Seehundjäger Rolf Lorenzen im Einsatz in Hörnum und Rantum
Gleich zwei Kegelrobben geholfen
Foto: ohHörnum/Rantum. Rolf Lorenzen hatte dieser Tage viel zu tun. Der ehrenamtlich engagierte Seehundjäger war am vergangenen Dienstag gegen 8 Uhr am Strand von Hörnum unterwegs, „da, wo die Jugendherberge liegt“, sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. Dort fand er eine Kegelrobbe, die nur noch 17 Kilogramm wog. „Die muss jetzt dringend aufgepäppelt werden, deshalb haben wir sie direkt in eine Transportkiste gelegt und mit dem Autozug aufs Festland geschickt.“ In Niebüll, erzählt Rolf Lorenzen, warten Mitarbeiter der Seehundstation Friedrichskoog und nehmen die unternährte Kegelrobbe mit, um sie in der Station fachgerecht zu pflegen und zu ernähren.
Um den zweiten Fall kümmerte sich Lorenzen dann am vergangenen Mittwoch gegen 14.30 Uhr – diesmal in Rantum. „Am Übergang zum Campingplatz lag ein weiteres Jungtier, diesmal aber recht propper, quicklebendig und kerngesund. Die haben wir am Donnerstagmorgen an der Ablaufbahn am Lister Hafen wieder ins Wasser zurückgebracht.“ (Foto)
Nicht mehr als sonst in dieser Jahreszeit ist der Seehundjäger auf der Insel unterwegs, um dem Robbennachwuchs zu helfen. „Zwei- bis drei Mal, das ist für diese Zeit durchaus üblich und mit Sicherheit nicht mehr als sonst.“
Wenn Spaziergänger auf der Insel eine Kegelrobbe am Strand finden, sollen sie bitte umgehend die Seehundstation Friedrichskoog anrufen. Sie ist unter 04854 1372 erreichbar und kümmert sich nach dem Eingang des Anrufs dann um alles Weitere.
Stichwort Kegelrobbe
Kegelrobben sind die größten Raubtiere Deutschlands. Im Nationalpark Wattenmeer sind sie neben den kleineren Seehunden die zweite vorkommende Robbenart. Zwischen Sylt und Amrum, Helgoland und Juist existieren Kolonien. Die Bestände wachsen. Um ein genaueres Bild über die Bestände vor Ort zu bekommen, werden im Auftrag der Nationalparkverwaltungen im Winter und Frühjahr spezielle Erfassungsflüge durchgeführt. Im Winter wird der Nachwuchs geboren und im Frühjahr schließt sich der jährliche Fellwechsel der Kegelrobben an. Beide Lebensabschnitte bieten eine gute Gelegenheit, die Tiere an Land zu zählen.
2019 lebten etwa 6.500 Kegelrobben im Wattenmeer und auf Helgoland.
Wie man aus archäologischen Funden schließt, gab es vor ein paar tausend Jahren im Wattenmeer sogar mehr Kegelrobben als Seehunde.
Ihren Namen verdanken die Robben ihrem kegelförmigen Kopf oder den kegelförmigen Zähnen. Wer es kurioser mag: Der wissenschaftliche Name Halichoerus grypus bedeutet so viel wie ‚hakennasiges Schwein des Meeres‘. Bei den männlichen Tieren, den Bullen, ist die markante, langgestreckte Kopfform besonders deutlich ausgeprägt. Im englischsprachigen Raum bezeichnet man die Kegelrobbe daher auch manchmal als ‚horsehead seal‘. Bei einer Schifffahrt durchs Wattenmeer lassen sich auf Sandbänken zwischen den Seehunden auch Kegelrobben entdecken. Im Nebeneinander werden die unterschiedlichen Körpermerkmale gut deutlich.
Auch in Größe und Fellfärbung lassen sich die Geschlechter gut unterscheiden: Die deutlich größeren Männchen haben ein dunkleres Fell, oft mit hellen Flecken. Weibliche Tiere tragen ein helles Fell mit dunklen Flecken. Die jungen Kegelrobben kommen mit einem hellen, flauschigen Geburtsfell zur Welt. Dieses Fell wird im Verlauf der ersten sechs Lebenswochen abgestoßen und durch das normale Fell ersetzt, bevor die Jungen das erste Mal freiwillig in das nasse Element schlüpfen. Eine dicke Speckschicht schützt vor drohender Unterkühlung. Pro Tag futtern sich die kleinen Kegelrobben 1-2 Kilogramm an Gewicht an – so lange, bis sie etwa viermal so schwer sind wie bei der Geburt. (Quelle: Nationalpark Wattenmeer)
Geschrieben von: Heiko Wiegand / veröffentlicht am: 06.01.2022