripo

„Alkohol führt oft zu Aggression“

Foto: Polizei Sylt Gunnar Boluminski heißt der neue Chef der Sylter Kriminalpolizei.

Insel Sylt. Es war nicht ganz einfach, ihn für ein Interview zu kriegen. Aber kürzlich hat er dann doch gern das Gespräch mit unserer Zeitung zugesagt. Im frisch sanierten Sylter Polizeirevier traf unser Redaktionsmitglied Heiko Wiegand Gunnar Boluminski, der seit 1. Juni 2023 Chef der Sylter Kriminalpolizei ist.
Geboren in Flensburg, begann der 51-Jährige seine Ausbildung Anfang der 1990-er Jahre im Mittleren Dienst bei der Schutzpolizei in Schleswig-Holstein. Über die Bereitschaftspolizei und das Landeskriminalamt kam er wieder in den Schichtdienst, um anschließend ein Studium für den Gehobenen Dienst dranzuhängen. Während dieser Ausbildung bekam er die Chance, zur Kriminalpolizei zu wechseln. Seit 2004 arbeitet er bei der Kripo – seit fast genau 20 Jahren. Bevor er im vergangenen Jahr nach Sylt kam, absolvierte er Stationen in Flensburg, Schleswig und Husum.

Dort war er Leiter eines Sachgebiets und hat sich von dort aus für die Insel beworben. Und erhielt den Zuschlag für Sylt.

Herr Boluminski, was hat Sie an Sylt gereizt, dass Sie sich beworben hatten?
Mich hat die Dienststelle an sich gereizt, weil ich wusste, dass Schutzpolizei und Kriminalpolizei hier auf Sylt sehr eng zusammenarbeiten. Es ist eine enge Kooperation und die Insel ist recht kleinteilig. Man pflegt einen engen Kontakt.

Und das kommt Ihnen entgegen?
(Lächelt) Das kommt einem bei Ermittlungen immer entgegen. Wenn man persönlichen Kontakt zu den Kollegen, aber auch in die Bevölkerung hat, sind Ermittlungen deutlich einfacher, weil die Wege, die man für eine Information gehen muss, kürzer und schneller sind.

Was unterscheidet die Arbeit für einen Kriminalbeamten auf einer Insel wie Sylt von der Arbeit eines Kriminalbeamten auf dem Festland?
Der Standort Sylt ist kriminalpolizeilich etwas kleiner. Das bedeutet, dass man auf so einer Kriminalpolizeidienststelle wie Sylt eine sehr große Bandbreite darstellen muss. Wir bearbeiten hier fast alles, vom kleinen Hausfriedensbruch bis zur Körperverletzung mit Todesfolge. Und dazwischen liegt eine ganze Menge. Auf dem Festland wird das in verschiedene Kommissariate aufgeteilt. Da gibt es zum Beispiel eine Abteilung, die den Bereich Eigentumskriminalität, Betäubungsmittelkriminalität oder Raub bearbeitet. Andere Abteilungen kümmern sich nur um Betrug oder Sexualdelikte. Das bedeutet konkret für Sylt, dass von den Kollegen eine hohe Fachlichkeit abgefordert wird. Die Beamten hier sind schon recht genau spezialisiert.

Wie viele Beamte gibt es auf Sylt?
Dazu darf ich Ihnen aus taktischen Gründen nichts sagen.

Aber Sie haben genug Personal, um den Aufgaben gerecht zu werden?
Ja. Auf Sylt gibt es Kriminalität jeglicher Couleur – und auch quantitativ nicht weniger als woanders.

