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Im Interview mit dem Chef des Meerkabaretts, Joachim Wussow

50 Prozent weniger Gäste

Foto: Archiv Meerkabarett-Chef Joachim Wussow in seinem Büro in Rantum. Im Interview mit unserer Zeitung zog er Bilanz für 2022 und gab einen Ausblick auf das nächste Jahr.

Insel Sylt. Wie lief der erste Sommer ohne größere Corona-Beschränkungen für das Meerkabarett? Unsere Zeitung kam dieser Tage mit seinem Chef Joachim Wussow ins Gespräch.

Herr Wussow, wie fällt Ihr Fazit der Sommersaison aus?
Joachim Wussow: Das Entscheidende ist, wir hatten eine Sommersaison! Mit über 50 Veranstaltungen in Rantum und Keitum, ohne Corona unter den Mitarbeitern. So gesehen war alles gut. Enttäuschend waren die geringeren Besucherzahlen. Im Vergleich zu 2019 waren es 50 Prozent weniger Menschen, die bei unseren Veranstaltungen zu Gast waren. Damit liegen wir im traurigen Bundestrend.

Das kann sich nicht rechnen…
Dank des Sonderfonds der Bundesregierung für Kulturveranstaltungen ging es. Er gibt uns Veranstaltern die Chance auf Defizitausgleich.

Das heißt, man meldet sein Defizit und schon fließt Geld?
Man muss den Verlust dokumentieren. Dann ist der Bund nach Prüfung bereit, vorhandene Ticketeinnahmen maximal zu verdoppeln. Das heißt, wenn wir 400 Besucher gebraucht hätten und haben 250, geht die Rechnung auf und man bekommt für die fehlenden 150 Kompensation. Wenn man aber 200 Besucher braucht und hat nur 50, entsteht ein Defizit. Es bleibt ein unternehmerisches Risiko.

Ist das ein Punkt, den Sie kritisieren oder ist das nicht sehr fair?
Im Prinzip ist es großzügig und dafür sind wir sehr dankbar. Dass es im Einzelfall nicht so viel hilft oder so schnell geht, wie es schön wäre – das wird es immer geben. Wichtig ist, dass die Gesamtrechnung aufgeht.

Wie wird es jetzt im Oktober? Da gibt es ja auch Veranstaltungen.
Ja, neun Termine im Alten Kursaal in Westerland. Damit die Wege für die Besucher kürzer sind. Das geht aber nur, weil es einen weiteren Fördertopf der Bundesregierung gibt. Er heißt ‚Neustart Kultur‘ und fördert Wortprogramme: Kabarett, Comedy, Lesungen, Magie… Sie kommen, im Gegensatz zu großen Musiknummern, meistens mit weniger technischem Aufwand und mit weniger Personen, die anreisen und übernachten, aus.

Es scheint viel staatliche Unterstützung zu geben.
Die Regierung hat einen breiten Fächer für die Kultur aufgespannt, der aber Ende des Jahres ausläuft. Die Zeit müssen wir nutzen, denn wenn wir dieses Angebot nicht annehmen, fließt ja auch kein Geld zu Künstlern, Mitarbeitern, Technikern, Einlasspersonal. Da sehe ich uns als Veranstalter in der Pflicht.

Gibt es deshalb auch Programm zwischen Weihnachten und Silvester?
Auch deshalb. Wir fangen, gemeinsam mit dem ISTS, mit einer großartigen Elvis-Gospelshow im Congress-Centrum an. Dann kommen drei Termine im Alten Kursaal: Stefan Gwildis, Jörg Knör und Silvester die Gregorian Grace Produktion mit gregorianischen Gesängen, aber auch mit Rock und Pop. Traditionell und modern! Eine tolle Silvesterveranstaltung!

Was ist nächstes Jahr? Wird es eine 29. Meerkabarett-Saison geben?
Wir haben viel vor und sind dazu mit der Gemeinde im Gespräch. Wenn das Meerkabarett in Rantum wieder öffnet, dann über einen neuen Eingang auf der Straßenseite. Ohne Zelte, mit einer Bar in der Halle, festen Sanitärräumen statt des Toilettenwagens. Wir haben ja die Mineralwasserabfüllung 2021 eingestellt. Die Abfüllanlage, die einen großen Teil der Halle einnimmt, kommt also raus. Stattdessen stellen wir uns eine kleine Manufaktur vor, in der der Gast selbst Wasser zapfen und Flaschen abfüllen kann. Da bleibt viel Platz für Neues – und den wollen wir nutzen. Unser Programm für 2023 soll Ostern erscheinen. Lassen Sie sich überraschen!

Das Herbstprogramm im Meerkabarett: Alfons (Samstag, 1. Oktober), Markus Maria Profitlich (Sonntag, 2. Oktober), Ingo Appelt (Sonntag, 9. Oktober), Gustav Peter Wöhler & Christian Maintz (Montag, 10. Oktober), Emmi & Willnowsky (Donnerstag, 13. Oktober), Vince Ebert (Montag, 17. Oktober), Farid (Dienstag, 18. Oktober), Sven Regener (Freitag, 28. Oktober) und Lars Reichow (Montag, 31. Oktober)


Geschrieben von: Heiko Wiegand / veröffentlicht am: 29.09.2022
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