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Friseur-Team im Tinnumer Salon „Amei“ kämpft um die Existenz

Das Kurzarbeitergeld reicht nicht

Foto: Peter Marnitz Im Friseursalon von Christina Sänger in Tinnum (Foto) bewegt sich seit Mitte Dezember nichts mehr.

Tinnum.(P.M.) Sie würde am liebsten Locken drehen, denn das erzwungene Däumchen drehen ist nicht die Sache von Christina Sänger. In ihrem Tinnumer Friseursalon bewegt sich seit dem Beginn des „scharfen“ Lockdowns am 16. Dezember vergangenen Jahres nichts mehr. „Diese Zwangspause gefährdet inzwischen meine Existenz und die meiner Mitarbeiterinnen. Lange halten wir das nicht mehr durch!“ Die Friseurin hat Angst um die Zukunft ihres Salons „Amei“ am Ingewai, den sie seit fünf Jahren betreibt. „Und das mit Erfolg“, wie sie betont.
In den vergangenen Wochen hat sie die Hände buchstäblich nicht in den Schoß gelegt. So hat die Chefin von sechs fest angestellten Friseurinnen unter anderem beim schleswig-holsteinischen Oberverwaltungsgericht eine einstweilige Anordnung beantragt, mit der sie ihr Geschäft wieder öffnen kann. Der Antrag wurde in den letzten Tagen abgelehnt. „Wir wollen ja niemanden gefährden und erfüllen die höchsten Sicherheitsstandards im Rahmen des Pandemieschutzes. Uns ist bewusst, wie gefährlich das Virus ist, aber bisher ist mir kein Fall bekannt, in dem ein Friseursalon ein Infektionsherd gewesen sein soll“, erklärt die engagierte Unternehmerin.

Deshalb beteiligt sich Christina Sänger auch an Aktionen, die auf die aktuellen Probleme ihres Berufsstandes aufmerksam machen. So nahm sie unter anderem in der Nacht zum 1. Februar an der Aktion „Licht an!“ teil, zu der der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks die mehr als 80.000 angeschlossenen Betriebe aufgerufen hatte. Mit einer Dauerbeleuchtung der Betriebe sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass bei Fortdauer des Lockdowns bei vielen Friseuren die Lichter endgültig ausgehen könnten. Auch bei der Aktion „Wir gehen mit ….voran“ war der Salon Amei dabei. Diese Initiative wird vom Einzelhandel getragen und hat das selbe Ziel: die Rettung der Betriebe, die unter den Corona-Einschränkungen leiden.
Bei dieser Aktion engagierten sich auch die Mitarbeiterinnen des Salons. „Wir ziehen an einem Strang. Wenn wir arbeiten, sind wir ein Team, da gibt es kein oben und unten. Wenn wir jetzt um unsere Existenz kämpfen müssen, bleibt diese Gemeinsamkeit auch erhalten“, beschreibt Birgit Wachtel, die dienstälteste Friseurin im Salon, die Situation. „Auch für uns Angestellte geht es an die Reserven. Das Kurzarbeitergeld reicht nicht, um ohne Einschränkungen weiterzuleben. Dazu fällt auch noch das Trinkgeld weg, das reißt ein Loch in die Haushaltskasse.“

Die Morsumerin weist auch auf die soziale Komponente hin, die mit der Schließung eines Friseurbetriebes wegfalle: „Für viele ältere Menschen ist das ein wichtiger Außenkontakt, wo man sich einmal aussprechen kann. Hier wird nicht nur die Schönheit gepflegt, hier wird manchmal auch die Seele gestreichelt.“

Mit diesem Team im Hintergrund wird sich Christina Sänger auch weiter für ihren Salon und ihren Berufsstand einsetzen. Unter anderem nimmt sie an einer nach Corona-Regeln organisierten Demonstration in der Landeshauptstadt Kiel teil. Am Herzen liegt es ihr auch, dass der betroffene Handel und die Dienstleister auf der Insel mit öffentlichen Aktionen auf ihre Situation aufmerksam machen.

Dabei wird sie auch von „Josy“ unterstützt. Der kleine und extrem zutrauliche Chihuahua vermisst das Leben im Salon, wo er sich zum Liebling der Kundinnen entwickelt hat. Im Moment scheinen ihm die vielen Streicheleinheiten zu fehlen. Als sich jetzt einmal die Türen des Salons öffneten, stürmte er fröhlich bellend hinein, um dann sichtlich enttäuscht mit fragendem Blick vor den leeren Stühlen stehen zu bleiben. Auch er ein Opfer des Lockdowns.


/ veröffentlicht am: 03.02.2021
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