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Sonnenuhren erinnern an eine andere Zeit

Das Erbe der Keitumer Kapitäne

Foto: Sophie Otto Im Format 80 mal 80 Zentimeter ist diese Sonnenuhr am Keitumer Senhüs angebracht. Sie zeigt übrigens die Sommerzeit – zur Jahreszeit passend.

Keitum. Wer schon mal einen gemütlichen Spaziergang durch Keitum gemacht hat, dem sind sie vielleicht aufgefallen: die Sonnenuhren, die einige der schönen alten Friesenhäuser zieren. In verschiedenen Größen und verschiedenen Farben, manche mit eingearbeiteten Initialen, andere mit Symbolen wie Schiffen oder Sternen, erzählen sie die Geschichte des Kapitänsdorfes, des alten Mittelpunktes der Insel Sylt.
Claas-Eric Johannsen, Hotel­ier in Keitum und Eigentümer des Benen-Diken-Hofs, haben es diese schönen Uhren und ihre Geschichte besonders angetan. 2013 hatte er seine eigene Sonnenuhr in Auftrag gegeben. Sie fand ihren Platz auf der Südseite des in dieser Zeit neu gebauten Senhüs – zu Deutsch „Sonnenhaus“ – und kann von jedem Spaziergänger von der Straße aus bewundert werden. Das Projekt hat den geborenen Sylter zum jüngsten Bauherrn einer Sonnenuhr in Keitum gemacht. Schnell hat er auch den richtigen Mann zur Anfertigung seiner Sonnenuhr gefunden: Hans-Jürgen Westphal, der 2013 als Glasbläser in Keitum tätig war, arbeitete die 80 mal 80 Zentimeter große Uhr aus Kupfer in die Wand des Sonnenhauses ein. Zudem fügte er einige Besonderheiten hinzu. So enthält diese Uhr Glaselemente, die das Meer symbolisieren. Zudem sind die Sonne und sogar die Sternzeichen zu erkennen. Auch die Uhrzeit kann deutlich abgelesen werden – sofern die Sonne scheint, natürlich. Eingestellt ist die Sonnenuhr auf die Sommerzeit. „Man sieht immer wieder Menschen, die stehen bleiben und die Uhrzeit mit ihrer eigenen Uhr vergleichen. Und feststellen, dass es stimmt“, erzählt Johannsen stolz.
Der Hotelier kennt auch den Grund für die hohe Zahl der Sonnenuhren in Keitum. Diese stehen in direkter Verbindung mit der Geschichte des Ortes – schließlich wird Keitum nicht ohne Grund auch Kapitänsdorf genannt. In den vergangenen Jahrhunderten war die einstige Hauptstadt von Sylt das Zuhause etlicher Kapitäne, von denen sich auch viele dort nach erfolgreichen Jahren auf See zur Ruhe gesetzt hatten. Wer das Leben auf dem Segelschiff noch nicht hinter sich lassen konnte, hatte jungen Leuten in Keitum Navigationsunterricht gegeben, unterstützt von einer Sonnenuhr, die in die Wände der Kapitänshäuser eingearbeitet waren. Dabei hatte jede ihr eigenes Design, ausgezeichnet durch besondere Elemente wie Initialen oder spezielle Symbole. Nicht alle dieser Uhren sind heute noch erhalten, doch das Erbe ist noch lange nicht verloren. Und auch wenn Claas-Eric Johannsen keine Wurzeln in der Seefahrt, sondern in der Landwirtschaft hat, trägt auch er dazu bei, die Erinnerung an die Keitumer Vergangenheit aufrecht zu erhalten. So erzählt er auch die Geschichte eines besonderen Kapitäns, der sich für sein Haus zwar gegen eine Sonnenuhr entschieden hatte, allerdings trotzdem einen großen Beitrag zum kulturellen Erbe Keitums geleistet hatte. Kapitän Uwe Peters, Großvater von Uwe Jens Lornsen, der im 18. Jahrhundert mit dem Handelsschiff Fortuna von Altona auf den Weltmeeren unterwegs war, hat sich wie viele Kapitäne vor und nach ihm in Keitum zur Ruhe gesetzt und 1759 dort sein Haus am grünen Kliff gebaut. Das Haus ist heute noch eines der bekanntesten Gebäude der Insel, denn inzwischen befindet sich darin das Heimatmuseum. Über der Eingangstür befindet sich, anstatt einer Sonnenuhr, das Relief der Fortuna von Altona.


Geschrieben von: Sophie Otto / veröffentlicht am: 16.05.2024
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