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Mit Thomas Hagel, dem neuen Tourismus-Chef von Hörnum, im Gespräch

Ein Konzept für den Hafen

Foto: Hagel Thomas Hagel ist seit Anfang Februar Leiter des Tourismus-Service. Mit unserer Zeitung sprach er über erste Eindrücke und Pläne für die Zukunft.

Hörnum. Wer in Hörnum Tourismus-Chef wird, hat in den vergangenen Jahren die Perspektiven eines HSV-Trainers geteilt: Nach einem halben Jahr immer noch da? Da läuft doch was schief!
Thomas Hagel hat sich vorgenommen, diesen Bann zu brechen und dem Inselsüden eine langfristige Perspektive für seine touristische Entwicklung zu geben. Der gebürtige Hamburger, der auf Sylt aufgewachsen ist und auf der Insel Abitur gemacht hat (und danach auf Sylt noch viele Sommer verbracht hat), kennt sich in der Branche bestens aus, war lange weg und möchte seine Erfahrungen gern dort unterbringen, wo er aufgewachsen ist: auf der Insel. Unser Redaktionsmitglied Heiko Wiegand kam mit dem sympathischen Touristiker ins Gespräch.

Herr Hagel, nach allem, was hier in Hörnum in den vergangenen Jahren passiert ist – wie sind Sie zu dieser Stelle gekommen?
Das war eine ganz normale Ausschreibung, die ich über den Job-Newsletter der SMG gefunden habe. Meine Frau als Münchnerin hat die Nordsee nicht gekannt. Als sie dann vor drei, vier Jahren das erste Mal auf Sylt war, war sie so begeistert, dass sie mir den Auftrag gegeben hat, mich doch hier mal umzuschauen nach einer interessanten Stelle. Und dann kam ich auf diese Stellenausschreibung in Hörnum.

Wann war das gewesen?
Das Bewerbungsgespräch war am 10. November vergangenen Jahres, die Zusage kam bereits am folgenden Tag.

…Und haben dann auch ohne zu zögern das Angebot angenommen…
(lacht) Genau! Ohne zu zögern, aber schon in Kenntnis der Situation hier in Hörnum. Ich habe natürlich in den Zeitungen von der Situation im Tourismus-Service gelesen und auch kurz nachgedacht, ob ich damit zurecht komme. Aber ich war und bin mir sicher, dass ich das schaffen kann. Ich habe inzwischen die Reife, die man für ein solches Umfeld braucht.

Darf ich Sie nach Ihrem Alter fragen?
Ich bin 58 Jahre alt.

Und Sie planen hier mit Ihrer Frau längerfristig zu bleiben?
Genau, wenn es nach meiner Frau und mir geht, soll das hier die letzte Station unseres Berufsweges werden, denn meine Frau hat auf Sylt inzwischen auch eine unbefristete, ihrer Qualifikation entsprechende Stelle als Psychologin gefunden.

Leben Sie auch hier in Hörnum?
Ja, wir haben hier mit Hilfe der Gemeinde eine Wohnung gefunden. Das war für uns auch essentiell, sonst kann man eine solche Stelle nicht annehmen.

Wann hatten Sie hier Ihren ersten Tag?
Am 1. Februar.

Gab es eine Übergabe mit Ihrem Vorgänger?
Nein, der war gar nicht mehr hier. Mein Vorgänger hat nach meiner Kenntnis Ende November vergangenen Jahres aufgehört.

Wenn Sie aus heutiger Perspektive Hörnum sehen – was ist das Erste, was Sie als Manager im Tourismus verändern möchten?
Erstmal gar nichts. Ich bin hier neu, ich hatte viele Vorgänger. Meine vordringliche Aufgabe ist es jetzt, die Saison vorzubereiten, ich muss notwendige Investitionen anschieben, Ausschreibungen durchführen und offene Stellen besetzen, also die ganzen Dinge, die notwendig sind, um eine Saison erfolgreich zu führen. Aber strategische Steuerung werde ich jetzt, im ersten Sommer, erstmal bewusst nicht machen, weil ich zuerst einmal zuhören und die Leute kennenlernen möchte. Hier in Hörnum gibt es jede Menge erfahrener und kompetenter Menschen, die ihre Sichtweisen haben. Und die werden mir sagen, was sie meinen, was für meine Arbeit wichtig ist. Was haben die Menschen hier für Anliegen? Erstmal zuhören. Dafür möchte ich Zeit einplanen.

Gibt es denn schon ein paar Stichworte, dass Sie aus heutiger Sicht sagen, die liegen in ein, zwei Jahren in meinem Fokus?
Die Themen hier in Hörnum liegen auf der Hand. Was für Hörnum wichtig ist, ist die Zukunft des Hafens. Die Gemeinde möchte ihn gerne übernehmen. Da sind vor allem zwei Fragen zu klären, erstens: Wie finanziert man das? Was bekommt man an Zuschüssen? Und zweitens: Wie betreibt man dann den Hafen? Es ist Konsens in beiden Fraktionen in Hörnum, den Hafen zu übernehmen und ihn nicht defizitär betreiben zu wollen. Dafür braucht es ein Konzept.

Wäre das dann Ihre Aufgabe?
Da wirke ich mit. Da sind viele Akteure am Tisch und für mich wird es darum gehen, einen gemeinsamen Nenner herauszuarbeiten.