Im übertragenen Sinne sind Sie als Kripo-Beamter hier auf Sylt eher in so einer Art Hausarzt-Funktion tätig und nicht beispielsweise als Facharzt für Chirurgie oder Orthopädie?
Nein, wir brauchen hier schon auch Spezialisten. Wir können alles abbilden. Wir haben darüber hinaus aber auch Zugriff auf verschiedene Fachkommissariate auf dem Festland, wie zum Beispiel eine Mordkommission. Wenn wir hier ein Tötungsdelikt hätten, dann würden wir vor Ort den ersten Angriff fahren. Aber so ein Fall geht dann relativ schnell an die Mordkommission. Für ein schweres Raubdelikt – ein anderes Beispiel – würde dann die Spurensicherung aus Flensburg rüber kommen. Dasselbe gilt für den Bereich Wirtschaftskriminalität.

Was ist denn hier das Tagesgeschäft?
Hier passiert immer etwas. Unser Tagesgeschäft sind Betrugs-, Eigentums- und Rohheitsdelikte sowie Brandsachen. Darum kümmern wir uns und das bearbeiten wir.

Gibt es denn bestimmte Verbrechen, die auf Sylt zahlenmäßig häufiger vorkommen als auf dem Festland?
Sylt hat, auch bedingt durch die vielen Gäste im Sommer, einen größeren Schwerpunkt im Bereich der Eigentums- und Betrugsdelikte. Als Beispiel seien zu nennen Ladendiebstähle und einfache Betrugssachen.

Was ist für Sie ein typisches Betrugsdelikt?
Ein typisches Betrugsdelikt des Jahres 2024 ist der Internet-Betrug. Das findet auf vielen Verkaufsplattformen statt. Das hat mit dem Tatort Sylt aber vielfach direkt nichts zu tun. Irgendjemand auf Sylt will im Internet etwas kaufen, hat Kontakt mit jemandem weit weg von Sylt und bekommt seine Ware nicht, die er schon bezahlt hat. Auch der Enkeltrick oder die Masche ,falscher Polizeibeamter‘ kommt hier immer noch vor.

Und Zechprellerei?
Das gibt es hier auch immer mal wieder. In der Vergangenheit sogar in größeren Serien.

Wie sieht‘s auf Sylt mit dem Thema Drogen aus?
Davon ist Sylt nicht mehr als andere Standorte betroffen. Wir haben hier immer noch ein stark pulsierendes Nachtleben. Das hat man an anderen Standorten so ausgeprägt nicht mehr.

Was ist die Konsequenz?
Einige Formen der Kriminalität auf der Insel haben immer noch sehr viel zu tun mit Alkoholkonsum im Nacht- und Partyleben, das hier zum Teil auch tagsüber stattfindet. Das fällt hier schon ein bisschen mehr auf, weil es offen sichtbar ist. In anderen Städten werden Sie heute kaum noch jemanden in Kneipen um 17 Uhr antreffen, der schon deutlich alkoholisiert ist. Das haben Sie hier auf Sylt häufiger, da es ein Urlaubsstandort ist. Und genau dadurch entsteht eine gewisse Art von Gewaltkriminalität, die hier vermehrt auftritt. Alkoholkonsum führt oft zu Aggression und Gewalt. Dadurch kommt es zu Beleidigungen, Bedrohungen und Körperverletzungen. Drogen sind da natürlich auch immer wieder mal mit im Spiel.

Was kann man gegen den Drogenmissbrauch tun?
Menschen durch umfassende Aufklärung schützen – das kann man tatsächlich nur mit Prävention erreichen, die schon früh beginnen muss. Man kann nur auf die Einsicht der Leute vertrauen und hoffen, dass man sich richtig an kompetenter Stelle informiert.

Das Thema ist Ihnen wichtig…
Ich bin mittlerweile in vielen örtlichen Gremien vertreten und fungiere dort als Ansprechpartner. Das läuft hier auf der Insel wirklich sehr gut.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie mal nicht auf der Jagd nach Verbrechern sind?
Ich mache viel Sport – Laufen, Fitness. Früher habe ich auch viel Kampfsport gemacht. Aber man wird älter (lächelt).


Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 09.04.2024
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