Die Helden von nebenan
Die Freiwillige Feuerwehr List

List. Sie stehen manchmal mitten in der Nacht auf, um in ein brennendes Haus zu laufen. Familienfeiern verlassen sie vorzeitig, um jemanden aus einem verunfallten Auto zu befreien. Bei Sturm verlassen sie das Haus, um Mitmenschen zu helfen – und das 365 Tage im Jahr. Ohne Bezahlung.
Sie sind die Helden von nebenan – die rund eine Million freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen (Stand 31.12.2020, neue Zahlen werden für Herbst 2023 erwartet). Neben ihrem Ehrenamt haben diese Helfer noch ihren „normalen“ Job, für den sie bezahlt werden. Sie sind immer im Dienst, denn während der Arbeit oder in der Freizeit tragen sie einen Pager, der sie alarmiert, wenn es einen Einsatz gibt. Dafür engagieren sich die Ehrenamtlichen viele Stunden im Monat, besuchen Fortbildungen und lernen wie sie bei Feuer oder anderen Notlagen reagieren müssen.
Das war auch bei der FFW List im vergangenen Jahr nicht anders: Sie rückte zu 53 Einsätzen aus Davon waren es fünf Brandeinsätze, elf Personen oder Tiere wurden aus Notlagen befreit. Dazu kamen sieben Unwettereinsätze und fünf technische Hilfeleistungen.
Dazu wurden 25 Ausbildungsdienste abgehalten und drei Ausbildungen an der Landesfeuerwehr-Schule Schleswig-Holstein abgehalten. 24 Kameradinnen und Kameraden nahmen an verschiedenen Kreisausbildungen teil. Es waren ca. 850 Einsatzstunden und rund 1500 Ausbildungsstunden, hinzu kommen die ehrenamtlichen Stunden für die Durchführung von Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Wintermarkts oder dem Tanz in den Mai und die etlichen nicht erfassbaren Stunden der Wehrführung, Jugendbetreuung und Gerätewartung, ohne die die Feuerwehr grundsätzlich nicht funktionieren würde.
Dass die Feuerwehr List nach 18 Jahren Pflichtfeuerwehr nun wieder freiwillig ist, war mit Sicherheit das einschneidenste Ereignis des vergangenen Jahres. Am 27. Dezember wurde von der Gemeindevertretung beschlossen, die Anerkennung der Freiwilligen Feuerwehr zu beantragen. Das geschah am 2. Februar 2023. Am 10. März wurden neben vier neuen Mitgliedern 43 aktive Kameradinnen und Kameraden der Pflichtwehr in die Freiwillige Wehr übernommen. Es wurden eine Reserve-, Ehren-, Jugend- und Verwaltungsabteilung gegründet und eine Mustersatzung beschlossen. Seit dem 1. April ist die Wehr List nun wieder freiwillig. Sie besteht aus insgesamt 64 Mitgliedern:
• 38 Aktiven
• drei Reservemitgliedern
• zwei Zweit-Mitgliedern
• einer Anwärterin
• 17 Jugendlichen
• drei Ehrenmitgliedern und
• zwei Mitgliedern in der Verwaltungsabteilung.
„Ich bin seit 2003 ehrenamtlich in der Feuerwehr aktiv. Nachdem ich 2010 auf die Insel gezogen bin auch für die Lister Wehr. Der Hauptgrund war, schnell Anschluss am neuen Wohnort zu finden, aber natürlich auch meine Leidenschaft weiterhin zu leben. Feuerwehr ist für mich eine Gemeinschaft, die mir keiner nehmen kann.Wir verbringen viel Zeit miteinander, erleben Höhen und Tiefen gemeinsam und bewirken etwas Gutes für den Ort. Für den Notfall gewappnet zu sein und Menschen in Ausnahmesituationen helfen zu können, spornt mich tagtäglich an, die Lister Wehr jedezeit einsatzbereit und schlagkräftig zu halten“, sagt Wehrführer Felix Reder.
Aktueller Fuhrpark
Das aktuelle Fahrzeugkonzept wurde 2017 auf den Weg gebracht. Mit diesem konnte erst der Grundstein für die Freiwilligkeit gelegt werden.
• Der Kommandowagen ist das Führungsfahrzeug. In der Regel rückt dieser als Erstes zur Erkundung der Einsatzstelle mit dem Einsatzleiter und seinem Fahrer aus.
• Das Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 ist das Hauptfahrzeug in den meisten Lagen und rückt nach dem Kommandowagen in der Regel als zweites Fahrzeug zum Einsatz aus.
• Das Tanklöschfahrzeug wird bei Einsätzen im Ortsbereich wird dies als zweites Fahrzeug eingesetzt. Bei Feuermeldungen im Bereich unserer weitläufigen Heideflächen rückt es als Erstfahrzeug aus. Das Mannschaftstransportfahrzeug wird für die logistische Unterstützung an der Einsatzstelle, für unsere Jugendarbeit und die Fahrten zu den Ausbildungsdiensten genutzt
List wird Pflichtfeuerwehr
18 Jahre lang war die Wehr eine Pflichtfeuerwehr. Nachdem die Mannschaftsstärke 2005 zu gering war – zu dieser Zeit waren nur 15 Mitglieder aktiv – wurden 50 Lister Bürger zwischen 18 und 50 Jahren zum Dienst verpflichtet. Diese mussten eine Ausbildung absolvieren und eine Anerkennungsübung ablegen.
2017 konnte die Wehr in ein neues Gerätehaus an der Listlandstraße einziehen. Das alte Löschgruppenfahrzeug 16, das Tanklöschfahrzeug 16/24 und das Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser wurden durch neue Fahrzeuge ersetzt. Die Sollzahl wurde erfüllt und mit den neuen Fahrzeugen und neuer Technik war die Wehr schlagkräftig aufgestellt. Was bedeutet es für die Wehr, dass sie nun wieder freiwillig ist? „Für uns als Feuerwehr List verändert sich grundsätzlich erstmal nichts. Wir machen so weiter, wie wir es die letzten Jahre auch getan haben: hoch motiviert. Wir gehen voller Tatendrang und mit viel Spaß einem der wichtigsten Ehrenämter nach – Menschen zu helfen und Gemeinschaft zu leben. Der Begriff der Pflichtfeuerwehr war für uns nicht mehr angebracht. Bereits seit 2017 haben wir keine Bürgerinnen und Bürger mehr gegen ihren Willen zum Feuerwehrdienst verpflichten müssen. Durch unsere starke Jugendarbeit und einigen Interessierten konnen wir unsere Mitgliederzahlen stetig steigern und langfristig über der notwenigen Sollzahl halten.
Mit dem Übergang in die Freiwilligkeit stand es natürlich jedem der bisher Verpflichtenden frei zu gehen, doch bisher mussten wir nur einen Austritt verzeichnen. Wir erhoffen uns, mehr Freiwillige zu finden, die sich den Aufgaben einer Feuerwehr stellen und in eine kameradschaftliche Truppe eintreten möchten.
Insgesamt bedeutet die Freiwilligkeit für uns mehr Freiheiten in der Gemeinschaft, aber es sei auch ganz klar gesagt, nur der Ein und Austritt ist Freiwillig, der aktive Dienst und die Einsätze sind Pflicht“, so Felix Reder.
Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 02.05.2023
