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Barbara Witte erhielt eine Organspende

17 Jahre mit geschenkter Lunge

Foto: Bettina Dethloff Barbara und Uwe Witt gehen seit 55 Jahren gemeinsam durchs Leben. Seit 17 Jahren lebt die Westerländerin mit einem neuen Lungenflügel.

Westerland. Vor wenigen Tagen feierten Uwe und Barbara Witt Platin-Hochzeit, das bedeutet, die beiden haben sich vor 55 Jahren das Jawort gegeben. Während Uwe mit „seinen Jungs vom Sylter Shanty-Chor“ im Wenningstedter Kursaal auf der Bühne stand, bekam er vom Chorleiter vor den Augen des Publikums einen Strauß Rosen überreicht. Es gab und gibt aber noch weitere Gründe zu feiern: den „17. Geburtstag“ von Barbara am 11. Juli – und ihren 79. Geburtstag. Es grenzt an ein Wunder, wenn man bedenkt, dass Barbaras Leben schon vor mehr als 20 Jahren auf wackeligen Beinen stand. Eine schwere Lungenerkrankung bestimmte ihr Leben. Bei Professor Dr. Hinrich Hamm, damals Chefarzt der Inneren Abteilung in der Nordseeklinik, fühlte sie sich sehr gut aufgehoben, dennoch konnte niemand die Krankheit aufhalten.

Im Januar 2005 meldete der Professor sie bei Eurotransplant an, im Mai war ihr Zustand so kritisch, dass sie die kommenden Wochen in der Nordseeklinik verbringen musste. Die große Wende kam am 11. Juli, nachdem Barbara Witt in der Medizinischen Hochschule Hannover ein Lungenflügel transplantiert wurde. „Der zweite hat einem weiteren Menschen das Leben gerettet“, erklärt sie voller Ehrfurcht.

Wenn alles gut ginge, würden ihr sechs weitere Jahre Lebenszeit geschenkt, so die Prognose. Ihr persönliches Ziel jedoch war die Goldene Hochzeit – dieses Ziel wurde bekanntermaßen weit übertroffen. Unverzichtbar sind Tabletten, welche die Abstoßung des fremden Organs verhindern. „Morgens und abends, jeweils um halb zehn, muss ich diese Medizin einnehmen“, erklärt die Westerländerin. „Uwe achtet darauf, dass ich die Zeiten genau einhalte.“ Der Medikamentenspiegel wird im Vierwochentakt sorgsam überprüft, die Lunge gegelmäßig in der Klinik geröntgt – und der „zweite Geburtstag ihres Lebens“ wird von Jahr zu Jahr mehr bewundert. Der Weg war nicht immer weich gepolstert, kleine und große Untersuchungen wurden regelmäßig fällig, oder auch Eingriffe aufgrund der medikamentös bedingten Gewebeveränderungen der Haut. Klagen seitens der Patientin gab es nie. Die Dankbarkeit leben zu dürfen, überflügelt alles.

Kritisch allerdings wurde es Weihnachten 2019, als eine schwere Diarrhoe ihren Medikamentenspiegel ins Wanken brachte und Fieber den Körper zunehmend schwächte. Wochenlang besserte sich nichts. „Diesmal hab ich mental schon die Radieschen von unten gesehen“, erklärt sie ohne mit der Wimper zu zucken. Sie wollte aufgeben. „Aber in der Nordseeklinik machten sie mir immer wieder Mut, Anfang März gab ich dem Drängen der Ärze nach, mich in das UKE Hamburg Eppendorf überweisen zu lassen.“ Nach intensiver Ursachenforschung und Behandlung war drei Wochen später das Schlimmste überstanden und die Sylterin konnte nach Hause.

17 Jahre geschenktes Leben, sie weiß es zu schätzen und zu behüten. „Uwe und ich passen aufeinander auf“, betont sie. Kein einziger Tag sei selbstverständlich. „Nun schauen wir, dass wir die nächsten Monate gut schaffen“, erklärt Uwe. Barbara verbessert ihn: „Du meinst Jahre.“ „Ja“, ich meine Jahre“, stimmt er leise zu und weiß: Seine Frau hat ein neues, sehr großes Ziel vor Augen – sie möchte so gern noch die Diamantene Hochzeit feiern.


Geschrieben von: Bettina Dethloff / veröffentlicht am: 12.07.2022
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