Der Hafen ist aktuell in der Hand des Bundes?
Ja. Das war er immer. Und er wollte dafür ursprünglich auch Geld haben. Von diesem Ziel ist er jetzt abgerückt. Dafür hat sich in der Zeit, wie sich die Preisvorstellungen des Bundes reduziert haben, der Sanierungsbedarf erhöht.

Wie ist aktuell der Stand der Dinge im Hafen?
Zwei Molen sind jetzt zu.

Sehen Sie daraus resultierend einen akuten Handlungsbedarf, den Hafen kurzfristig für die Zukunft zu ertüchtigen?
Das eine ist die Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit. Und darüber hinaus müssen wir unbedingt vermeiden, dass auch die anderen Molen geschlossen werden. Das wäre dann der touristische GAU für Hörnum, für seine Wirtschaft und für seine Bewohner. Das hätte Hörnum nicht verdient.

Sehen Sie denn vor diesem Hintergrund möglicherweise doch Handlungsbedarf bereits in diesem Jahr?
Das steht mir nicht zu zu sagen. Da geht es ja auch um technische Beurteilungen, zu denen ich nichts sagen kann. Und es geht ja immer auch um die Frage der finanziellen Machbarkeit. Durch das touristisch Gebotene ergibt sich ja nicht zwangsläufig eine Finanzierbarkeit.

Können Sie denn bereits jetzt auch was über die Perpektiven des Campingplatzes in Hörnum sagen?
Es gibt einen Beschluss der Gemeindevertretung, dass der Campingplatz zum Ende der Saison erstmal komplett geräumt wird. Nach einer Begehung vor einiger Zeit haben wir festgestellt, dass die Situation dort so nicht mehr tragbar ist. Der Platz wird jetzt einmal komplett geräumt und alles, was dort steht, wird weggenommen. Bis Ende Oktober wird es dann Konzepte und Überlegungen geben, was die nächsten Schritte sein werden. Der Investitionsbedarf ist jedenfalls hoch.

Wenn Sie den Campingplatz auf der einen Seite sehen und den Hafen auf der anderen, und Sie sehen diese Gemeinde in zehn Jahren, wo hätten Sie diese Gemeinde mit ihrer touristischen Entwicklung gerne?
Wie gesagt, meine persönlichen Überlegungen sind da nicht so relevant. Ich sehe natürlich Dinge, die man machen könnte, aber was am Ende das Richtige ist, das mag ich jetzt noch nicht zu beurteilen. Was klar ist: Hörnum hat unglaublich viel Potenzial. Ich bin positiv überrascht von der Entwicklung des Ortes in den vergangenen Jahren, was Ortsbild und Architektur betrifft. Sie haben hier verschiedene Strände für verschiedene Bedürfnisse und hier leben tatsächlich auch noch Leute dauerhaft. Das ist hier lebendig.
Und was mir noch wichtig ist: Man braucht, wenn man in Hörnum Urlaub macht, kein Auto. Es ist alles da, wir haben einen Supermarkt und alle Strände sind fußläufig zu erreichen. Direkt daneben liegt der Hafen. Das bietet natürlich Potenzial, den Ort auch schöner zu gestalten. Das SyltGo-Konzept der SVG funktioniert jetzt ja auch in Hörnum. Die Gastgeber haben jetzt die Möglichkeit, für einen Beitrag von 1,50 Euro pro Nacht ihren Gästen die kostenlose Nutzung der Sylter Busse zu ermöglichen. Da hat es sich auf eine Woche gerechnet schon gelohnt, wenn ich nur einmal von Hörnum nach Westerland und zurück fahre. Es würde mich freuen, wenn ich davon noch weitere Gastgeber in Hörnum überzeugen könnte.

Letzte Frage: Können Sie mir denn einmal kurz skizzieren, wo Sie waren, als Sie nicht auf Sylt waren?
Ja, klar. Ich habe Politikwissenschaften in Berlin studiert, dort habe ich mich auf Entwicklungszusammenarbeit konzentriert. Ich war dann im Rahmen eines Stipendiums für ein Jahr in Kamerun, habe dort für die US-amerikanische Entwicklungshilfebehörde US Aid gearbeitet. Nach dem Studium war ich in der Entwicklungszusammenarbeit tätig für eine weltweit tätige Beratungsfirma, die unterschiedlichste Entwicklungsprojekte geplant und mit Personal ausgestattet hat. Meine Rolle war gewissermaßen die eines Headhunters. Ich habe die verschiedenen Projekte mit Fachpersonal besetzt. Dann war ich zwei Jahre Vollzeit in Barcelona und habe mich danach mit meinen vorhandenen betriebswirtschaftlichen Neigungen auf den Tourismus konzentriert. Bei TUI habe ich dann den polnischen Reiseveranstalter aufgebaut, die TUI Polska.
Bei einer Münchner Beratungsfirma, die spezialisiert ist auf Inlandstourismus in Deutschland, habe ich vier Jahre lang Beratungsprojekte verantwortet für alle möglichen Gebietskörperschaften auf Bundeslandsebene sowie Kreis- und Kommunalebene. Da unter anderem Wangerooge und das Landestourismuskonzept Thüringen. Tätig war ich auch im Marketing und im Finanzbereich.


Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 23.05.2023
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