Ein Beitrag unseres Lesers Simon Krzizok
Von guter Hilfsbereitschaft
Foto: Archiv Am Port in Niebüll (Foto) war an diesem Tag nach einem Unfall am Bahnhof Westerland deutlich mehr los als sonst. Dennoch fanden Mitarbeiter der DB eine Lösung für Familie Krzizok.Insel Sylt/Niebüll. Unser Leser Simon Krzizok hat der Redaktion der Sylter Zeitung über die Jahreswende einen Bericht zugesendet, in dem es um ein gutes Beispiel für Hilfsbereitschaft in Nordfriesland geht. Wir drucken diesen Beitrag in redaktionell leicht veränderter Form gerne ab:
„Am 19. Dezember ist unser Sohn in Hamburg Altona zur Welt gekommen. Nach drei Tagen im Wochenbett durften wir die Klinik verlassen und uns auf die Reise nach Sylt machen. Leider hatten wir an besagtem Tag mitbekommen, dass es nach einem Rangierunfall einen schweren Schaden an einer Weiche im Eingangsbereich des Bahnhofs Westerland gab und sich der Fahrplan der Autozüge dadurch massiv veränderte (die Sylter Zeitung berichtete). Nach einem ausführlichen Telefonat mit einem Mitarbeiter der Deutschen Bahn wurde uns versichert, dass das Problem bis 14 Uhr behoben sei und die Züge wieder den regulären Betrieb aufnehmen könnten. Mit dieser Information verlegten wir unsere Rückreise von Hamburg-Altona nach Sylt auf den späten Nachmittag.
Eine Autofahrt mit einem Säugling ist an sich schon abenteuerlich – insbesondere dann, wenn es sich um die erste Fahrt über eine größerer Distanz handelt. Richtig abenteuerlich wurde das Ganze allerdings, als wir in Niebüll am Port standen und realisierten, dass bei einem gefühlten Andrang von 3.000 Autos die Wahrscheinlichkeit einer zügigen Überfahrt nach Sylt, drastisch sinken musste.
Mit einem bitteren Beigeschmack machten wir uns Richtung Ticketschalter des DB-Sylt-Shuttles auf, als nach zwei Stunden ruhiger Autofahrt auf dem Weg von Hamburg nach Niebüll auch unser Sohn aufwachte und sich lautstark bemerkbar machte.
Am Schalter angekommen, wurde uns zunächst ausführlich erklärt, dass der Bahnbetrieb weiterhin gestört sei und dies auch bis zum späten Abend so bleiben würde. Mittlerweile stieg die Wartezeit auf bis zu vier Stunden an. Mit einem schreiendem Baby und einer Frau, die sich nach der Entbindung per Kaiserschnitt im Wochenbett befinden sollte, und Außentemperaturen um den Gefrierpunkt eine fast unlösbare Aufgabe.
Nach einem kurzem Wortgefecht mit der DB-Mitarbeiterin überwogen dann doch Vernunft und Menschlichkeit. Es wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um uns an der langen Schlange zum Autozug vorbei zu lotsen und so zu positionieren, dass wir mit der nächstmöglichen Überfahrt nach Sylt kommen und unser erstes Weihnachten und Silvester als kleine Familie auf der Insel verbringen konnten.
Wir finden, diese Geschichte hat eine öffentliche Aufmerksamkeit verdient – insbesondere deshalb, weil in der heutigen Zeit Hilfsbereitschaft nicht immer selbstverständlich ist.“
Wir schließen uns der Auffassung von Simon Krzizok gerne an und kamen deshalb zu der Überzeugung, seinen Beitrag gerne abzudrucken.
Geschrieben von: Heiko Wiegand / veröffentlicht am: 04.01.2022