Container für Geflüchtete auf die Grünfläche südlich der Sylter Werkstätten
Ein Wohnort am Flughafen
Foto: Nicole Lütke An diesem Ort im Gewerbegebiet am Flughafen sollen künftig Container für rund 70 Geflüchtete aufgestellt werden. Sie sollen zwei Jahre dort stehen bleiben. Im Hintergrund: die Feuerwache.Gemeinde Sylt. Es war eine Entscheidung von enormer Tagweite für die Gemeinde, was man auch an der Menge der Besucher ablesen konnte: Rund 50 Bürgerinnen und Bürger waren am vergangenen Donnerstagabend ins Rathaus gekommen, um als Gäste der letzten Sitzung der Gemeindevertretung (GV) in diesem Jahr dabei zu sein. Es ging um die Frage, wo Container für rund 70 Geflüchtete aufgestellt werden sollen.
Die Auswahl der Plätze war bereits im Vorfeld umstritten: Es standen der Schützenplatz, die Grünfläche südlich der Sylter Werkstätten gegenüber dem Flughafen, der Parkplatz auf dem Johann-Möller-Platz sowie die Grünfläche neben der Feuerwache Westerland zur Auswahl.
Die Entscheidung fiel auf die Fläche bei den Sylter Werkstätten. Das Votum war eindeutig, denn 25 Vertreter stimmten dafür. Nur Grietje Stöver von der CDU stimmte gegen den Antrag, der von allen Fraktionsvorsitzenden vorab unterschrieben worden war. Raphael Ipsen stimmte nicht mit ab und verließ vor der Entscheidung den Raum.
Der Antrag der GV umfasst neben der Entscheidung für den Standort auch die Entwicklung eines Integrationskonzepts, mit dem „Schwerpunkt der Integration der anerkannten Flüchtlinge in den Wohn- und Arbeistmarkt“. Für diese Aufgabe können, wenn nötig, externe Berater hinzugezogen werden.
In einer Fraktionsrunde begründeten die Vertreter ihre Entscheidung, die letztendlich von einer breiten Mehrheit getragen wurde. Lars Lunk von der Sylter Wählergemeinschaft (SWG) sagte, dass man „grundsätzlich Schwiergkeiten“ damit hat, Menschen in Containern unterzubringen. Die Gemeinde muss aber eine menschenwürdige Unterbringung sicherstellen. Peter Erichsen (SSW) merkte an, dass man sich viele Gedanken über den richtigen Standort gemacht hat und „wo die Container am besten hinpassen.“
Roland Klockenhoff von den Grünen hob hervor, dass „die Menschen nun mal ein Dach über dem Kopf brauchen.“ Diese Aussage provozierte den Zwischenruf, dass auch „Sylter ein Dach über dem Kopf brauchen.“ Klockenhoff antwortete darauf, dass die Flüchlinge auch Sylter sind, was zu Gelächter bei den Zuhörern führte. „Wann ist man ein Sylter? Nach einem Jahr? Wie viele Generationen braucht es?“ Klockenhoff erinnerte daran, dass es 1947 auf Sylt 12.449 Einwohner und 13.956 gemeldete Flüchtlinge gab. Er dankte den Ehrenamtlichen, die sich bereits seit Jahren für Flüchtlinge engagieren, beispielsweise in den Sportvereinen.
Gerd Nielsen (SPD) hält den gewählten Standort „nicht für die beste Lösung.“ Er hätte sich für den Schützenplatz entschieden, um den Flüchtlingen zu zeigen, „dass sie Teil der Gemeinde sind. Aber ich bin froh, dass wir eine Lösung gefunden haben“, sagte er.
Ulrike Körbs (Insulaner) sprach von einem „guten Kompromiss“. Und weiter: „Die Enwicklung eines Integrationskonzeptes ist ein guter Schritt, denn man muss den Flüchtlingen zeigen, dass sie willkommen sind.“
Grietje Stöver (CDU) stimmte als einzige Vertreterin gegen den Antrag. Die Container könnten zu „Irritationen“ bei den Menschen führen, die in den Werkstätten arbeiten. Denn diese könnten „nicht so reflektieren“ wie andere Menschen. Man hätte Zeit, eine adäquate Lösung zu suchen. Sie sprach sich gegen Standorte für Container aus, die in der Nähe von Kitas oder Grundschulen liegen, da sie „Irritationen“ befürchtet.
Die Container sollen für zwei Jahre angemietet werden. Die Insel hält aktuell 236 Betten in zehn Objekten vor. Von diesen sind 91 belegt, 114 werden von anerkannten Geflüchteten genutzt, die auf Wohnungssuche sind. Derzeit wohnen anerkannte Flüchtlinge in der Danziger Straße 4, der Theodor-Heuss-Straße 5 (beides Westerland) sowie in der Alten Bahnhofstraße 5 und 6 in List.
Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 25.12.2023