Erste Einzüge - 15.000 Euro von der Gemeinde als Anschub
Guter Start für Senioren-WG
Foto: Sylt Connected Am 20. Dezember 2021 wurde der Verein „Gemeinsam Leben und Wohnen e.V“ gegründet, ein Vorstand gewählt und eine Satzung verabschiedet. Zur Vorsitzenden wurde Martha Berendes (r.) gewählt. Weitere Gründungsmitglieder sind Ulla Lunk-Lorek (Stellvertreterin/SWG), Marvin Andresen (Schatzmeister, l.), Maria Andresen (Beisitzerin/Grüne), Peter Schnittgard (Beisitzer/CDU), Nikolas Häckel, Ulrike Körbs (Insulaner, 2.v.l.), Eberhard Eberle (SPD), Gerd Nielsen (SPD, 2.v.r.) und KLM-Chef Marcus Kopplin (r.).Westerland. Ältere Menschen, die sich eine große Wohnung teilen, um gemeinsam dort zu wohnen und sich gegenseitig zu unterstützen – was gut klingt, hatte auf Sylt einen schweren Start. Jahrelang standen zwei als Senioren-Wohngemeinschaft vorgesehene Etagen in der Steinmannstraße leer – so lange, dass die Gemeinde gar durch eine Umfrage herauszufinden versuchte, ob dieses Wohnkonzept unter den älteren Syltern überhaupt noch Anklang findet. Für viele galt das Konzept schon als gescheitert – nun jedoch sind tatsächlich erste Senioren in eine der Wohngemeinschaften eingezogen – zwar müssen sie auf die ambulante Pflegebetreuung verzichten, zahlen dafür aber auch weniger als ein Drittel des einstmals vorgesehenen Betrages.
Das ursprünglich angebotene Wohnkonzept war Teil des Pflegeangebots der Johanniter auf Sylt und sah eine ambulante Betreuung vor, wodurch die Kosten sich insgesamt auf 1.600 Euro monatlich belaufen hätten – inklusive Pflege und Verpflegung. Eine zu hohe Summe, wie die Bedarfsermittlung der Gemeinde später ergab: Die Mehrheit erklärte, einen Kostenanteil von lediglich bis maximal 1000 Euro tragen zu wollen.
Anstelle der Johanniter nahm nun der im vergangenen Dezember eigens gegründete Verein „Gemeinsam Leben und Wohnen“ die Umsetzung der Senioren-WG in die Hand. Eine Etage mit elf Zimmern für jeweils knapp 500 Euro Warmmiete steht den Sylter Senioren nun offen. Dieses Angebot stößt auf großes Interesse – die ersten Mieter sind bereits eingezogen.
Sehr erfreut darüber zeigte sich die Vorsitzende des Vereins, Martha Berendes, als sie auf der jüngsten Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses vom Stand der Dinge berichtete. „Am 1. März haben drei Damen ihre Räume in der Wohngemeinschaft bezogen. Im April folgen vier weitere Bewohner, zwei noch im Mai und Juni.“ Gespräche mit weiteren Interessenten habe es schon gegeben. Das Feedback der bisherigen Mieter zu dem WG-Projekt ist durchweg positiv: „Es macht wirklich Spaß zu hören, wie wohl sich die Menschen dort fühlen“, sagte Martha Berendes.
Zur Verfügung stehen den Seniorinnen und Senioren in der WG jeweils ein eigenes, gut 20 Quadratmeter großes Appartement mit barrierefreiem Bad. Gemeinsam nutzen sie eine große Gemeinschaftsküche, einen Hauswirtschaftsraum mit Waschmöglichkeit, zwei Balkone und den Garten. Auch an Kleinigkeiten wie abschließbaren Eisschrankfächern für jeden Einzelnen wurde gedacht. „Jeder kann Gesellschaft haben, wenn ihm danach ist – muss es aber eben nicht“, betonte die Vereinsvorsitzende die Vorzüge des gemeinschaftlichen Wohnens.
Außerdem sei die günstige Miete ein gutes Argument für den Einzug in die strandnahe WG: „So ergibt sich die Möglichkeit, trotz eines geringen Einkommens auch im Alter auf der Insel wohnen zu können.“ Um das Projekt bestmöglich zu gestalten, trifft sich der Vorstand von „Gemeinsam Leben und Wohnen“ derzeit noch jede Woche zu einem Ideenaustausch und will auch Beratungsgespräche für die Bewohner anbieten, um Verbesserungsvorschläge abzufragen.
Lediglich etwas finanziellen Anschub benötigt die Senioren-WG noch von der Gemeinde Sylt: Da die Wohneinheiten erst Mitte des Jahres komplett vermietet sein werden, entsteht beim Kommunalen Liegenschafts-Management (KLM) als Vermieter eine Lücke in Höhe von monatlich 4.500 Euro. Ulrike Körbs als Vorsitzende des Sozial- und Gerd Nielsen als Vorsitzender des Wohnungsbauausschusses schlugen vor, dass die Gemeinde für den erwarteten Mietausfall mit einer Summe von bis zu 15.000 Euro einspringt. Noch verhindert zwar der Interimshaushalt die Freigabe der Gelder, so lang würde das KLM die Mieten aber stunden.
Dank dieser einstimmig beschlossenen Entlastung kann der Verein noch Anschaffungen für den Haushalt der WG tätigen. Als Initiator und Gründungsmitglied des mittlerweile 20 Mitglieder zählenden Vereins „Gemeinsam Leben und Wohnen“ erinnerte Gerd Nielsen daran, dass eine passive Mitgliedschaft – aktive Mitglieder sind der Vorstand und die Bewohner – auch eine gute Möglichkeit sei, das Projekt zu unterstützen.
Geschrieben von: Sylt Connected / veröffentlicht am: 08.04.2022